You Make Me Crazy, You Make Me Wild

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Plötzlich fasste er mein Handgelenk und zog mich zu sich. Unsere Füße standen in dem sich bewegenden Wasser - meine schwarzen Chucks und seine weißen Nikes. Die leichten Wellen um uns herum ließen sie im Wasser verschwommen und unförmig erscheinen.

Er hatte mein Handgelenk so feste im Griff, ich meinte, er müsste mein Blut darunter pulsieren spüren können. Mein albernes Lachen starb, als ich den ernsten Ausdruck in seinen grünen, unergründlichen Augen sah. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Herz nicht mehr Blut durch meinen Herzkreislauf pumpen, sondern nur noch kribbelnde Wärme.

Erst als ich keuchend ausatmete, spürte ich, wie ich die Luft angehalten hatte.

An der Stelle meiner Wange, die er gerade mit seinem Mittel- und Zeigefinger nachfuhr, breitete sich ein prickelndes Feuer aus. Er schob mit einer zaghaften Bewegung eine Strähne hinter mein Ohr.

Ich sah zu Boden und hasste mich für meine Unsicherheit. Mein Atem ging unregelmäßig und tief, als ich ihn wieder ansah. Seine Augen leuchteten wie grüne Edelsteine.

Instinktiv näherten sich unsere Gesichter, als wären sie magnetisch. Ich konnte seinen Atem inhalieren. Kiefernholz und Minze. Sein Duft benebelte mich und ließ meine Knie weich werden.

Sein Daumen strich sanft über meine Schläfe und dann über meine Unterlippe. Unwillkürlich öffnete sich mein Mund einen Spalt, so dass ich gedämpft ausatmete. Langsam und benommen ließ ich meine Augenlider sinken.

Zaghaft strichen seine Lippen über meine. So zaghaft und federleicht, als wäre dieser Moment nicht existent. Ein Wunschdenken. Ein Tagtraum.

Doch seinen süßen Atem an meinem zu spüren machte mich verrückt. Ich vergrub meine Hände in sein Haar und drückte meine Lippen zwar schüchtern, aber etwas fester gegen seine.

Seine rechte Hand lag an meinem Gesicht, während die linke über meine Seite strich und mich näher an sich drückte.

Mein ganzer Körper stand unter diesem Kribbeln und gab sich seiner Berührung hin. Ich fühlte mich wie auf einem Karussell. Schwindelig, aber auf eine aufregend gute Art.

Dieser Kuss war eine Droge, die ich noch nie zuvor probiert hatte, die mich aber schon nach der ersten Kostprobe berauschte und nach mehr verlangen ließ.

Ich legte eine meiner Hände an seinen Nacken, während ich die andere unter seinem Shirt verschwinden ließ. Sie glitt seinen kühlen, definierten Rücken hinauf und entlockte ihm ein leises Stöhnen, was dazu führte, dass es in meinem Unterleib zog.

Ich konnte sein Verlangen deutlich an mir spüren. Es fühlte sich so an, als hätte ich in meinem Leben nie etwas anderes gewollt, als diesen Moment auszukosten. Ich konnte ihn endlich berühren, konnte endlich meine Finger über seine glatte Haut streichen und herausfinden, wie sie sich unter meiner Berührung anfühlten. Voller Ehrfurcht kostete ich diesen Moment aus.

Seine festen, vollen Lippen küssten meine immer drängender. Seine Zunge fuhr leicht über meine Unterlippe - mit einem leisen Keuchen öffnete ich meinen Mund und ließ meine Zunge mit seiner verschmelzen.

Aus seiner Kehle drang ein tiefes, kehliges Stöhnen. Seine Hand wanderte von meinem Rücken hinunter zu meinem Po. Meine Hand, die seinen nackten Rücken erkundete, wanderte auf seine Vorderseite. Meine Fingerkuppen fassten jede einzelne Kontur seiner dezenten Bauchmuskeln. Als sie über seine Brustwarze strich, konnte ich seinen zischenden Atem an meinen Lippen spüren. Doch unsere Lippen konnten sich nicht trennen. Er küsste mich fest und bestimmt. Es fühlte sich an, als würde ich schweben, doch stand ich mit den Füßen noch immer im kühlen Meerwasser.

Seine Hand glitt unter mein weißes T-Shirt und strich meine Taille hinauf. Seine Fingerspitzen hinterließen ein wohliges Kribbeln auf meiner Haut. Himmel, wie konnte sich das nur so gut anfühlen? Ein Seufzen verließ meine Lippen, ohne dass ich es hätte aufhalten können.

Plötzlich ließ er von mir ab und unterbrach den Kuss. Er legte seine Hand wieder an meine Wange. In seinen Augen lag ein undefinierbares Glimmen und seine Brust hob und senkte sich genauso schnell und deutlich wie die meine. Ich konnte spüren, wie meine Wangen glühten.

Meine Zähne bohrten sich in meine Unterlippe, denn konnte ich das Verlangen, seine Lippen noch einmal mit meinen zu spüren, kaum zurück halten.

Noch benommen von dem Kuss, taumelte ich leicht nach hinten. Das Wasser unter mir plätscherte.

Meine Knie fühlten sich an wie Butter, deshalb verließ ich das Wasser und setzte mich in den Pudersand des Strandes. Ich stützte mich auf meinen Ellenbogen ab. Meine Atmung beruhigte sich etwas.

Meine Güte, Carmen. Es war nur ein verdammter Kuss. Wieso tust du so, als würde sich die Bedeutung des Universums verändert haben? 

"Ich.." Ich zögerte, sah weg und schnappte nach Luft. Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen und ein Gespräch anzufangen. "Ich habe eigentlich Angst vor Wasser", gestand ich schwach.

Fragend sah er mich an. Super Carmen. Gerade hast du deinen ersten Kuss erlebt und jetzt redest du über deine Kindheitstrauma. Wie passend.

Ich traute mich nicht einmal, ihn anzusehen. Er lachte leicht, schien unkompliziert mein Ablenkungsmanöver hinzunehmen und ließ sich neben mir in den Sand fallen. "Warum das?", fragte er lachend.

Ich sah ihn an. Ich konnte nicht fassen, was wir gerade getan hatten. Wir hatten uns geküsst. Sein Blick traf meinen und augenblicklich senkte ich meinen Blick und betrachtete die verschiedenen, kaputten Muschelschalen um uns herum. Nervös schlug mein Herz. Gott, was machte dieser Typ mit mir?

"Als ich klein war", begann ich zu erzählen, "waren meine Mom und ich oft am Strand. Fast jeden Tag." Diesmal wagte ich den Blickkontakt. Seine hellen Augen lagen interessiert auf mir. "Ich war vielleicht fünf oder sechs und hatte gerade das Schwimmen gelernt. Ich war stolz und schwamm etwas weiter heraus. Plötzlich umzingelte mich ein Schwarm von Quallen."

Jared verkniff sich ein Lachen, weshalb ich ihn mahnend ansah. Beschwichtigend hob er seine Hände.

"Vor Panik habe ich ganz laut geschrien und komplett vergessen, wie man schwimmt. Ich war zu beschäftigt, panisch mit Armen und Beinen herumzufuchteln, so dass eine nach der anderen mich stach", fuhr ich mit meiner Geschichte fort.

"Und dann?", fragte er und zog eine Augenbraue in die Höhe.

"Dann hat ein fremder Mann mich aus dem Wasser gerettet und meine Mutter angemeckert, dass es unverantwortlich von ihr war, mich so weit raus schwimmen zu lassen."

"Wo er recht hat...", kommentierte er.

"Er hatte Unrecht. Ich konnte schwimmen und es war nicht weit vom Ufer entfernt. Vielleicht 10 Meter", verteidigte ich meine Mom. "Ich hatte darauf hin Ausschlag, Juckreiz und alles was dazu gehörte. Seit dem bin ich nie tiefer ins Wasser gegangen als meine Knie."

"Kann ich mir bei dir gut vorstellen", sagte er schmunzelnd. "Carmen in klein, in den tiefen des Meeres - ausgesetzt von Killerquallen. Wird sie es je lebend daraus schaffen?" Er sagte es so, als würde er den Klappentext eines Abenteuerromans vorlesen und brachte mich damit zum Lachen.

"Eigentlich ist es nicht lustig", sagte ich wieder ernst. "Vor allem dann nicht, wenn man darüber nachdenkt, wie sehr ich das Meer liebe. Ich meine, wir haben jeden Tag am Meer verbracht. Ob es am Strand war, im Wasserpark, oder ein einfacher Spaziergang am..." am was, Carmen, Huh? Mein Herz zog sich für einen kleinen Moment zusammen, als ein Bruchteil einer Erinnerung, an die ich nicht denken wollte, durch mein Gedächtnis schnitt. Mit einem leisen Zittern atmete ich das Wort aus: "dem Boardwalk."

"Hört sich nach einer tollen Kindheit an", sagte er und holte etwas aus seiner Hosentasche, das wie ein Zigarettenetui aussah. Er holte einen Joint heraus und setzte ihn sich an die Lippen.

Er hielt sich eine flache Hand neben seinen Mundwinkel, als er sich die Haschzigarette anzündete, da es recht windig war. Meine Haare dürften ein einziges Chaos sein.

Unauffällig blickte ich mich nach Zeugen um - aber nein, wir waren komplett alleine an diesem verlassenen Strand.

"Hast du denn vor etwas bestimmten Angst?", fragte ich ihn. Nachdenklich blickte er in die Ferne und stieß mit einer Ausatmung den Rauch aus.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt