Eine leichte Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut. Mit jeder Minute wurde es kälter. Erst jetzt fiel mir die kleine Narbe auf, die sich durch Jared's linke Augenbraue zog.
"Wie ist das passiert?", fragte ich und deutete auf die Augenbraue.
Verwundert sah er mich an, fasste dann aber über seine Narbe. "Ist sehr lange her", sagte er nur. Und die Art wie er das sagte, zeigte mir, dass er mir dazu nicht mehr erzählen würde.
Die Kälte, die mit der verschwindenen Sonne zunahm, bereitete mir eine leichte Gänsehaut.
"Sollen wir gehen?", fragte er mit einem Blick auf meine frierenden Arme.
Ich wollte den Kopf schütteln und die ganze Nacht mit ihm hier verbringen. Doch wusste ich, dass ich eigentlich längst Zuhause sein müsste. Drew war wahrscheinlich wieder da und ich würde wieder Ärger bekommen.
Eigentlich war es überhaupt eine dumme Idee gewesen, mit Jared mit zu gehen. Aber ich bereute es komischerweise kein Stück.
"Komm, dir ist kalt", sagte er und erhob sich. Er streckte mir seine Hand entgegen, um auch mir aufzuhelfen.
Wir gingen den ganzen Weg wieder nach unten. Ich fragte mich, was in ihm vorging. Und ich konnte seine Worte nicht fassen. Meinte er das ernst? Hatte er mich wirklich gerade küssen wollen?
Ich hatte die Initiative aus folgenden drei Gründen nicht ergriffen. Erstens, weil es mir schwer fiel, mich überhaupt zu bewegen. Zweitens, weil ich zu aufgeregt und nervös war. Drittens, weil ich nicht wusste, ob er es wirklich ernst meinte. Vielleicht hatte er es nur als Witz gesagt, nicht als Flirt.
Wir gingen Seite an Seite zur Bushaltestelle. "Jetzt weiß ich, warum du den Bus genommen hast, anstatt mit dem Auto her zu fahren", sagte ich.
Verwundert hob er seine Augenbrauen. "Warum denn?"
"Na weil wir doch.. Du weißt schon", flüsterte ich, als wir beide nacheinander in den Bus stiegen. Ich wollte nicht laut herumposaunen, dass wir gekifft hatten.
Für diese Uhrzeit war der Bus noch ziemlich voll. Es waren zwar noch vereinzelte Plätze frei, doch wir stellten uns trotzdem in die Mitte des Busses vor die Tür.
Ein Licht ging ihm auf. "Ah", sagte er. "Nicht nur, Carmen."
Wieso hörte es sich immer wie Honig an, wenn er meinen Namen aussprach?
“Ich will auch nicht, dass Eliah sieht, was für einen Wagen ich fahre. Er weiß es zwar, aber ich will es ihm nicht unter die Nase reiben.“
Sein Arm war so dicht neben meinem, dass immer wenn der Bus bremste, sie sich leicht berührten. Und jedes Mal, wenn das passierte, kribbelte meine Haut unter seiner. Mir war schwindelig - und das lag nicht am Fahrstil des Busfahrers. Mir war schwindelig auf eine gute Art. Die Schmetterlinge im Bauch tanzten herum und meine Atmung war zittrig.
Plötzlich spürte ich, wie seine Fingerspitzen die meine berührten. Ganz leicht, als würden sie nach etwas bestimmtes fragen. Zur Antwort öffnete ich meine Hand und seine rasterte sich perfekt in meine.
Ich spürte, wie mein Atem nur noch stoßweise kam und ich das Gefühl hatte, als würden meine Knie nachgeben. Ich sah zu ihm hoch, doch sein Blick war aus dem Fenster gerichtet. Auf die Straßenlaternen, die Fußgänger, die Läden und Bars, an denen wir vorbei fuhren.
Ich spürte, dass dieser Moment unendlich war. Die Zeit verging nicht in unserer kleinen Blase. Es gab nichts, gab keinen Raum und keine Zeit. Es gab nur uns. Nur diese Berührung.
Diesmal sah ich aus dem Fenster und spürte ganz deutlich, wie sein Blick auf mir lag. Jesus, ich hätte nie gedacht, dass es so schöne Gefühle überhaupt geben kann.
Ich wollte nicht so peinlich sein und grinsen, doch meine Wangen zuckten die ganze Zeit. Ich konnte es nicht aufhalten und sah einfach den Boden an, als ich aufhörte, gegen das Zucken anzukämpfen und einfach über beide Ohren grinste.
Dann spürte ich, wie seine Hand leicht die meine zwischen seinen Fingern presste. Sein Daumen strich sanft wie eine Feder über meinen Handrücken. Der Atem stockte mir und ich hatte das Gefühl, dass mir die Luft hier ausging.
Carmen, reiß dich zusammen. Es ist nur ein unschuldiges Händchenhalten. Selbst Fünftklässler hatten damit mehr Erfahrung als ich. Doch die Art, wie ich auf seine Berührung reagierte - die Art, wie ich zitternd ausatmete, war mir schon peinlich.
Was musste er von mir denken? Für ihn bedeutete das alles wahrscheinlich nichts. Und wenn er mich wirklich hätte küssen wollen, dann hätte ein Typ wie er nicht lange darauf gewartet und es einfach gemacht. Oder? Ich biss mir auf die Unterlippe.
Wieder reagierte Jared, in dem er meine Hand etwas fester drückte und dann wieder nachließ. Ich sah wieder zu ihm auf. Seine stechenden, grünen Augen lagen auf meinen. Dann sank sein Blick zu meinen Lippen und blieb für einige Sekunden daran kleben.
Der Bus hielt an der Haltestelle in der Nähe meines Hauses. Wir stiegen beide aus und Jared begleitete mich bis zu meiner Haustür.
Meine Hand lag noch immer in seiner.
Ich kramte meinen Schlüssel aus meiner Tasche und öffnete mit zitternden Fingern die Haustür. Plötzlich lagen seine Finger an meinem Kinn und hoben es sanft an, damit ich ihm ins Geschicht schauen konnte.
"Bis Morgen, Carmen", sagte er ruhig.
"B-bis Morgen“, stammelte ich.
In seinem Blick lag ein Glühen mit der Intensität eines Feuers. Er lehnte sich vor und ich schloss rasch meine Augen.
Das Öffnen der Haustür brachte uns in die kalte Realität zurück.
"Wen haben wir denn da?", fragte Drew's ekelhhafte, schmierige Stimme.
DU LIEST GERADE
Catch me if I fall
ChickLitAbgeschlossen ✔️ Er verachtet sie. Er schmeckt sie. Er stürzt sie in den Abgrund. Sie fällt. Wir lagen auf den Rücken und brauchten nichts zu sagen. Ich glaubte, genau das brauchte er gerade - und ich konnte klar verstehen, wieso. Was immer ihn bedr...