Fruit Punch

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Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder in der Uni war, waren Vanessa und Drake beide wie vom Erdboden verschluckt. Ich hatte bei den Vorlesungen nach ihnen ausschau gehalten, doch niemanden entdeckt.

Nach der Vorlesung ging ich in die Cafeteria, um was zu essen. Schließlich hielt mich ein Schälchen Cornflakes nicht den ganzen Tag über satt.

Mit meinem Tablett in der Hand, auf dem sich ein Trinkpäckchen mit süßem Waldbeerensaft und ein Teller mit Falafeln und Tomatenreis befanden, suchte ich mir einen freien Platz. Aber irgendwie schienen alle Tische schon belegt zu sein.

Dann sah ich einen Arm aus der Menge winken. Er war einem Typen mit Hawaii Shirt und Dutt zurück zu führen - also kein anderer als Barrie.

Erleichtert ging ich auf den Tisch zu, an dem er saß. Nur um dann enttäuscht festzustellen, dass neben ein paar Unbekannten auch Jared und Stace ihren Platz am diesem Tisch hatten.

Und Jared - er sah gar nicht gut gelaunt aus. Stace hielt sich an seinem Oberarm fest und lehnte sich gleichzeitig an seine Schulter, doch er war versteift und besaß eine abwehrende Art.
Er sah so aus, als würde er jemanden in der Menge suchen. Er sah aus, als müsste er jeden Moment aufspringen und abhauen. Dann traf sein Blick auf meinen und obwohl ich dachte, dass das gar nicht möglich wäre, sank seine Laune noch zehn Etagen tiefer.

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und sein Blick erstach mich wie ein Speer.

"Wieso bist du so komisch drauf?", fragte Stace ihren Lover verschmust. Sie zu ihm auf und folgte dann seinem Blick, der auf mir lag. Sie rollte wissend mit den Augen. "Jap. Same. Ich habe auch keinen Bock auf sie."

Barrie ignorierte sie einfach und zog einen leeren Stuhl zurück, damit ich mich dazu setzen konnte. Das tat ich dann auch, obwohl mir nicht wohl dabei war, mit den beiden am selben Tisch zu sitzen. Ich wollte keine Szene veranstalten, also aß ich einfach meine Falafeln und bedankte mich bei Barrie, dass er mir den Platz freigehalten hatte.

"Wieso warst du die letzten zwei Tage nicht in der Uni?", fragte Barrie und schaufelte sich eine Gabel mit Reis in den Mund. Seine Augen lagen interessiert auf mir. Aber Jareds Worte hallten mir immer wieder in den Sinn. Er will dich nur...

"Ich-", sagte ich mit vollem Mund und schluckte meine Falafel mit einem Zug meines Trinkpäckchens hinunter. "Ich hatte zu tun. Ein paar private Angelegenheiten."

Wenn er wüsste, dass diese Angelegenheit ein Ausschlafen eines Rausches und ein Aufräumen hinter einem Kriminellen Vollidioten war...

"Schieß los, was für Angelegenheiten?", fragte Barrie beiläufig mit vollem Mund und klaute mir mein Trinkpäckchen vom Tablett, um den Rest daraus zu schlürfen. "Es sei denn, du willst es für dich behalten", fügte er schnell hinzu und hob die Arme beschwichtigend.

"Am Mittwoch ging es mir nicht so gut und am Donnerstag habe ich bei mir Zuhause einen Putztag eingelegt", erklärte ich schulterzuckend.

"Aha", sagte er und warf das leere Trinkpäckchen auf mein Tablett zurück. "Ein paar Kollegen von mir haben dich feiern gesehen."

Ich schluckte den Reis herunter und räusperte mich. "Jap. Danach ging es mir elend", sagte ich lachend und zuckte abermals mit den Schultern.

"Wieso so geheimnisvoll? Hast du was zu verbergen?", fragte Barrie und sah mir mit einem vielseitigen Grinsen tief in die Augen.

Ich war doch nicht geheimnisvoll! Ich hatte ihm doch gesagt, was los war. Außerdem ging es ihm nichts an und er musste auch nicht jedes Detail erfahren.

"Barrie", mischte sich Jared überraschender Weise in unser Gespräch ein. Auf seinen Lippen lag ein gemeines Grinsen. "Ich glaube, das wars mit der Jungfräulichkeit. Du kannst dich schon mal nach einem anderen Opfer umsehen.."

Was?! Ich spuckte meinen Reis zurück auf den Teller und schob das Tablett von mir weg.

Stace verzog ihr Gesicht zu einer angewiderten Fratze und Barrie fielen die Augen beinahe aus dem Kopf. "Wovon redest du, man?", fragte er und sah alarmiert um sich.

"Von Michelle. Ash. Hailey. Patricia - die Liste geht weiter. Alles Jungfrauen. Benutzt wie Einweg Sexspielzeug." Jared hob herausfordernd eine Augenbraue. "Carmen sollte die nächste sein, aber sie hat wahrscheinlich ihre Jungfräulichkeit diese Woche schon verloren." Sein Blick war siegessicher und selbstgefällig.

"Musst du gerade sagen", zischte Barrie und ließ die Gabel zu seinem Teller sinken, anstatt sie in sich zu schaufeln.

"Was?", fragte Jared belustigt. "Ich mache niemanden falsche Hoffnungen. Bei mir sind die Intentionen von Vorn herein klar. Nur Sex. Keine Liebe. Hat bis jetzt immer gut geklappt."

"Und was ist mit Stace", fragte Barrie zweifelnd. Ich durchschaute ihn. Er wollte von sich ablenken, indem er Fragen stellte.

"Schon mal was von Freundschaft mit gewissen Vorzügen gehört?", fragte Jared mit zusammengezogener Stirn  als würde er ihn für seine Dummheit bemitleiden, oder so.

Ich sah zu Stace rüber und sie ließ direkt Jareds Arm los und setzte sich aufrecht hin. In ihrem Gesicht konnte ich lesen, dass ihr seine Worte gar nicht gefielen. Scheinbar war Jared doch nicht so transparent mit seinen Vorstellungen, wie er dachte.

"Schon mal was von es geht niemanden etwas an ob ich Jungfrau bin oder nicht gehört?", schoss ich zurück. Klar, der Konter war keine Glanzleistung, aber mir fiel nichts besseres ein und ich wollte das nicht einfach so stehen lassen.

"Ich kann es ja selbst kaum glauben", lachte er. "Ich meine, wer würde sich das antun, dich zu ficken?" Abfällig glitt sein Blick zu Barrie. Sein Blick sagte so viel wie: ach ja, der da.

Keine Ahnung, was ich tat - aber ich hatte es schon getan, ehe ich darüber nachdenken konnte. Mein Trinkpäckchen landete auf seinem Hemd und hinterließ darauf ein paar dunkle, kleine Flecken.

Das musste kindisch aussehen, doch am liebsten würde ich auch noch mein Essen hinterherwerfen. Nur sagte mir mein innerer Moralapostel, dass man mit Essen nicht schmeißt. Leere Trinkpäckchen aber schon.

Jared betrachtete überrascht, aber auch belustigt das lila- und pinkfarbene Trinkpäckchen zwischen seinen langen Fingern.

Dann pfefferte er es - mir in die Augen sehend - auf den Tisch, so dass alle, die in unserer Runde saßen, erschraken.

Ich erhob mich und wollte gehen, doch irgendwas an seinem Blick fesselte mich.

Er erhob sich ebenso und ging direkt auf mich zu. Er kam mir so nahe, dass ich meinen Kopf anheben musste, um sein Gesicht noch sehen zu können. Dann dückte er sich, so dass sein Gesicht genau vor meinem war. Ich hielt den Atem an.

"Carmen", wisperte er leise, so dass nur ich es hören konnte. "Wie oft soll ich es dir noch sagen?" Seine Tonlage war tadelnd und neckend zugleich. Sein Atem streifte meine Lippen, so dass der süßliche und raue Geruch von ihm in meine Nase strömte. Ich hielt die Luft an, damit sein Duft mich nicht weiterhin benebeln konnte. "Sei vorsichtig damit, wen du dir zum Feind machst."

Dann ließ er von mir ab und ging an mir vorbei, so dass seine Seite meine Schulter streifte.






















Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt