Terrifying

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"Hier wohnst du?", fragte Eliah mit gerunzelter Stirn, als er am Straßenrand vor Drew's Haus hielt. Er drehte das Radio leiser.

"Ja", sagte ich und öffnete die Autotür.

"Dein Dad ist Cop?" Er sah mich an, als würde es ihm schwer fallen mir zu glauben.

"Stiefvater", korrigierte ich. "Und woher weißt du das?" Ich ließ die Beifahrertür los und sie fiel zurück ins Schloss.

"Dein Stiefvater ist der Sanders - und du schnallst dich beim Autofahren nicht an?" Er schüttelte den Kopf und lachte ungläubig.

Ich sah zum Gurt, den ich die ganze Fahrt über nicht angerührt hatte und zuckte mit den Schultern. "Mein Dad hat mich so erzogen. Also mein richtiger Dad. Und woher kennst du Drew Sanders überhaupt?"

Eliah schmunzelte. "Er war der j
Jenige, der mich hinter Gitter gebracht hat. Und er würde es wieder tun, wenn er wüsste, was alles in meinem Kofferraum steckt." Sein Tonfall war zynisch, mit einem Hauch von Arroganz.

Beinahe fielen mir die Augen aus dem Kopf. "Das ist ein Scherz, oder?", keuchte ich. Aber er hatte ja schon erwähnt, dass er im Gefängnis war und Jared sah wirklich überrascht aus, als er ihn gesehen hat. Und das würde auch erklären, warum er Drew kannte. Er sah nämlich nicht so wie jemand aus, mit dem sich mein Stiefvater abgeben würde. Sie kamen aus zwei verschiedenen Welten.

"Ist vielleicht besser so, wenn du es mir nicht glaubst", sagte er abfällig.

"Aber wieso sagst du ausgerechnet mir das? Ich meine, ich könnte jetzt reingehen und es ihm erzählen."

"Wenn du eine Gefahr für mich darstellen würdest", murmelte er betont langsam, "dann hätte ich dich nicht erst in mein Auto gelassen. Denn glaub mir", fügte er eisig hinzu. "Mit den Konsequenzen willst du nicht leben."

Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Ein 40-Minütiger Spaziergang nach Hause wäre um einiges angenehmer, als dieses Gespräch mit Eliah in diesem Auto vor unserem Haus zu führen.

"Keine Sorge", sagte ich. "Ich werde schon nichts sagen. Und falls es dich beruhigt - er ist seit neustem zum DEA befördert worden und hat oft Aufträge in Florida oder Mexico."

Die Geschäfte von Eliah und die Arbeit meines Vaters gingen mich nichts an, deshalb würde ich es für mich behalten. Aber war es nicht allgemein gefährlich, Eliah frei herumlaufen zu lassen? Wie viele Leben ruinierte er mit diesem Drogengeschäft?

Und plötzlich kam mir mein Vater in den Sinn. Auch er hatte Leben ruiniert. Aber bei ihm konnte ich komischerweise darüber hinweg sehen. Dad war ein verdrehter Typ - jedenfalls nicht so, wie man sich einen normalen Vater vorstellte. Jetzt saß er im Gefängnis. Und als ich zum ersten Mal davon erfuhr, war ich schon einen Monat alleine Zuhause, ohne dass ich was von ihm gehört hatte.

Der Mieter hatte bei uns vorbei geschaut und entgegen den Befehl meines Vaters, niemanden hereinzulassen der das Klingelmuster nicht beherrschte (drei Mal in einem bestimmten Rhythmus), öffnete ich ihm die Tür.

Und mit einem Anruf fanden wir schnell heraus, dass er im Gefängnis war. Ich war enttäuscht, weil er sich nicht bei mir gemeldet hatte. Ich meine, im Gefängnis hat man auch die Möglichkeit jemanden anzurufen. Aber ich hatte Verständnis. Ihm war es lieber, wenn seine Tochter ihn tot oder verschollen glaubte, als dass sie herausfinden würde, dass er von seinen größten Feinden geschnappt wurde.

Ich weinte fast 2 Tage am Stück, bis mich eine große Welle der Gleichgültigkeit einsog und ertränkte.

Drew hatte mich abgeholt und ich hatte zwei Wochen Zeit, mich bei ihm einzuleben, bevor das Leben auf der Uni startete.

Vor vier Wochen erfuhr ich, dass Dad im Knast war. Und acht Wochen saß er schon ab.

"DEA? Dann ist er ja ein noch größerer Lutscher geworden", sagte Eliah beiläufig und kurbelt sein Fenster hinunter, um auf die Straße zu spucken.

Es schien ihm Spaß zu machen, ihn vor mir zu beleidigen.

"Na dann...", sagte ich, als ich die Tür zum zweiten Mal öffnete. "Vielen Dank fürs Bringen. Ich hole dir das Geld, warte kurz, Okay?"

Er nickte mir nur kurz zu.

Ich stieg aus und ging zur Haustür. Als ich meinen Schlüssel hervorkramte, hörte ich, wie er mit seinem Golf abzischte. Als ich mich umdrehte, war er schon weg.

Wer nicht will, der hat schon, dachte ich, als ich den Schlüssel in der Tür drehte.

Ich wusste, dass Drew da war. Sein Auto stand auf der Einfahrt. Er meckerte ständig über sein Auto, obwohl es vielleicht genauso teuer war, wie dieses Haus.

Ich versuchte mich leise die Treppen hochzuschleichen, um mich schnell umzuziehen, damit Drew mich nicht so zu Gesicht bekam.

Doch zu spät. Als ich die unterdrückte Wut in seinem Unterton heraushörte, als er meinen Namen sagte, hielt ich auf der Treppe inne.

"Ja?", krächzte ich kleinlaut.

"Ins Wohnzimmer." Seine Stimme, sie klang wie die Ruhe vor dem Sturm. Sie klang betont beherrscht - und genau das machte mir Angst.

Ich überlegte kurz, mich trotzdem vorher umzuziehen, doch sein "So-fort." ließ mich die Idee verwerfen.

Mit sinkenden Schultern und wummern im Herzen, ging ich die Stufen hinab. Ich ging so langsam ich konnte, um den Moment hinauszuzögern.

Als ich im Türrahmen des Wohnzimmers ankam, sah ich Drew. Er saß auf dem Sofa und erhob sich direkt, als unsere Blicke sich kreuzten.

Er war wütend. Seine Augen waren leicht zusammengekniffen und er mahlte seinen Kiefer.

"Wo warst du?", fragte er. Er kam einen Schritt auf mich zu. Ich lehnte mich gegen die Wand neben dem Türrahmen.

Wenn ich jetzt log, würde ich nur noch alles schlimmer machen. Also blieb ich bei der Wahrheit. "Bei einen Bekannten aus der Uni", gab ich zu. Ich wollte keine Namen nennen, damit ich niemanden in die Sache hereinzog. Wer wusste schon, wie Drew auf mein Geständnis reagieren würde.

"So angezogen?", sagte er und schüttelte lachend den Kopf. Sein Blick glitt an meinem Körper auf und ab. So quälend langsam, dass es schon unangebracht war. Mein Herz schlug immer kräftiger in meiner Brust. Er plagte mich mit so einer Stille, dass ich meinte, er konnte meinen Herzschlag hören.

"Du siehst aus wie die letzte Hure", in seiner Stimme lag mehr als nur Verachtung. Ekel.

Er ging noch einen Schritt auf mich zu. "Du erinnerst dich doch noch an unsere Regeln, Carmen?"

Ich nickte schnell.

"Warum hast du sie bewusst gebrochen? Ist das deine Art, gegen mich zu rebellieren?"

Ich schwieg und schluckte. Versuchte, ihm nicht in die Augen zu sehen.

"Antworte!“, schrie er. Er schrie so laut, dass seine Stimme im Zimmer hallte. Ich kniff die Augen zusammen und verzog mein Gesicht, was zur Folge hatte, dass mein Hämatom unter meinem Auge zu pochen begann.

"Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?", frage er. Und es war nicht was er sagte, sondern wie er es sagte, dass das Blut in meinen Adern gefror.

Ich wollte nichts sagen, aber hatte Angst, dass er mich wieder anschrie. "Doch", presste ich hervor.

Doch die Antwort schien im nicht zu gefallen. Er atmete zitternd ein, griff mit seiner Faust in mein Haar und schlug meinen Hinterkopf mit voller Wucht gegen die Wand hinter mir.

"Ich hoffe jetzt habe ich mich klar genug ausgedrückt."

Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Ich sank zu Boden und sah Sterne tanzen.






Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt