Behind Closed Doors

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Vielleicht war der Brief meiner Mutter so etwas wie eine Warnung des Universums. Ich sollte mich nicht auf Typen wie ihn einlassen.

Ich hätte mich einfach an meine Regeln halten müssen. Dann würde es jetzt nicht so verdammt weh tun. Er ist aufgesprungen und gegangen. Einfach so. Nur weil ich ihm eine Frage gestellt hatte, die ihm nicht in den Kram passte.

Wieso bereute ich die Frage mehr als diesen Kuss? Im Endeffekt war es gut, dass ich sie gestellt hatte. Immerhin hatte ich mit seinem Gehen eine Antwort auf sie erhalten und musste nicht mehr in Unwissenheit leben.

Ich würde mich nie nie nie wieder mehr von ihm rum kriegen lassen. Ich würde lieber den Fußboden küssen, als ihn jemals wieder in meiner Nähe zu haben.

Mein Vater würde jetzt sagen, dass ich einfach zu naiv war. Und er hätte recht.

Vanessa meinte, Jared würde auf offensive Mädchen stehen. Vielleicht hätte ich ihn verführen und dann abblitzen lassen sollen. Nicht nur Jared stand auf solche Mädchen. Auch mein Dad. Er hasste die Frauen, die an seinen Lippen hingen und nie ein Wort herausbrachten, außer Ja und Amen. Er rief nur die Frauen zurück, die sich nichts aus ihm machten.

Wieso machte ich mir überhaupt Gedanken? Je mehr Gedanken ich an ihn verschwendete, desto wichtiger machte ich ihn.

Ich nahm den Brief und steckte ihn wieder in das Buch. Dann erhob ich mich und stellte das Buch zurück in das Regal. Jetzt könnte ich es nie wieder lesen, ohne dabei an Jared denken zu müssen.

Er ist einfach ohne ein weiteres Wort gegangen.

Vielleicht fühlte ich mich deshalb wie ein bedeutungsloser Fick für ihn, obwohl ich nicht einmal mit ihm geschlafen hatte. Vielleicht war er ja deshalb so angeödet von mir und ist davon gestürmt, bevor die Sonne dem Mond Platz gemacht hatte.

Ich seufzte, als ich auf den leeren Platz neben mir blickte und das einzige, was von ihm da geblieben war, sein Duft war.

Arschloch. Ich labte mich in das Kissen, bevor ich es in meiner Hand zusammen drückte und quer durchs Zimmer warf. Wie konnte ich nur so dumm sein und ihm vertrauen? Alles gehörte nur zu seiner Masche.Und zugegebener Maßen verletzte dies mich mehr als es sollte. Ich hatte gehofft, nein, ich dachte ich hätte gewusst, dass Jared nicht so ist wie jeder ihn mir beschrieben hat.

Durch die Rillen der Jalousien schien gleißendes Sonnenlicht und zeichnete mit Licht und Schatten wunderschöne Muster auf die weiße Wand, die sich gegenüber meines Fensters befand. Ich hob meinen Arm in die Luft und spielte mit den Mustern auf meiner Haut herum.

Ich wollte raus. Mein weißes, schönes Sommerkleid würde endlich Mal zum Gebrauch kommen und nicht nur zur Deko an meiner Kleiderstange hängen.

Was nützte es mir denn, wie ein Trauer Klos in der Wohnung zu hocken und über alles nachzudenken, was gerade schief lief?

Ich wusste, dass ich dem Meer meine tiefsten Gedanken mitteilen konnte. Es spülte sie mit den schaumigen Wellen fort.

Also erhob ich mich und zog mich aus. Als ich das Fenster auf Kipp stellte, waren die umarmende Wärme, das pink-orange Licht der untergehenden Sonne, das Rauschen des Meeres und das Surren hin und wieder vorbeifahrender Autos nahezu idyllisch.

Ich fühlte mich wie im Sommer der ersten 2000er, als ich noch ein Kind war und gleich mit meinen Freunden hinaus gehen würde, um mit dem Fahrrad am Board Walk entlang zu fahren.

Ich ließ meinen Blick vom Fenster ab, als ich meinen nackten Oberkörper in der Glasscheibe spiegeln sah.

Ich zog meine weiße Spitzenunterwäsche und mein weißes Sommerkleid an, machte mich darauf hin im Bad frisch und schlenderte dann summend die Treppen hinunter.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt