Catch me if I fall

Bonfire 2

Der Himmel färbte sich langsam in lila und rosa Tönen, als die Sonne beinahe hinter dem Horizont verschwand.

Die Hitze des Feuers stieg in die Luft und ließ die Umgebung um die Flammen herum etwas verschwommen wirken.

Jemand hatte mit Hilfe einer Box
Musik angemacht. Es lief eine Playlist aus Hip Hop und Charts.

"Wen hast du da mitgebracht, Ness?", kämpfte das blonde Mädchen gegen die Musik an und setzte sich aufrecht hin.

Sie schwang ihre prachtvolle Haarmähne hinter ihre zierlichen Schultern. Ihr Tonfall klang abfällig, aber auch neugierig. Sie beäugte mich mit einem scharfen Blick und runzelte die Stirn.

"Oh, das ist... " Vanessa legte ihre Maniküre Hand auf meine Schulter. Als ich sie mir genauer ansah, sah ich, dass sie mit schwarzer Tinte tätowiert war. Ein orientalisch wirkendes Mandala schmückt ihre goldenbraune Haut.

"Das ist...", wiederholte sie und sah mich entschuldigend an.

"Carmen", antwortete ich. "Ich bin Carmen. Ich bin vor kurzem hier her gezogen und werde an der gleichen Uni studieren wie ihr." Mein Blick irrte durch die Runde.

Doch ich spürte den Blick der Blondine stark auf mir. Ich verlagerte mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und spielte an zwei Bändchen meines Kleides herum, die an meiner Taille herunter hingen und eigentlich dazu da waren, das Kleid enger zu schnüren.

"Aha", kam es desinteressiert von der Blondine. Ich hasste es, wie leicht ich einzuschüchtern war.
Sie lehnte sich wieder an den Typen mit den dunklen Haaren und dem weißen Shirt.

Er hatte einen glühenden Joint in der Hand und zog daran.
Ich beobachtete, wie dicker weißer Qualm aus seinen Nasenhöhlen in die Abendluft stieg. Ekelhaft.

Drogen waren für mich schon immer ein Tabuthema. Ich war viel zu aufgeklärt, als das mich so etwas reizen könnte.

Dann streckte er seinen Arm mit dem Joint nach vorne aus. Er schaute mich nicht einmal an, aber ich wusste, dass ich gemeint war. Die Art, wie abfällig er seinen Ellbogen auf seinen Oberschenkel abgestützt hatte und sein Blick irgendetwas auf dem Boden galt, was wahrscheinlich viel interessanter war als ich, sagte mir alles. Er testete mich.

Anscheinend dauerte es ihm zu lange, denn ich nahm den Joint nicht an. Langsam, die Stirn in Falten gelegt, hob er sein Gesicht an. Er sah mir unverwandt in die Augen. Ein Glitzern lag in seinem Blick. Es war Spott. Eiskalter Spott.

Vielleicht war ich auch paranoid.
Vanessa hatte die Situation anscheinend beobachtet und versuchte sie irgendwie zu lockern, indem sie den Joint entgegen nahm und einmal daran zog. "Himmlisch", säuselte sie. Sie tanzte zur Musik und bewegte ihre Hüfte deutlich gegen seinen Schritt.

Die Jungs ums Feuer herum lachten und Vanessa grinste mit geschlossenen Augen.

"Babe, du bist so süß", flüsterte Drake ihr ins Ohr, der sich von hinten an sie herangeschlichen hatte. "Egal wie oft du das hier machst, du wirkst wie eine Jungfrau."

Ich bereute es irgendwie doch, mitgekommen zu sein. Das waren irgendwie nicht meine Menschen. Ich biss mir innerlich auf die Lippen, als ich mich dabei ertappte, ein vorschnelles Urteil über Menschen zu fallen, die ich gar nicht kannte.
Andererseits war es nicht falsch, seiner Intuition zu vertrauen.

Drake hatte kurzgeschorenes schwarzes Haar und Tattoos. Überall, auch im Gesicht. Eine Träne. Seine Arme waren voller Motive, die ich nicht auf Anhieb entschlüsseln konnte.

Er war muskulös und hatte seine Arme um Vanessa's Taille geschlungen, während er sie am Nacken küsste. Da war wohl jemand frisch verliebt...

Das Mädchen mit den schwarzen Haaren stand auf und ging auf Vanessa zu. Sie war etwas kleiner als sie, doch strahlte sie eine Art Stolz aus, die sie ziemlich groß wirken ließ.