Mit zwei vollen Koffern stiegen wir in ein Taxi, das uns in einen mir unbekannten Teil von New Jersey brachte.
Für Jared müssten das die anstrengensten fünf Minuten seines Lebens sein, denn schleppte er die beiden schweren Koffer nach oben und achtete gleichzeitig darauf, dass ich nicht auf den Treppen einen Anfall bekam oder hinfiel.
Ich wollte ihm mit den Koffern helfen, doch stellte ich gerade selber nur Last dar. Er wäre wahrscheinlich froh, wenn ich es schaffte, mich selbst die Treppen hinauf zu schleppen. Und selbst das war eine Herausforderung für mich.
Als wir endlich oben, in der obersten Etage ankamen, öffnete er die Tür und ließ mich eintreten. Die Wohnung war kahl, leer und hallte. Zudem war es auch extrem kalt.
"Wo sind wir?", fragte ich, als er die Tür hinter mir schloss.
"Zuhause", antwortete er. "Es ist zwar nicht die schönste Wohnung, aber das einzige, was ich mir im Moment leisten kann."
Wieso sprach er so, als würde er das alles alleine übernehmen? Und wie konnte er so schnell eine Wohnung organisieren? Doch ich war zu kraftlos, um jetzt mit ihm darüber zu diskutieren. Wenn er es mir erklären würde, würde ich ohnehin nicht folgen können.
Ich hatte nicht einmal Lust, mir die Wohnung anzusehen, obwohl es das erste wäre, was ich im Normalzustand gemacht hätte.
Jared ging durch die Zimmer und stellte die Heizungen an. Der Boden bestand aus Parkett und knartschte leicht, wenn man darüber lief. Die Wände waren alle weiß.
Ich ging in das Schlafzimmer, in dem nur eine große Matratze mit unbezogenen Decken und Kissen auf dem Boden lag.
Ein großes Schrägdachfenster mit Blick auf die Wolken und Wipfel riesiger Nadelbäume befand sich direkt darüber. Normalerweise hätte ich mich gefreut aber nun beachtete ich es kaum und lehnte mich bibbernd gegen die Heizung. Meine Atmung war zittrig und schwer. Wann würde dieser Alptraum endlich ein Ende haben?
Meine Augen fielen zu.
Alles war schwarz um mich herum. Ich befand mich auf einem schwankenden Schiff auf einem stürmischen Meer. Am grauen Himmel zuckten Blitze.
Das Schiff bestand aus altem Holz, in dem sich jede Menge Löcher befanden. An einigen Stellen war es schwarz und schimmelte.
Eisschorlen schwammen um mich herum und meine Haarsträhnen waren von einer eisigen Tauschicht ummantelt.
Im Gehäuse des Schiffes knarrte es. Mit dem Mond und den Sternen war es aber das einzige, das die Umgebung beleuchtete, denn schien am Fenster eine Laterne zu brennen.
Ich befand mich außerhalb des Gehäuses auf dem Bug und wollte gerade auf den Eingang zugehen, der aus zerrissenen Holzplatten bestand.
Das Schiff schwankte unter jeder meiner Bewegungen, so dass mir mit jedem Schritt übler wurde.
Irgendwie fühlte ich mich beobachtet, obwohl ich vollkommen allein hier war. Ein Blitz schlug in den Mast ein, so dass er zerbrach und zu Brennen begann. Ein Schatten bewegte sich im Fenster, ich konnte jemanden panisch Schreien hören.
Ich riss meine Augen auf und starrte auf die Heizung vor mir. Das Wasser gluckerte in ihr herum und sie knackte hin und wieder, da sie gerade erst von Jared aufgedreht wurde.
Das Licht brannte hell im Zimmer und leuchtete auf dem birkenholzfarbenen Parkett.
Ich hielt meine Augen weit aufgerissen, obwohl sie anfingen zu brennen. Ich wusste, dass wenn ich sie wieder schließen würde, ich wieder in dem dunklen Ort meines Unterbewusstseins landen würde. An dem kalten, unheimlichen Ort, an dem ich das Gefühl hatte, der einzige Mensch auf dieser Welt zu sein.
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Catch me if I fall
ChickLitAbgeschlossen ✔️ Er verachtet sie. Er schmeckt sie. Er stürzt sie in den Abgrund. Sie fällt. Wir lagen auf den Rücken und brauchten nichts zu sagen. Ich glaubte, genau das brauchte er gerade - und ich konnte klar verstehen, wieso. Was immer ihn bedr...