Cry Baby

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"Du hast was?", fragte Jared fassungslos und fasste sich verzweifelt über sein Gesicht.

Ich setzte mich auf die Treppen vor Drew's Haustür und pustete eine Strähne aus meinem Gesicht. "Ja-ha. Dumm, ich weiß. Sowas passiert mir normalerweise nicht." Ich schaute auf meine schwarzen Doc Martens herunter und spielte mit den Schnürsenkeln herum.

"Und Mr Sanders ist nicht im Haus?", fragte er noch einmal nach.

"Nein", betone ich extra langsam. "Drew ist nicht im Haus. Für eine Woche. Und nein, ich kann Drew nicht erreichen. Ich habe heute dieses Handy bekommen und noch keine Nummern darauf gespeichert." Demonstrativ hielt ich das dicke, schon längst aus der Mode gekommene Handy in die Luft.

Jared verschränkte die Arme vor die Brust und lachte auf. "Und jetzt?", fragte er und sah zu mir herab.

"Nichts", sagte ich schulterzuckend. "Du kannst gehen. Ich werde schon eine Lösung finden." Wie denn, ohne Geld, Kontakte oder sonst irgendwas, das hilfreich sein könnte. Ich seufzte laut auf.

"Denkst du, ich bin den ganzen Weg gegangen, nur um dich jetzt hier draußen alleine zu lassen? Dann hätte ich es mir gleich sparen können."

"Ja, hättest du", murmelte ich. "Ich verstehe nicht, warum du mich überhaupt begleitet hast. Ich brauche keinen Schutz."

Er verdrehte nur die Augen. "Steh auf. Du kannst mit zu mir."

"Nein", sagte ich eingeschnappt. "Wie kommst du darauf, dass ich mit zu dir gehen würde? Niemals. Und was würden die anderen denken? Sie würden denken, dass wir...", stammelte ich vor mich hin, bis ich bemerkte, wie blöd sich das anhörte.

Jared lachte laut auf. "Was?", sagte er und wischte sich die nicht vorhandenen Tränen weg. "Sie werden gar nichts denken, wen auch immer du meinst. Ich meine, sieh dich an und sieh mich an." Er zeigte abwechselnd von mir auf sich und schüttelte den Kopf.

Autsch. Dachte er wirklich, er wäre etwas besseres als ich? Dass ich niemals gut genug für ihn wäre? Ich erinnerte mich daran, was er am Lagerfeuer zu mir gesagt hatte. Ich sei eine zwölf Jährige mit meinem Sommerkleid. Jetzt darüber nachzudenken tat noch mehr weh, als der Moment, als er es wirklich gesagt hatte. Ich ballte meine Fäuste und machte meine Augen schmal. "Fick dich", flüsterte ich.

"Siehst du", sagte er, als er sich beruhigt hatte. "Das meine ich. Du sagst fick dich und es klingt unschuldiger als Zuckerwatte oder Babykatzen."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und biss mir auf die Lippe. Er sah mich wirklich wie ein Kind, mehr nicht. Und dass ich mich in eine solch hilflose Lage versetzt hatte, bestärkte ihn nur in seinem Glauben. Ich fühlte mich in meinem Stolz gekränkt und spürte, wie sich etwas in meiner Brust zusammen zog und mir den Atem nahm. Wenn ich jetzt anfing zu heulen, dann würde ich ihn nur bestätigen. Also schluckte ich den Klos herunter und sah ihn bedrohlich an.

Sein Blick war irritiert. "Carmen? Alles gut?", fragte er. Seine Stimme klang wirklich besorgt, doch ich verstand nicht, warum.

Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich nicken wollte. Ich konnte es nicht.

"Das wollte ich nicht", sagte er rau. Er kam einen Schritt auf mich zu. "Ich wollte dich nicht verletzen. Ich dachte dir wäre klar, dass... " Er sprach nicht weiter. Besser so. Verlegen wanderte seine Hand zu seinem Hinterkopf.

Er wollte mich nicht verletzen? Aber das hatte er. Vielleicht unbewusst. Und vielleicht stellte ich mich auch einfach an. Aber irgendwie hätte ich echt nicht gedacht, dass er so von mir dachte. Mich als kleines Kind abzustempeln, das.. das... Ich war sprachlos. Erst als Tropfen auf meine Schuhe fielen, war mir klar, dass ich doch weinte. Vor ihm. Wie demütigend. Und er dachte wahrscheinlich jetzt, dass ich in ihn verliebt war oder so. Aber das war nicht so - sollte er denken, was er wollte.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt