Wir quetschten uns in den kleinen Golf von Barrie. Barrie war wahrscheinlich Fahrer, weil er der einzige unter ihnen war, der nicht getrunken hatte. Ich hatte das Gefühl, allein von dem Geruch der Typen rechts und links von mir, dicht zu werden.
"Wir kennen uns noch nicht", sagte der rothaarige unter ihnen und reichte mit seine schwarz lackierte Hand. "Ich bin Angus."
Er schien der einzige zu sein, der höflich genug war, sich vorzustellen.
"Carmen", erwiderte ich und öffnete meinen Mund zum Gähnen.
Angus hob eine Braue. "Müde!?", fragte er - halb belustigt, halb schockiert.
"Nein!", log ich. Wie peinlich war das denn. Ich wollte im Erdboden versinken. Ja, 10pm war meine Schlafenszeit. Manchmal auch 9pm. Ich brauchte den Schlaf, damit ich meine ganze Energie in die Uni stecken konnte.
Angus sah mich zweifelnd an, blickte dann aber aus dem Fenster auf die rasenden Lichter, die auf der anderen Straßenseite fuhren.
Nach 10 Minuten hatten wir den Parkplatz erreicht. Die Jungs und ich stiegen aus.
Vor uns lag ein Studentenwohnheim, aus dem man schon von draußen aus die laute Musik dröhnen hören konnte. Draußen standen und saßen Jugendliche, die lachten, sich mit ihren Smartphones filmten und Zigaretten rauchten, dabei natürlich diese mir bekannten roten Becher in der Hand, die ganz bestimmt nicht mit Wasser oder Eistee befüllt waren.
Ich fühlte mich noch mehr fehl am Platz als im Pub. Hier trugen die Mädchen glänzende Kleidchen und Highheels. Sie waren alle geschminkt bis nach Manhatten und ich bereute es direkt, zugesagt zu haben.
Aber aus Fehlern lernte man ja. Und das war definitiv ein Fehler. Ich kam mir mit meiner Jeans und meinem NJCU Shirt so eintönig vor. Aber genau das war mein Ziel: ich wollte nicht auffallen. Nur dumm, dass ich wahrscheinlich mit meinen zu dezenten Look zu sehr auffiel.
Wir nahmen den Fahrstuhl nach oben. Im Fahrstuhl befand sich ein Spiegel an dessen Wand und ich sah, wie absurd wir gemeinsam aussahen. Eine Rockband mit einem langweiligen Mädchen in der Mitte.
Ich nahm mein Smartphone aus der Hosentasche und sah, dass ich noch 56% hatte. Das hier war ein Studentenwohnheim, das musste heißen, dass die Uni hier in der Nähe war. Und wenn die Uni hier in der Nähe war, war es irgendwie auch mein Zuhause. Es würde zu fuß bestimmt nicht länger als eine Stunde dauern, wenn ich schnell ging.
Barrie würde wahrscheinlich sowieso trinken, was zu Folge hätte, dass er mich nicht nach Hause bringen könnte.
Also wartete ich einfach auf den Moment, bis die Jungs sich in der Menge verstreuten und ich unentdeckt fliehen konnte.
Laute Musik tönte durch die Lautsprecher und die Mädchen in ihren knappen Outfits tanzten mit betrunkenen Kerlen. Für mich sah das nicht nach Spaß aus.
Ja, okay, vielleicht lag es daran dass ich nüchtern war und nicht tanzen konnte. Aber wenn man sich betrinken musste, um sowas gut zu finden, dann war ich hier am falschen Ort.
Barrie führte mich an die Bar. "Was möchtest du trinken?“
“Nichts", antwortete ich wahrheitsgetreu.
Er schüttelte lächelnd den Kopf. "Zwei Tequila, bitte", sagte er an die sonnengeküsste Barkeeperin.
Ich verzog das Gesicht und sah direkt, dass er lachte. "Wieso verziehst du so das Gesicht, du hast ihn doch noch nicht mal getrunken."
Wenn er wüsste, dass ich noch nie Alkohol getrunken hatte.
Aber um nicht als spießig zu gelten, nahm ich das Getränk, das die Barkeeperin auf der Theke nieder ließ und stieß mit ihm an.Oh mein Gott. Der bittere Geschmack ließ mich mein gesamtes Gesicht zusammenziehen. Nicht nur bitter, es war auch noch scharf. Es fiel mir schwer wieder normal zu gucken, doch das Barries Gelächter Zwang mich irgendwie dazu.
Er schüttelte nur belustigt den Kopf und befeuchtete die Mulde zwischen seinem Daumen und Zeigefinger mit der Zitronenscheibe, die die Barkeeperin an den Rand des Drinks befestigt hatte. Dann streute er Salz darauf, leckte es ab und trank seinen Tequila in einem Schluck aus. Daraufhin biss er in die Zitronenenscheibe und saugte den Saft aus ihr.
Ich nahm schnell meine Zitronenscheibe und tat es ihm nach. Die Schärfe neutralisierte sich direkt, doch blieb der bittere Geschmacks des Alkohols in meinem Mund.
Tequila war echt nicht meins. Ich spürte, wie mein Blut etwas schwerer wurde und eine innerliche Hitze von mir ausging.
Ohne dass ich es bemerkte, hatte Barrie noch mal zwei Tequila bestellt. Ich wollte es nicht trinken, doch fand es irgendwie unhöflich es abzulehnen. Schließlich hatte er dafür bezahlt.
Er zeigte mir noch einmal die Schritte und ich versuchte irgendwie mitzukommen, doch versagte schon dabei, Zitronensaft auf meine Haut zu träufeln.
Er nahm sie mir ab und half mir. Dann streute er etwas Salz darauf und ich leckte es ab. Er reichte mir mein Glas und noch bevor der bittere Trank meine Kehle hinab rann, verzog ich mein Gesicht.
Blind vor Ekel griff ich nach meiner Zitronenscheibe und saugte sie so aus, dass nichts als die Schale von ihr übrig blieb.
Hui, jetzt reichte es aber. Ich wollte mich gerade erheben, da stellte die Barkeeperin noch zwei Pinnchen vor uns hin.
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, Barrie. Mir reicht es. Danke.
Ich spürte den Schwipps und musste grinsen. Aha, so fühlte es sich also an. Mir war warm und irgendwie war alles witzig.
Ich ging auf die Tanzflächen und spürte, dass Barrie mir folgte.
"Lass und tanzen", sagte er und nahm mich am Handgelenk.Die Musik war so laut, sie vibrierte durch meinen Körper. Ich spürte, wie Barries Hand sich um meine Taille schlang. Wir bewegten uns locker zur Musik, doch im Laufe des Songs, glitt seine Hand immer weiter runter, bis sie auf meinen Hintern landete.
Ich versteifte mich direkt, als er in meine Pobacke kniff. Er bewegte sich weiterhin locker, schloss seine Augen genussvoll und wanderte mit deinen Händen meinen Körper auf und ab. Als er merkte, dass ich mich nicht mehr bewegte, öffnete er die Augen. "Was ist?", fragte er und blinzelte verwirrt.
"Ähm, ich muss mal kurz aufs Klo", sagte ich und wand mich aus seinem Griff. Ohne seine Reaktion abzuwarten lief ich durch die tanzende Menschenmenge.
Wie führte ich mich eigentlich auf? War ja klar, wieso war ich so überrascht? Ich war noch nie feiern, ich wusste nicht wie das so lief. Ich hätte damit rechnen müssen. Wie dumm von mir.
Ich war beim Laufen so in meinen Gedanken versunken, dass ich nicht merkte, wie ich gegen einen großen Rücken knallte.
"Kannst du nicht aufpassen?!“, herrschte mich eine dunkle Stimme an und drehte sich mit glühenden Blick zu mir um.
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Catch me if I fall
Chick-LitAbgeschlossen ✔️ Er verachtet sie. Er schmeckt sie. Er stürzt sie in den Abgrund. Sie fällt. Wir lagen auf den Rücken und brauchten nichts zu sagen. Ich glaubte, genau das brauchte er gerade - und ich konnte klar verstehen, wieso. Was immer ihn bedr...