A Demon With An Angel Face

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Die Atemnot wurde immer größer, obwohl ich hörbar ein und aus atmete. Schnell sog ich die Luft in mich auf, doch nichts besserte sich. Ich hyperventilierte. So wie immer, wenn ich unter Panik stand.

In meinen Ohren rauschte es. Ich versuchte meinen Arm zu heben, doch er fiel direkt kraftlos auf die Stoffkissen neben mir.

Ein Handy vibrierte laut auf dem Tisch. So laut, dass ich das Vibrieren durch meine Knochen spürte. Doch Vince kümmerte es wenig. Seine Hände kneteten an meinen Brüsten und die Berührung fühlte sich so intensiv an, dass ich mir an den Haaren ziehen wollte, nur um das Gefühl auszublenden, was er mir verschaffte. Das Vibrieren verstummte endlich, doch meine Gänsehaut verließ mich nicht.

Ich wollte schreien, doch nur ein verzweifeltes Wimmern verließ meine Lippen. Verdammt, kann jemand das Fenster öffnen? Ich bekomme keine Luft mehr!

"Bist du aufgeregt? Sollen wir es langsam angehen?", hörte ich Vince mit falschem Mitleid säuseln. Dann lachte er. "Wobei langsam angehen nicht zu meinen Stärken gehört..."

Wieder dieses laute Vibrieren.
Grob klatschte seine Hand auf meinem Oberschenkel und das Ziehen, was darauf folgte, fühlte sich an wie eine Verbrennung.
Gereizt ließ er sich von mir ab und erhob sich.

Das Vibrieren verstummte wieder. "Was willst du?", fragte er mit einem Knurren in seiner Stimme.

"Was?", presste er hervor. "Ich wusste nicht, dass sie zu dir gehört..." Er klang plötzlich nicht mehr so aggressiv. Er klang, als würde er sich selber rechtfertigen.

Ich ahnte, dass er mit jemanden telefonierte. Lange schwieg er und atmete hastig aus. Ich hörte seine Schritte, wie sie im Zimmer hin und her gingen. Doch konnte ich meinen schweren Kopf nicht zu ihm drehen. Ich sah auf die Decke, die aussah, als würde sie aus weißem Wasser bestehen, das hin und her schwappte.

Und meine Atemnot gab mir das Gefühl, in diesem Wasser zu ertrinken.

"Nein man, hab ich nicht. Sie hat zu viel Alkohol getrunken und sich an mich rangeschmissen", hörte ich ihn sagen. Dann schwieg er für eine lange Zeit. "Gut. Gut, du kannst hoch kommen und sie holen. Sie pennt." Während er das sagte, hörte ich, wie seine Schritte das Zimmer verließen.

Seine Stimme klang so weit weg. Es war, als würde sie aus einem anderen Universum kommen. Ich konnte sowieso nicht mehr den Sinn seiner Worte verstehen und fühlte mich einsam, verlassen und leer. Ich hatte das Bedürfnis nach Nähe wie nie zuvor in meinem Leben. Aber nicht nach seiner.

Ich schloss meine Augen und spürte, wie mir eine Unterhose über die Beine angezogen wurde. Dann wurde mein Oberkörper angehoben, um mir den seidenen Stoff meines Kleides anzuziehen.

Ich hörte, wie Schritte den Raum verließen und dann Eliahs Stimme vom Flur aus erklang. "Wo ist sie?"

"Im Wohnzimmer."

Schritte kamen immer näher und zwei raue Finger Strichen sanft meine Haare aus dem Gesicht. Ich versuchte, meine Augen zu öffnen, doch waren meine Lider viel zu schwer.

"Ich hab dir doch gesagt, du sollst nichts trinken", hörte ich seine Stimme leise, aber vorwurfsvoll auf mich einreden. "Hast du sie abgefüllt?", fragte er streng in Richtung Flur.

Ich hörte keine Antwort.

Dann seufzte Eliah. "Was hast du mit ihr gemacht?"

