Mit einem komischen Geschmack im Mund wachte ich auf. Es war heiß, viel zu heiß und viel zu hell. Ich blinzelte in das Sonnenlicht, das durch die Schrägdachfenster schien und die Staubpartikel in der Luft sichtbar machte. Moment mal, Schrägdachfenster? Und was war das für eine Wolldecke, die auf mir lag?
Schnell richtete ich mich auf. Und bereute es direkt. Es fühlte sich an, als würde mein Hirn in meinem Schädel hin- und her prallen, wie ein Ball gegen eine Wand.
Ich ließ mich zurück ins Kissen fallen und starrte an die Decke. Jared. Ich war bei Jared Zuhause.
Wie konnte es nur dazu kommen?
Kurze Panik übermannte mich und ich sah an mir herab. Erleichtert stellte ich fest, dass ich noch angezogen war. Der unbequeme Stoff des Kleides rieb an meiner Haut.
Augenblicklich schaute ich durch das Zimmer und bemerkte, dass ich auf einem Sofa lag. Ganz langsam erhob ich mich erneut und fasste mir direkt an die Stirn. Carmen, was hast du dir da angetan?
Ich griff nach meiner Handtasche, die auf dem Boden neben mir lag und kramte mein Handy heraus.
Scheiße. Zwei verpasste Anrufe von Drew. Einer vor 3 Stunden und der andere vor 15 Minuten.
Ich massierte meine Schläfen und stöhnte genervt. Wieso passierte mir das ausgerechnet jetzt? Zudem noch ausgerechnet bei Jared.
In LA hätte mein Dad Freudentränen geweint, wenn ich eine Nacht raus wäre um zu feiern und zu trinken - was nie passiert ist. Jetzt, wo es verboten war, musste das natürlich passieren.
Aber... Was war gestern eigentlich alles passiert?
Ich erhob mich vom Sofa und sah mich in diesem Raum um. Es sah eigentlich nicht so aus, als würde es zu Jared's Haus gehören. Dieses Zimmer passte irgendwie nicht zum Rest des Hauses. Kartons standen herum und allgemein sah es eher einer Rumpelkammer ähnlich - einem Zimmer, wo all der Krempel verstaut wird, von den man sich nicht trennen konnte, aber es keinen Platz in den offen und modern eingerichteten Räumlichkeiten gab.
Gähnend betrachtete ich mich im Ganzkörperspiegel, der an der Tür hing. Ich sah aus wie eine Leiche. Vogelscheuche. Furie. Mein Makeup war verschmiert und meine Haare standen in alle Richtungen ab. Auf meiner Stirn entdeckte ich einen schwarzen Herz-Umriss. Ich fühlte mich wie Katy Perry im Last Friday night Musikvideo.
Ich fasste mit den Fingerspitzen an das Herz auf meiner Stirn. Da fiel mir ein, dass Ash mir gestern was auf die Stirn gemalt hatte. Flaschendrehen. Oh je.
Mit meiner Handtasche und dem Handy schlich ich mich aus dem verstaubten und stickigen Zimmer.
Ich hatte die Wahl zwischen der Treppe, die nach unten führte, oder der Tür rechts von mir, die wahrscheinlich in ein anderes Zimmer führte.
Ich beschloss die Treppen nach unten zu nehmen. Es war ruhig im Haus. Hier herrschte eine völlig andere Atmosphäre als gestern Nachts. Die Fenster im Flur waren auf Kipp gestellt und man konnte die Vögel zwischern hören. Eine Etage unter mir hörte ich den Fernseher laufen.
Hier waren so viele Türen, doch ich wollte nur ein Bad finden. Mir wurde mit jedem Schritt übler und ich hatte das starke Bedürfnis, mich zu übergeben.
Also ging ich noch eine Etage hinab. Im Erdgeschoss angekommen, öffnete ich die Tür mit der goldenen Aufschrift Guests und stolperte in das Bad hinein.
Als ich am Waschbecken ankam, hob ich den Wasserhahn an und fing das Wasser mit meinen Handflächen auf, um daraus zu trinken. Eiskaltes Wasser rann meiner Kehle hinab. Das üble Gefühl ließ langsam nach, auch wenn es leider nicht ganz verschwand.
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Catch me if I fall
ChickLitAbgeschlossen ✔️ Er verachtet sie. Er schmeckt sie. Er stürzt sie in den Abgrund. Sie fällt. Wir lagen auf den Rücken und brauchten nichts zu sagen. Ich glaubte, genau das brauchte er gerade - und ich konnte klar verstehen, wieso. Was immer ihn bedr...