Vulnerability

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Ich erwachte durch ein Geräusch auf den Treppen. Das Licht erhellte intensiv mein Zimmer. Ich lag in meinem Bett und konnte mich kein Stück bewegen. Mein Blick schweifte panisch durch mein Zimmer. Alles war ganz normal. Meine schwere Ebenholzkommode stand in der einen Ecke, meine Lavalampe in der anderen. Auch meine Zimmerpflanzen standen alle an Ort und Stelle und meine Polaroids hingen an der Leine, die von Wand zur Wand befestigt war.

Alles war mir so merkwürdig vertraut. Und doch spürte ich eine Gänsehaut, als ich die Schritte auf den Stufen immer höher kommen hörte.

Ich wollte mich erheben, doch konnte ich nicht einmal meinen kleinen Finger bewegen. Es war, als würde mir etwas die Luft abschneiden.

Entsetzt musste ich feststellen, dass jemand laut gegen die Tür hämmerte, bis sie dann geöffnet wurde. Drew trat ins Zimmer.

Ich wollte was sagen, doch auch meine Lippen konnten sich nicht bewegen.

Er kam mit schweren Schritten auf mich zu und setzte sich auf meine Bettkante. Ich konnte nichts tun.

Seine Finger waren grob und rau. Sie streiften meinen Hals hinunter und glitten dann unter mein T-Shirt. Ich hörte seine Stimme immer wieder meinen Namen säuseln.

Seine Hände spielten mit meinen Brüsten. Ich wollte schreien, doch kein Ton verließ meine Lippen. Angst kletterte meine Wirbelsäule hinauf und setzte sich in mir fest.

Dann glitten seine Finger sanft über meinen Bauch, immer tiefer. Sie zogen meine Pyjamahosen herunter, und dann meine Unterhose. In seinem Blick lag Gier und in seinem Lächeln Vorfreude.

Er öffnete seinen Hosenstall zog sie samt seiner Unterhose herunter. Ich sah an die Decke. Sah, wie sie begann, sich zu bewegen. Wie sie rauschte.

Er beugte sich über mich, so dass sein Schweiß und sein alkoholisierter Atem sich in meine Nase einbissen.

Ich mahlte meinen Kiefer und drückte ganz feste die Augen zusammen, als ich seinen Penis an meiner Öffnung spürte.

Panisch schreckte ich auf. Plötzlich wurde das Licht angeknipst und ich befand mich nicht mehr in meinem Zimmer, sondern im Wohnzimmer von Eliah.

Meine Atmung ging unregelmäßig und wurde von Schluchzen geschüttelt. Ich fasste an meine Wangen und bemerkte, dass sie ganz feucht waren. Auch mein Nacken und über meine Stirn und auf meinen Armen hatte sich ein Schweißfilm gebildet.

Eliah stand Oberkörper frei mit einer Jogginghose bekleidet am Türrahmen und zog seine Augenbrauen stark zusammen. "Was zur Hölle...", murmelte er und knirschte mit den Zähnen.

Wieder schüttelten mich Schluchzer, ohne dass ich es kontrollieren konnte. Nebenbei hörte ich auch noch, wie ich heulte und schniefte und versuchte direkt, mich zu beruhigen. Alles gut. Ich war hier bei Eliah. Hier war ich sicher.

"Wann hört das endlich auf mit deinen Träumen? Du fickst nicht nur deinen eigenen Schlaf damit." Eliah fuhr mit seiner tätowieren Hand über sein Gesicht.

"Es tut mir leid", schniefte ich.

"Es ist fast 5 Uhr. Jetzt macht es auch keinen Sinn, wieder schlafen zu gehen", murrte Eliah. "Kaffee?"

Wir saßen beide auf den Hockern in seiner Küche. Beide eine dampfende Tasse in der Hand. "Ich weiß, wie es sich anfühlt", sagte er schließlich. "Man ist machtlos. Wird komplett erniedrigt. Verliert einen Stück seiner Selbst."

"War es im Gefängnis?", fragte ich vorsichtig. Mir fiel es schwer zu glauben, dass ein Typ wie Eliah tatsächlich vergewaltigt werden könnte. Er war groß und muskulös und selbst wenn er beides nicht wäre, hatte er so eine unantastbare, finstere Ausstrahlung.

Aber vielleicht war es gerade das. Vielleicht hat alles, was er bisher erlebt hatte, ihn dazu gezwungen, so ein kaltes Arschloch zu sein.