"Komm mal runter. Ich habe nichts getan, Bro. Nichts, was du nicht auch tun würdest", rechtfertigte sich Vince.

"Sie ist mitgekommen, damit sie mich fährt", erwiderte Eliah scharf. "Ich habe gesoffen, du Pisser. Wie soll ich jetzt nach Hause kommen?"

Ich hörte, wie ihm etwas zugeworfen wurde. "Ruf dir ein Taxi", gab Vince nach.

Ein Reißverschluss wurde geöffnet und Papier raschelte. Wahrscheinlich Geldscheine.

Eliahs Arme griffen unter mich und mein Kopf lehnte sich wie von selbst an seine Schulter. Er roch nach feuchter Erde und Sturmluft.

"Ich lege 'nen hunderter drauf, wenn ich sie noch vögeln darf bevor du gehst", sagte Vince und ich konnte sein ekelhaftes Grinsen heraushören. "Ich mein', sie wird es morgen nicht mehr wissen."

"Findest du es nicht erbärmlich, dass nur Weiber die nicht ganz bei Bewusstsein sind, sich von dir ficken lassen würden?" Eliahs Stimme war dunkel und belustigt zugleich.

"War doch nur 'n Witz", knurrte Vince. "Wir sehen uns..."

Verächtlich lachte Eliah auf. "Hoffentlich nur aus geschäftlichen Gründen."

Als ich die Tür ins Schloss fallen hörte und ich spürte, wie Eliah mich die Treppen hinunter trug, seufzte ich auf und merkte, wie sich meine Atmung beruhigte. Ich spürte die Wärme, die von ihm ausging und schmiegte mein Gesicht an seine Brust, die sich langsam hob und senkte. Meine Atmung passte sich, wie von selbst, seiner an.

***

Mir ging es schrecklich. Und das war untertrieben. Als ich wach wurde, konnte ich weder meine Augen richtig öffnen, noch meinen Kiefer bewegen. Es fühlte sich an, als wäre mein Gehirn ein matschiger, verkohlter Brei. Meine Gliedmaßen fühlten sich meinem Körper nicht zugehörig, sie hingen an mir wie Spaghetti al dente.

Das Zimmer, in dem ich lag, war komplett düster - nur aus den kleinen Rillen der Jalousien schimmerte Tageslicht hinein und ließ die Möbel in verschiedenen schwarz und grau Tönen erscheinen.

Als ich mich zur Seite drehte, zuckte ich zusammen. Eliahs Gesicht lag vor meinem. Seine Augen waren geschlossen und sein Atem war ruhig und gleichmäßig.

Er hatte lange Wimpern, wie Jared - und selbst im Schlaf eine Sorgenfalte zwischen seinen vollen, dunklen Augenbrauen. Seine Lippen waren voll, jedoch nicht schmaler als Jareds. Sie waren einen winzigen Spalt geöffnet. Die lila Veilchen um seinen Hals ließen ihn wie einen schlafenden Engel aussehen, der, wenn er erwachte, zu einem Dämon wurde.

Mit meinem Zeigefinger wollte ich seine Tattoos nachfahren, doch konnte ich es nicht.

Und unter anderen Umständen würde ich mich fragen, was ich mit ihm in einem Bett machte. Ich würde mich erheben und frisch machen, aber ich war nicht mal in der Lage, mich auch nur zu bewegen. Deshalb schloss ich die Augen und fiel in einen unruhigen Schlaf, der meinen Kopfschmerzen zu verdanken war.

Das nächste Mal, als ich erwachte, war es wieder dunkel. Es schien auch kein Tageslicht mehr durch die Jalousie.

Als ich mich zur Seite drehte, war die Stelle, wo Eliah gelegen hatte, leer. Ich erhob mich und ging mit gesenkten Schultern und langsamen Schritten aus dem Schlafzimmer. Ich hatte also den ganzen Tag verpennt? So etwas war mir noch nie in meinem ganzen Leben passiert.

Was zur Hölle war gestern los?








Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt