Close Distance

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"Wegen dir?", fragte ich mit zitternder Stimme und schüttelte den Kopf. "Mein Leben dreht sich nicht um dich."

"Es tut mir leid", wisperte er und sah mich reuevoll an. Seine grünen Augen glänzten leicht.

Ich sah einfach weg. "Wir wissen beide, wie das hier ausgeht. Warum tun wir uns das an?" Mit einem Seufzen schweifte ich meinen Blick durch das Zimmer. "Kannst du mich zu Eliah bringen?", fragte ich dann und knetete meine Hände.

Als ich keine Antwort erhielt, blickte ich in seine Richtung. Er mahlte seinen Kiefer und zog seine Augenbrauen tief zusammen. Ich betrachtete die Narbe, die sich durch seine Augenbraue zog, genauer und wollte sie sanft anfassen. Doch war meine Distanz zu ihm viel zu groß, obwohl ich direkt neben ihm saß.

"Ich muss duschen, mich umziehen und so", murmelte ich schnell. "Meine Sachen sind bei Eliah."

Nun blähten sich seine Nasenflügel, als er tief einatmete. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er spannte sie so stark an, dass seine Knöchel weiß hervorstachen. "Warum ausgerechnet er?", fragte er zwischen zusammengepressten Zähnen. Seine Stimme zitterte vor Wut.

"Weil er der einzige war, der für mich da war."

"Wieso bist du nicht einfach bei Drew geblieben? Du solltest dich bei ihm melden, Carmen."

Plötzlich begann mein fast lebloser Körper zu beben. Mein Herz begann zu rasen und meine Atmung zitterte. "Nein", brachte ich hervor. "Wenn du das tust, werde ich ganz von hier verschwinden."

"Er macht sich Sorgen. Die ganze Stadt sucht nach dir. Ist es das, was du willst? Du bist nicht zur Uni gegangen, hast dich nicht blicken lassen." Er schüttelte enttäuscht seinen Kopf.

Was hätte ich denn machen sollen? Die Uni war doch der erste Ort, an dem Drew nach mir suchen würde. Und er hatte wahrscheinlich längst aufgehört, die Gebühren für mich zu zahlen.

Meine Hände ballten sich ebenso zu Fäusten und ich hatte das Bedürfnis, sie auf Jareds nackte Brust loszulassen.

"Wenn du willst, dass ich heute bei dir bleibe, dann wirst du Drew nichts sagen, verstanden?" Meine Stimme zitterte so krass, dass ich dachte, ich würde gleich zusammenbrechen und heulen. Ich erhob mich vom Bett und raufte mir das Haar, einmal, zweimal, dreimal.

"Beruhige dich", forderte Jared mich auf und griff nach meinem Handgelenk. Er saß noch auf dem Bett und zog mich zu sich.

Dann wartete er, bis ich ihm endlich in die Augen sah. "Ich habe es verstanden", sagte er im ruhigen Ton. "Aber erklär mir wenigstens, warum."

Ich schüttelte schnell den Kopf. "Ich will nicht drüber reden."

***

Er hielt seinen Mustang an der Manhattenstreet.

"Ich komme sofort", sagte ich schwach und öffnete die Autotür.

"Ich komme mit." Jared zuckte die Achseln und zog seine Autoschlüssel aus dem Auto.

"Nein", zischte ich. Auf keinen Fall wollte ich, dass Jared heraus  fand, dass ich Heroin nahm. Eliah könnte es ihm einfach sagen. Das wollte ich nicht riskieren.

Doch natürlich war er schon längst ausgestiegen und auf dem Weg zum Hochhauskomplex. Ich verdrehte die Augen und stieg auch aus.

Verrückt, wieder diese Stufen mit Jared zu laufen. Das letzte Mal, als wir zusammen in diesem Treppenhaus waren, haben die Stufen uns auf das Dach geführt, um New Jersey zu beobachten, während wir kifften.

Jetzt waren wir hier, damit ich mich duschen und umziehen konnte.

Ich klingelte drei Mal hinereinenader in einem bestimmten Rhythmus, da Eliah so erkannte, dass ich es war - und kein Bulle oder sonst irgendwer unerwartetes, der ihn auf den Sack gehen könnte.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt