Shameless

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Wortlos hatte Jared mich hier hin zurück gebracht. Es war wirklich das Ende. Er hatte mich aufgegeben. Und das war auch gut so. So sollte es sein.

"Denk nicht daran, dich jemals wieder bei mir zu melden." Das waren seine letzten Worte an mich, als ich ausstieg.

Ich wollte ihm sagen, dass ich ihn immer lieben würde. Doch dass Liebe nicht immer genug ist, um eine Beziehung zu führen. Aber dann würde ich es nur noch schwerer für uns beide machen, deshalb sagte ich nur: "Hoffentlich sehen wir uns nicht mehr."

Dann raste er davon.

Ich war ein wenig enttäuscht aber auch gleichzeitig sehr erleichtert, dass er nicht um mich kämpfte. Dass er mich gehen ließ, mich aufgab.

Die Tür öffnete sich und Eliah stand Oberkörper frei am Türrahmen. Seine Jogginghose saß tief, so dass seine feinen Härchen die von seinem Bauchnaben aus nach unten führten, mir genau ins Blick fielen. Mein Herz begann schneller zu schlagen und mir wurde leicht schwindelig, denn hatte ich ihn nie so gesehen. Nervös sah ich zur Seite.

"Du bist eher zurück gekommen  als ich dachte. Hat dir der Stoff nicht gereicht, den du mir geklaut hast?", fragte er. Ich sah ihm ins Gesicht und musste schlucken, als ich erkannte, dass er eine Augenbraue streng in die Höhe gezogen hatte.

Er hatte es also bemerkt.

"Sorry", sagte ich und sah auf seine Füße, um ihm nicht in sein fragendes Gesicht und auch nicht auf seine tätowierte, muskulöse Brust zu schauen.

"Kein Ding", sagte er. Erleichtert atmete ich aus, bis er seinen Satz beendete. "So lange das Geld passt."

„Es... Ich glaube der Job liegt mir einfach nicht", gab ich zu.

"Danach habe ich nicht gefragt, Carmen." Die Art, wie er meinen Namen aussprach, machte mich hungrig auf mehr. Mehr Wut, mehr Aggression, mehr Desaster. Egal was es war, ich wollte es spüren.

Er zuckte angespannt mit dem Kiefer und ich konnte seine Wut spüren. Gib mir mehr, mehr von deiner Wut. Mach mich zur Schnecke. Sei da für mich. Interessiere dich.

„Für mich ist es nicht leicht, können wir nicht eine andere - ", sagte ich und stockte, als ich im Flur ein Paar Damenschuhe stehen sah.

Es roch nach Weed. Und Sex.

Mir wurde speiübel. Ein Schal aus puscheligen, schwarzen Federn hing an der Garderobe und auch ein schwarzer Mantel, der weder von mir noch von Eliah war.

Die Prostituierte war wieder bei ihm.

Entgeistert drehte ich mich um und blickte ihn mit offenen Mund an.

Er wagte es nicht, mir ins Gesicht zu sehen. Er starrte auf die Tattoos seiner verschränkten Arme. Sein Adler und sein Wolf. Sein Totenkopf und die zwei Masken – die lächelnde und die schreiende. Was sie alles bedeuten mochten – ich hatte keine Ahnung.

„Warum, Eliah?", fragte ich und war selbst erstaunt, wie sehr es mich verletzte. Denn eigentlich kannte ich ihn ja. Und eigentlich dürfte ich nichts erwarten, nach dem ich mit Jared abgezischt war.

"Warum?" Meine Stimme brach und ich begann zu zittern. Diese Schuhe, dieser Schal, dieser Mantel – Ich sah den schemenhaft Umriss dieser Frau im Fenster der Wohnzimmertür. Sie saß mit einem großen Weinglas in der Hand vor dem Fernseher und amüsiert sich. Und all das wertete mich ab. Das Wohnzimmer war schließlich mein Schlafplatz.

Ich hatte doch keinen so hohen Stellenwert für Eliah, wie ich dachte.

Ich bereute es, nicht einfach in bei Jared geblieben zu sein – irgendwie hatte ich es ja doch gewollt, nur war meine Angst davor, etwas zu verändern und dann doch im Stich gelassen zu werden, viel zu groß, um diesen Schritt zu wagen.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt