Ich drehte mich um und blickte geradewegs in sein schmieriges Lächeln. Seine Zähne waren gefletscht und an einigen Stellen gold. Er saß auf einem großen, schwarzen Motorrad.
"Wieso steigst du nicht auf und wir machen eine kleine Spritztour zu mir nach Hause?", fragte er mit einem Zwinkern über den Lärm des Motors hinweg.
"Weil ich nicht komplett lebensmüde bin", zischte ich und zweifelte direkt meine Wortwahl an.
"Steig endlich ein, fuck", hörte ich Jared aus seinem Mustang fluchen. Ich beachtete ihn nicht. Meine Augen durchstachen Vince hungrigen Blick.
"Carmen, Carmen", säuselte Vince und schüttelte den Kopf. "Ich glaube, dass du nichts lieber tun würdest, als mir zu gehorchen..."
Meine Augenbrauen zogen sich unwillkürlich zusammen. "Und wie kommst du darauf?", fragte ich mit scharfen Unterton.
Ich hörte, wie Jareds Motor abgestellt wurde und kurz darauf seine Autotür aufflog. Doch ich sah trotzdem nicht in seine Richtung. Ich war fertig mit ihm.
"Na weil du doch nicht willst, dass ganz New Jersey deine Titten kennen lernt", flüsterte er und lachte leise. "Falls das nicht schon geschehen ist", fügte er schmunzelnd hinzu. Er zückte sein Handy und hielt mir sein Display hin.
Und was ich sah, riss mir den Boden unter den Füßen weg.
Ein Rauschen klang in meinen Ohren und durchzog schwer und langsam meinen ganzen Körper.
"Woher? -", flüsterte ich stockend. Ich sah mich selbst, nackt unter seiner Hand, die unter meiner Brust platziert war. Meine Augen waren geschlossen und meine Augenbrauen tief zusammengezogen. Wenn man sich das Bild ansah, konnte man meinen, es sei Lust auf meinem Gesichtsausdruck. Doch es war Schmerz und Angst.
Ich wusste es, weil ich mich wieder erinnern konnte. Eliah hatte mir erzählt, dass ein Typ mir Drogen ins Glas mischte und mich zu sich nach Hause gebracht hatte. Natürlich ist dieser Typ kein anderer als Vince gewesen.
Die Autotür von Jared schlug zu und seine Schritte kamen näher. "Was soll das Ganze?", fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. Seine Stimme zitterte leicht und er versuchte wirklich, sich in Zaum zu halten. Ich sah zu ihm rüber, was ihn zum Stehen brachte. In meinem Blick musste er irgendwas gesehen haben, was ihn Angst machte.
Ich sah wieder zu Vince und wollte ihm das Handy aus der Hand reißen - doch er war schneller.
"Also", sagte er und nickte auf den Platz hinter sich. "Steig schon auf, Baby."
Wie betäubt schleppte ich meine Beine auf sein Motorrad zu. Was hatte ich schon für eine Wahl?
Ich wollte mich nicht setzen, doch mein Körper gehörte mir sowieso nicht mehr. Er gab mir seinen Helm nicht, aber wenn ich heute sterben sollte, dann war es halt so. Vielleicht hätte das sogar etwas gutes - das Drama würde ein Ende nehmen.
Jared blieb einige Meter von uns entfernt stehen. "Carmen, fuck, was wird das hier? Steig ab, setz dich in mein verficktes Auto. Wir müssen reden." Er klang so, als würde er gleich mich und dann Vince zusammenschlagen wollen.
Immer gab es etwas, worüber wir reden mussten. Und wohin hatte das ganze geführt? Hier hin.
Meine Hände klemmten sich an Vince' Lederjacke. Er fuhr los. Das einzige, was ich hörte, war das Röhren des Motors und dass Jared meinen Namen rief.
Vielleicht würde die Vorstellung, es würde sich um Jared hier vor mir handeln, das ganze erträglicher machen. Also schloss ich die Augen und stellte mir Jareds Duft vor.
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Catch me if I fall
Literatura FemininaAbgeschlossen ✔️ Er verachtet sie. Er schmeckt sie. Er stürzt sie in den Abgrund. Sie fällt. Wir lagen auf den Rücken und brauchten nichts zu sagen. Ich glaubte, genau das brauchte er gerade - und ich konnte klar verstehen, wieso. Was immer ihn bedr...