Er nickte. "Der eine hat es allein versucht. Habe ihm die Nase gebrochen. Er kam am nächsten Tag mit 5 weiteren Wärtern."

Mein Herz zog sich zusammen und in meinem Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus. Wie konnte man nur so grausam sein? Dann auch noch zu sechst.

"Es geht nicht um Sex. Es geht um Macht. Diesen Komplex hat auch dein Abschaum von Stiefvater."

Ich atmete schwer. Mein Traum hatte sich so echt angefühlt. Als hätten seine dreckigen Finger gerade wirklich meine Haut gestreift.

Ich blickte aus dem Fenster. Der Himmel war Kobaltblau, war aber gerade dabei, die Farben zu wechseln und in ein kräftiges Rot über zu gehen.

"Ich weiß nicht, ob es passiert ist. Eigentlich weiß ich es wohl. Aber ich erinnere mich einfach nicht. Wie kann man so etwas vergessen?" Ich zog meine Stirn in Falten und trank einen Schluck Kaffee.

"Eine Amnesie nach einer Vergewaltigung zu haben ist normal. Dein Gehirn will das Geschehene aus deinem Bewusstsein streichen, da die Erinnerung daran nur schmerzhaft ist. Dafür ist dein Unterbewusstsein umso lauter. Dein Unterbewusstsein will nicht allein mit diesem Schmerz sein, deshalb schickt es durch Träume Botschaften in dein Bewusstsein."

"Woher weißt du so viel?"

Er zuckte mit den Achseln. Ich achtete auf seine Tattoos. Vor allem die Veilchen um seinen Hals faszinierten mich. "Ich habe viel erlebt, viel gesehen. Im Gegensatz zu meinem Bruder hatte ich nicht so viel Glück und wurde von einem reichen und glücklichen Ehepaar aufgenommen."

"Ich habe dich auf Kindheitsfotos bei Jared gefunden. Ihr saht nicht glücklich aus."

"Jared kann sich nicht beschweren. Abgesehen von ein paar düsteren Ereignissen in seiner Kindheit ist sein Leben ein Zuckerschlecken."

"Sag das nicht. Auch er hat sein Päckchen zu tragen. Weißt du, woher er diese Narbe hat, die sich durch seine Augenbraue zieht?" Ich hatte Jared einmal darauf angesprochen, doch er hatte nur abgeblockt. Und wieso verteidigte ich Jared gerade?

"Jared hat das perfekte Leben. Ein paar traumatische Erinnerungen an die Kindheit sind nichts im Gegensatz zu dem, was ich schon erleben musste. Und er fällt mir in den Rücken. Ich war für den kleinen Pisser da, als Rebecca es nicht sein konnte." Wütend schnaubte er und trank etwas von seinem schwarzen Kaffee.

"Und als Dad seine Wut an ihm auslassen wollte, seine Bierflasche am Wohnzimmertisch zerschlug und mit den Scherben nach ihm warf, da bin ich auf Dad zugerannt und habe ihn geboxt. Darauf hin konnte ich eine Woche nicht mehr sitzen.

Seit dem habe ich alles auf mich genommen. Ich war der Sündenbock. Ich wollte nicht, dass er das selbe durch machen muss wie ich. Wenn ich gemerkt habe, dass Dad einen schlechten Tag hatte, habe ich all seine Schläge eingesteckt, solange er Jared nichts antat.

Ich habe meine Hände vor seine Augen gelegt, wenn Dad Mom geschlagen hat. Ich habe seine Ohren zugehalten, als er sie beschimpfte. Und wie dankt er es mir? In dem er meine Freundin ausspannt." Enttäuscht schüttelte Eliah den Kopf.

"Wer ist sie?"

"Geht dich nichts an", sagte er und zuckte die Achseln. "Ich habe eine wichtigere Frage an dich: Wann gedenkst du zu zahlen?" Fragend hob er eine Augenbraue. "Im Umschlag waren gerade mal 160$. Das reicht nicht einmal für die Hälfte. Vor allem, wenn man das Heroin dazu zählt, welches du ungefragt genommen hast."

"Ich wurde gekündigt", erwiderte ich. "Ich brauche wahrscheinlich ein wenig Zeit, bis ich wieder was finde."

"Ich habe ein Angebot für dich", sagte er und zog eine Augenbraue in die Höhe. Seine dunkelbraunen Augen funkelten. "Du musst es nicht tun. Denk aber drüber nach und versuche es wenigstens einmal. Es ist schnelles Geld und wenn du dich gut anstellst hast du schon an einem Tag über 300$."









Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt