Beach

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Wenig später saßen wir in seinem schwarzen Mustang.

Er schloss sein Handy an und ließ Eminem durch die Boxen tönen.

Das nervige Piepen hörte erst auf, als ich mich anschnallte.
Er wendete vom Parkplatz aus und fuhr auf die Schnellstraße.

Wir fuhren vielleicht 15 Minuten, bis er vom Highway herunter auf eine Landstraße fuhr. Ich sah das Glitzern des Meeres in der Ferne und fragte mich, ob er da mit mir hinwollte. Die Sonne schien nicht mehr so gönnerhaft wie heute früh, was wenig Strandgäste zur Folge haben würde.

Jedes Mal, wenn er in eine Kurve fuhr, flatterte es in meiner Magengegend. Er fuhr so sicher und gelassen und ab und zu spürte ich seinen Blick auf mir liegen.

In seinem Auto roch es frisch nach Zitrone. Er holte mit seiner freien Hand eine Schachtel Kippen aus dem Handschuhfach, während die andere am Lenkrad blieb. Er zündete sich eine Zigarette an und ließ dann sein Fenster herunterfahren, während er sie rauchte.

Als ich Jared von der Seite ansah - sein kühler Blick auf die Straße gerichtet, die Zigarette an seinem angehobenen Mundwinkel, sein ausgeprägter Hals mit dem Adamsapfel, sein jungenhaft wirres Haar und mit welch entspannter Lässigkeit er das Lenkrad hielt - all das machte mir bewusst, dass ich diesen Typen niemals hassen könnte.

Sein Anblick allein und wie der graue Himmel im Fenster neben ihm klar blieb, während alles andere um uns herum zu einer Masse verschwamm - all das erinnerte an das Gefühl der Unendlichkeit.

Sein dunkles Haar hing zerzaust in seiner Stirn, die sich leicht in Falten gelegt hatte. Er merkte, dass ich ihn beobachtete und lächelte leicht, so dass seine Grübchen zu sehen waren. Dann schenkte er mir auch einen kurzen Blick, ehe er die Augen wieder auf die Straße richtete.

Er schüttelte leicht den Kopf. "Warum siehst du mich so an?", fragte er über die Musik hinweg und drehte das Radio leiser.

Weil du so unglaublich attraktiv bist.
"Warum nicht?", stellte ich ihm die Gegenfrage.

Wieder wurden seine Grübchen sichtbar. Und ich konnte schwören, dass seine Wangen einen leichten rosa Teint angenommen hatten. War er wegen mir verlegen? Er schnippte seine aufgerauchte Zigarette aus dem offenen Fenster und fuhr es dann wieder hoch.

Irgendwas passte hier nicht. Hatte er nicht vor kurzem noch abgestritten, dass jemand überhaupt auf die Idee käme, dass wir jemals was miteinander haben könnten, da wir so verschieden  waren? Nie wusste ich, wie ich an ihm war.

Aber gestern hatte ich das Gefühl, dass wir auf einer Wellenlänge waren und er es auch gespürt haben musste. Sonst würde ich hier doch nicht sitzen. Aber Lo meinte doch gerade zu ihm "mach ihr keine Hoffnungen". Vielleicht verarschte er mich auch nur.

Und plötzlich übermannten mich  Zweifel.

"Woran denkst du gerade?", fragte er.

Ich zuckte mit den Schultern. "An nichts. Nichts besonderes."

"Klingt nicht sehr überzeugend", sagte er schmunzelnd.

Ich wollte fragen, wieso er so plötzlich mit mir etwas unternehmen wollte. Warum? Aber würde ich mich dadurch nur selber erniedrigen und kleiner machen. Er würde denken dass ich verzweifelt war und nach Komplimenten fischte. Also ließ ich die Frage einfach bleiben.

Aber eine noch größere Frage war: Wieso ließ ich mich auf einen Typen wie Jared ein? Was erhoffte ich mir davon? Dachte ich, ich könnte seine Meinung ändern? Dachte ich, ich könnte irgendwas in ihm bewirken? Wie dumm. Ich durfte nichts von ihm erwarten. Aber wer sagte, dass ich das tat? Vielleicht wollte ich auch nur meinen Spaß und mehr  nicht.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt