Night Life

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"Warum bist du so ein Verräter?", fragte ich, als ich ins Wohnzimmer trat.

Eliah saß auf dem Sofa, an seiner Seite war eine rot gelockte Dame, die in Strapsen und Dessous eine Zigarette rauchte.

"Verschwinde", sagte ich in ihre Richtung. "Jetzt - und keine Sekunde später."

Eliah belächelte mich kopfschüttelnd. Es erinnerte mich an das selbe Lächeln, das Jared auf den Lippen hatte, als ich ihm "fick dich" gesagt hatte und er meinte, es würde so harmlos wie Zuckerwatte klingen.

Die Frau wedelte mit ihrer Hand den Rauch fort und hustete beim Lachen. "Schon gut, Kleine." An ihrer Stimme erkannte ich, dass es die selbe Prostituierte von letztes Mal war. Auch die schwarzen, hochhackigen Stiefel waren die selben. "Wir waren sowieso gerade fertig", murmelte sie. Allein vom Aussehen her musste sie das doppelte Alter von Eliah haben.

Da Jared vor kurzem neunzehn wurde, musste Eliah 25 sein. Sie ging auf die 50 zu. Ihr Gesicht sah trotz Botox alt aus und an ihrer unnatürlichen Bräune und knittrigen Haut erkannte ich, dass sie sich oft unter der Sonnenbank aufhalten musste.

Ihre Brüste waren mit zwei Bowlingkugeln zu vergleichen und sie hatte wirklich eine sehr kurvige Hüfte. Das war also Eliahs Geschmack. Ich würde niemals in sein Beuteschema passen, was mich irgendwie erleichterte.

Sie erhob sich und ging zur Tür. Dann warf sie Eliah zum Abschied einen verführerischen Blick und einen Handkuss zu, bevor sie die Haustür hinter sich schloss.

"Wann gehst du wieder?", fragte ich ihn genervt.

Ich nahm es ihm ziemlich übel, dass er Jared die Tür aufgemacht hatte und ihm gesagt hatte, wo ich war. Soviel zum Thema Loyalität.

"Willst du mich etwa loswerden?", fragte er gespielt überrascht. "Das trifft mich jetzt sehr unvorbereitet."

"Ja, will ich", sagte ich glatt und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Ich brauche einen Tag um das Haus wieder so sauber zu machen, wie es war, bevor du kamst. Ich müsste sogar schon wieder ein paar Kurse sausen lassen."

"Ich gehe heute", sagte er.

Bevor ich mich zu früh freuen konnte, hob er warnend seinen Zeigefinger. "Unter einer Bedingung", warf er ein und sah mich herausfordernd an.

"Und die wäre?", fragte ich gelangweilt.

"Du kommst gleich mit in den Club", antwortete er platt und hob fragend eine Braue.

Mir fiel die Kinnlade auf. "Was? Wieso solltest du das wollen?"

"Weil du mir deine Welt gezeigt hast und ich dir meine zeigen will", sagte er so, als wäre es logisch.

Misstrauisch beäugte ich ihn. "Und wenn ich ablehne?"

"Dann schlachte ich jede Sekunde aus, bis Drew vor der Haustür parkt", sagte er achselzuckend, als er sich eine Zigarette drehte.

Ich stöhnte und rieb meine Hand über mein Gesicht. "Also gut", gab ich nach. "Wann geht's denn los?"

Ich hatte absolut keine Lust auf Feiern. Irgendwie war ich nicht der Typ Mensch für sowas. Aber ich konnte es einmal noch durchstehen, dann hatte ich wenigstens meine Ruhe vor Eliah. Wenn er sich auch überhaupt an seine Abmachung hielt.

Augen zu und durch.

***

Aus seinen Boxen dröhnte laut Hip Hop. Wir fuhren 10 Minuten bis nach Atlantic City. 

Ich schaute auf mein Handy und es war genau 00:54 Uhr. Die Nacht war dunkel, aber wärmer als vermutet. Trotzdem trug ich überflüssigerweise meine dünne Stoffjacke. Ich steckte mein Handy in meine, eigentlich Vanessa's, kleine Clutch.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt