New Jersey.
Wieder hier zu sein war merkwürdig, aber gleichzeitig so vertraut.
Vertraut waren mir der Duft von Zigaretten im Sonnenschein, der endlose Strand und die ganzen Wolkenkratzer.
Merkwürdig war, dass ich weder bei Mom, noch bei Dad lebte - sondern bei meinem Vormund.
Mom wusste wohl schon vor ihrem Tod, dass ich einen Vormund benötigen würde. Deshalb hatten sie und mein Stiefvater mit den Behörden geregelt, dass ich im schlimmsten Fall bei meinem Stiefvater Unterkunft und "Fürsorge" bekäme. Dieser schlimmste Fall war eingetreten, als mein Dad hinter Gitter geriet und ihm das Sorgerecht abgesprochen wurde.
Drew, mein Stiefvater und auch Vormund, war ganz okay. Ich kannte ihn zwar nicht gut, aber gut genug um zu wissen, dass er viel Wert auf Disziplin und Ordnung legte und viel Sport trieb.
Er war außerdem ein Workoholic - das erklärte zumindest dieses opulente Haus, in dem wir lebten. Es lag vielleicht eine Minute Fußweg vom Strand entfernt.
Wenn ich mit offenen Fenstern schlief, was ich - jetzt wo es August war - immer tat, konnte ich das Meer rauschen hören.
Und wenn ich mich auf meinen Balkon setzte (ja, mein Zimmer hatte einen eigenen Balkon!!), konnte ich dabei zusehen, wie die Wellen den Strand küssten.
Ich sah mich in meinem Zimmer um. Als ich hier ankam, hatte das Zimmer keine Persönlichkeit. Nur ein großes Bett, ein Schreibtisch und eine Kommode standen hier, die alle farblich natürlich zueinander passten. Auch ein großer, flauschiger Teppich lag inmitten des Zimmers - er war wahrscheinlich sogar weicher als das Bett, auf dem ich als ich bei meinem Dad gewohnt hatte, geschlafen habe.
Ich habe die Jungfräulichkeit des Zimmers aber direkt nach meinem Einzug geraubt, indem ich meine ganzen Polaroidfotos an einer Leine, die durch das Zimmer hang, befestigte und meine gefühlt tausenden Zimmerpflanzen auf den Boden oder auf die Kommode platzierte.
29. Es waren 29 Zimmerpflanzen. Darunter Sukkulenten, Kakteen und Efeu.
Nur meine Bücher blieben in ihren Kartons, denn hatte ich leider noch kein Bücherregal.
In den kommenden Tagen würde ich wohl zum Secondhandshop fahren und mir eines holen.
Die Sonne schien in mein Zimmer und tauchte alles in ein warmes, oranges Licht.Verzweifelt pustete ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und war mir unschlüssig darüber, ob ich den restlichen Abend an den Strand gehen, oder mich meinen Koffern widmen sollte, in denen noch meine ganzen Klamotten verstaut waren und nur darauf warteten in meinen begehbaren Kleiderschrank aufgehangen zu werden.
Ich schüttelte den Kopf, schnappte meinen Rucksack und schlüpfte in meine Flipflops, bevor ich nach Draußen ging.
Draußen war es wärmer als im Haus - das war ich auch von Los Angeles gewohnt.Doch hier in New Jersey waren alle Jahreszeiten spürbar. Das hatte ich all die Jahre in LA vermisst.
Ich ging durch den warmen Sand auf das glitzernde Meer zu, hinter das die Sonne bald verschwinden würde.
Meine Gedanken trieben wie die Wellen vor sich hin, bis ich plötzlich durch ein lautes Schreien aus meiner kleinen Blase gerissen wurde. Mein Blick folgte dem Ursprung des Schreies und landeten auf ein gut gebräuntes Mädchen mit langen glatten Haaren und einigen Tattoos.
Sie hatte ihre langen, schlanken Finger vor ihren Mund gelegt und ihre hellbraunen Augen waren weit geöffnet.
Ich folgte ihrem Blick und sah, was sie so in Schrecken versetzte - ein ertrinkender Yorkshire Terrier.
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Catch me if I fall
ChickLitAbgeschlossen ✔️ Er verachtet sie. Er schmeckt sie. Er stürzt sie in den Abgrund. Sie fällt. Wir lagen auf den Rücken und brauchten nichts zu sagen. Ich glaubte, genau das brauchte er gerade - und ich konnte klar verstehen, wieso. Was immer ihn bedr...