Careful,

5K 177 17
                                    

Als ich den Saal betrat, hatte die Vorlesung schon längst begonnen.

Es war dennoch anscheinend nicht schlimm, zu spät zu kommen. Als ich mich umsah, erblickte ich den braunen, glatten Haarschopf von Vanessa in der Masse. Glücklich, dass wenigstens eine Person die ich kannte in diesem Kurs war, ging ich in die Reihe, in der sie saß und setzte mich neben sie.

Ihre Augen weiteten sich in Überraschung und mit ihren Lippen formte sie ein: "Du auch hier?“

Sie hielt mir ihr Gekritzel hin, welches ich mir abschreiben konnte. Schließlich habe ich die ersten Minuten der Vorlesung verpasst.

Während meiner ersten Vorlesung versuchte ich jedes einzelne Wort mitzuschreiben. Die Dozentin sprach über die Wichtigkeit einer vielseitigen Ernährung und was alles für Nährstoffe in einer einzigen Banane enthalten waren.

Ich hatte gedacht, dass ich die letzte wäre, so spät wie ich kam. Aber als ich neben mir eine blonde Mähne entdeckte, stockte mir kurz der Atem.

"Stace!“, flüsterte Vanessa und deutete auf den freien Platz neben sich.

Besagte Stace ignorierte Vanessa's Platzvorschlag und stellte sich so zwischen uns, dass ich ihr schließlich Platz machte, damit sie sich zwischen uns setzen konnte.

Die ganzen Stunden konnte ich ihre Abneigung mir gegenüber spüren und wollte nur im Erdboden versinken. Es half mir aber, mich umso mehr auf die Dozentin zu konzentrieren.

Um 13:00 Uhr verließ ich das Große Gebäude, um am großen Brunnen mein Mittagessen zu snacken. Gurken, Paprika, Tomaten und...
"Hier!"
Skittles?
Vanessa stand vor mir und drückte mir die Packung Skittles in die Hand.

"Danke", murmelte ich überrascht und nahm mir eine Hand voll Skittles.

"Sie ist nicht wie du denkst", fing sie an und setzte sich auf die Lehne der Bank. Ich sah zu ihr hoch und Hitze stieg mir in die Wangen. Wusste sie etwa, dass Spannungen zwischen Stace und mir herrschten?

Gedankenverloren kaute sie auf ein paar Skittels herum. "Das ist eben Stace. Sie ist vorlaut und direkt. Aber sie hat ein gutes Herz. Das hat sie wirklich, man muss sie nur verstehen."

Ich räusperte mich. "Du- Du musst dich doch nicht vor mir rechtferti-"

"Das will ich auch nicht", unterbrach sie mich hastig. "Stace ist mir sehr viel wert, sie ist meine beste Freundin. Ich hoffe nur, dass ihr euch auch irgendwann gut verstehen könnt. Ich glaube nämlich dass das Schicksal uns am Wochenende zusammengebracht hat. Meine Tarotkarten haben es mir vorhergesehen."

Ich nickte nur, auch wenn ich nicht verstand was sie meinte. Aber mit Stace anfreunden? Das würde nie passieren. Die Art allein, wie sie mich ansah. Wenn sie sich überhaupt dazu herabließ, mich anzusehen. So niedrig war mein Stolz auch nicht.

Mein Blick schweifte durch den Uni-Hof. Die Menschen hier gingen von A nach B, setzten sich mit ihren Freunden auf die Wiese und schlugen Bücher auf. Es war wirklich schön und friedlich hier.

Bis plötzlich ein aggressiv schauendes Augenpaar auf meines Traf. Jared. Seine tiefgezogenen Augenbrauen und sein Mund, der zu einer geraden Linie gezogen war, sagten alles. Mit energiegeladen Schritten ging er auf mich zu.

"Du", sagte er und zeigte mit dem Finger auf mich. "Wir müssen reden. Sofort." Sein Ton ließ keine Widerworte und kein Aber zu.

Bestürzt schüttelte ich den Kopf. Wer dachte er, wer er war? Ness schaute fast genauso bestürzt und blickte abwechselnd von mir zu Jared und wieder zurück.

"Ich will hier keine Szene machen", sagte er harsch und spuckte beiläufig zur Seite. Widerlich. "Los." Er nickte in Richtung Gebäude. Anscheinend möchte er mit mir unter vier Augen reden. Konnte er vergessen. Und warum wollte er so plötzlich mit mir reden? Was war los mit ihm?

"Du verschwendest meine Zeit", sagte ich betont gelangweilt. "Entweder du sagst jetzt was dein Problem ist, oder du gehst mir aus den Augen."

Sein Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Seine Kinnlage sank und hob sich wieder. In seinen Augen stand erst die Verwunderung, dann folgte der Zorn.

Vanessa neben mir kriegte sich nicht mehr ein. Es war, als würde ihr Leben aus dem Gesicht weichen.

"Vorsicht, Karen. Ich habe dich gewarnt."

Dass er meinen Namen absichtlich falsch aussprach, war mir klar. Aber warum er gerade so erpicht darauf war, mit mir zu sprechen, nicht.

Zur Hölle mit dem Typen.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt