Walk Me Home

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"Bei der nächsten Haltestelle muss ich raus", sagte Barrie und drückte auf den Halteknopf.

"Oh, kein Problem", sagte ich rasch. "Warte, ich mache dir Platz. Ich muss noch ein paar Stationen fahren", erklärte ich, als ich ein paar Schritte von der Tür weg trat.

Der Gedanke, dass Jared direkt vor mir saß, gab mir ein mulmiges Gefühl. Ich hoffte, er würde die nächste Station auch Aussteigen.

Der Bus hielt. Barrie gab mir eine Umarmung. "Wir hören von einander", sagte ich, als ich die Umarmung halbherzig erwiderte.

Zu meiner Überraschung wollte die Mehrheit den Bus verlassen. Mehr als die Hälfte der Fahrgäste hatten sich von ihren Plätzen erhoben und drängten sich zum Ausgang. Als ich aus dem Fenster schaute, ahnte ich wieso. Am Strand schien ziemlich was los zu sein. Es hatte auch aufgehört zu regnen.

Ich hörte den DJ bis hier hin und sah die Menschenmasse, die sich am Strand immer weiter vermehrte.

Die Tür öffnete sich und der Duft von Sommerregen strömte in den Bus. Es war warm und es fühlte sich an, als würde sich die Luft wie ein feuchter Film über mich legen.

Als sie alle den Bus verließen und sich die Tür schloss, befanden sich nur noch eine ältere Dame mit gewagten Outfit, ein Mann in Geschäftsanzug und eine Frau mittleren Alters im Bus.

Und Jared.
Und ich.

Ich fragte mich, wie ich die nächsten 15 Minuten aushalten würde. Doch aussteigen und den ganzen Weg zu Fuß zu gehen, war auch keine Option. Meine Kleidung hing klamm an mir herunter. Wenn ich den ganzen Strand entlang zu mir nach Hause gehen würde, dann würde ich mich sicher erkälten.

"Der Pisser geht zum Festival", spuckte Jared förmlich heraus, als der Bus anfuhr und ich mein Gleichgewicht leicht verlor. Ich hielt mich an der Stange vor Jared's Sitz fest.

Ich ignorierte ihn einfach. Zum einen, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte und zum anderen, weil ich kein Interesse hatte, mit ihm zu diskutieren. Vor allem nicht hier im Bus.

"Was für ein Gentleman. Er kann dich ja nicht mal nach Hause bringen", fing Jared wieder an zu reden. Meine Finger umgriffen die Stange so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. 

"Wenigstens Gentleman genug, um den Rektor keine Lügen über mich aufzutischen, damit ich schön wochenlang den Müll aufheben kann, den Leute wie du da fabrizieren." Ich atmete großzügig ein und aus, um nicht noch mehr die Kontrolle zu verlieren. Der Typ war einfach zu gut darin, mich zu provozieren.

"Fabrizieren", wiederholte er mich in einem Ton, der mich zum Lachen gebracht hätte, wäre ich in Stimmung für Humor. "Aber jetzt mal ehrlich, Carmen," er sprach meinen Namen so aus, als wäre er Honig auf seiner Zunge. Das warme Gefühl, das dadurch in meinen Bauch ausgelöst wurde, versuchte ich direkt zu verdrängen. "Bilde dir nichts darauf ein. Er will dich nur..." er schob seinen Zeige- und Mittelfinger wie in Zeitlupe durch den Kreis, den der Daumen und Zeigefinger seiner anderen Hand demonstrierten. Ich war ihm dankbar, dass er es nicht laut aussprach. Wir hatten ein hellhöriges Publikum.

Ich biss mir auf die Innenwange und dachte an das, was mein Vater mir immer gesagt hatte. "Die Burschen wollen nur das eine, mi princesa. Vertraue vor allem denen nicht, die besonders höflich sind. Die netten sind die schlimmsten." Er sprach aus Erfahrung, er war nämlich die schlimme Art von Mann. Die charismatische, charmante Art.

"Wer sagt denn, dass wir was miteinander haben? Außerdem finde ich es interessant, dass du glaubst, er würde mich benutzen", sagte ich platt. "Er scheint kein Typ zu sein, der das nötig hätte." Provozierend hob ich eine Augenbraue. "Er muss nicht den Harten machen und herumposaunen, mit wem er es schon getan hat." Ich hoffte, er verstand die Anspielung auf sein Sexleben, über das der ganze Uni Kampus Bescheid zu wissen schien.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt