Real Talk

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Eliah öffnete die Tür und sah erst Jared und dann mich an.

Er hielt ein kleines Päckchen mit grünem Zeug in der Hand und reichte es Jared, ohne den Blick von mir abzuwenden. Jared gab ihm einen grünen Schein.

"Wer hätte gedacht, dass ich euch beide so schnell wieder sehe?", fragte Eliah mit hochgezogener Augenbraue. "Wolltest du mich nicht loswerden, Carmen?" Er lachte leicht.

"Ja, wollte ich", betone ich scharf. 

"Warum so undankbar?", fragte er provokant. "Schließlich habe ich dich aus den Griffeln eines notgeilen Perverslings gerettet."

"Ich wäre niemals in irgendwelchen Griffeln gelandet, wenn du mich nicht dazu genötigt hättest, auf diese Party zu gehen", konterte ich.

Es war merkwürdig über ein Ereignis meines Lebens zu reden, an das ich mich selber nicht erinnern konnte. Ich hatte keinen Plan, was für Griffel er meinte. Ich wollte es auch nicht wissen.

Jared versteifte sich noch mehr vor mir. "Warum ziehst du sie so in deinen Abgrund?", fragte er bitter. "Was macht sie für dich so interessant?"

Eliahs Antwort war ein Lächeln. Ein einfaches, langes Lächeln.

Jared schüttelte den Kopf, leckte sich über die Lippen und ging, anstatt hinunter, weiter hoch.

"Er steht auf dich", sagte Eliah und wackelte mit den Augenbrauen.

Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Und wenn doch, hat er eine interessante Art, das zu zeigen."

Ich wusste, dass er auf Stace stand. Eliah wusste gar nichts über die Beziehung von Jared und mir.

"Folg ihm nicht", sagte er. "Komm rein." Eliah öffnete den Spalt seiner Tür noch weiter.

Schnell schüttelte ich den Kopf. "Danke, ich hab aber noch was mit ihm zu klären", sagte ich prompt und lief dann die Treppen hinauf.

Das Treppenhaus schien nicht zu enden. Ich ging immer höher und höher und hörte auch Jareds Schritte einige Etagen über mir.

Nach endlosen Stufen gelang ich an eine große, weiße Tür. Als ich sie öffnete, bemerkte ich, wie schwer sie war. Jared saß weiter hinten auf dem Boden unterm wolkenverhangenen Himmel. Das Wetter in New Jersey schien mehr Stimmungsschwankungen zu haben als ein Pubertierender.

Die schwere Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich ging auf ihn zu. Ein Blick in die Ferne gab mir das Gefühl, als wäre ich auf dem größten Gebäude in ganz New Jersey. Hier oben kam mir die Luft viel kälter und dünner vor als unten.

Als ich näher an Jared heran trat, sah ich, dass er sich einen Joint baute.

"Bist du öfters hier oben?", fragte ich. Meine Arme verschränkten sich vor meiner Brust.

Er sah zu mir hoch. Seine Augen, wie zwei Smaragde. Unergründlich, wie die Tiefen eines Waldes. Er klemmte den Joint zwischen seine Lippen und zündete ihn sich an. Mit der einen Hand gab er dem Joint Windschutz und mit der anderen Hand entzündete er das Feuerzeug.

Er schwieg und zog an dem glühenden Stängel. Er behielt den Rauch für kurze Zeit in sich und blies in quälend langsam aus. Dann reichte er mir den Joint.

Ich fühlte mich in die Situation hineinversetzt, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Am Lagerfeuer hatte er mir auch einen Joint angeboten. Ich hatte ihn nicht angenommen. Auch diesmal verspürte ich das Bedürfnis, diesen Blunt zu nehmen und ihn vor seinen Augen auszudrücken. Doch ich wusste, dass ich so nichts erreichen würde. Ich würde ihn nur noch mehr von mir wegstoßen. Mein Ziel war es, mit ihm zu reden.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt