1. Kapitel Der Taxi-Pfosten

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“Man man das kann doch echt nicht war sein” vor mich hin fluchend stehe ich vor dem Verlagsgebäude in Berlin und wollte eigentlich in mein bestelltes Taxi steigen. Tja wie gesagt, ich wollte und dann hat mir irgend so ein blondierter Möchtegern-Schönling es einfach vor der Nase weggeschnappt. Auf mein empörtes “Ey du Pfosten, das ist mein Taxi” kriegte ich von ihm nur ein komisches Grinsen und “Sorry Lady, but you are to slow and I need it now” zurück. Haha, ich und zu langsam. Aber man sieht sich ja bekanntlich immer 2 mal im Leben. So und jetzt bin ich endlich im Taxi auf dem Weg zum Flughafen um endlich nach Amsterdam zu fliegen. Nach dem Bezahlen des Taxis begebe ich mich umgehend zum Check-In und wundere mich, dass hier irgendwie der Teufel los ist. Normalerweise ist bei der First-Class nicht so ein Gekurmel, was auch einer der Gründe ist, wieso ich am liebsten dort buche. Okay da ist ein Haufen hysterischer Weiber vor dem Check-In, was darauf schließen lässt, dass anscheinend ein besonders toller Promi wohl auch in der Nähe ist. Na mir egal, Hauptsache ich habe meine Ruhe und werde von denen nicht noch belästigt. Vollkommen in meine Gedanken vertieft setze ich meinen Weg fort und bekomme nur am Rand mit, dass der Typ wohl mittlerweile durch die Flughafensecurity abgeschirmt und zum Check-In meiner Fluglinie begleitet wird. Dort allerdings wird Mr. Wichtig an allen vorbei manövriert mit der Begründung, man müsse ihn aus dem Gefahrenbereich bringen. Ja nee, is klar, bevor ich mich aber weiter mit der älteren Dame vor mir darüber aufregen kann, ob man als Nichtpromi irgendwie eine andere First-Class gebucht hat und somit auch unterprivilegiert ist, fällt mein Blick auf Mr. Wichtig. Und wenn erblicke ich da, genau war ja sowas von klar, der Taxi-Pfosten. Nun denke ich mir, okay Karma 2. Chance. Mal gucken was jetzt kommt. Ich begucke mir das Schauspiel vor mir also in aller Seelenruhe und freue mich im Stillen, dass es anscheinend bei ihm irgendwelche Probleme mit der Buchung gibt. Nachdem es anscheinend keine für ihn zufriedenstellende Lösung gibt, zuckelt Blondie ab und wir anderen Wartenden können endlich ordnungsgemäß abgearbeitet werden. Als ich endlich an der Reihe bin nenne ich der netten Dame hinter dem Schalter meinen Namen und lege ihr meine Membercard auf den Tresen. Sie gibt alles ganz geflissentlich in ihren Pc ein,  jedoch ändert sich ihr abrupt ihr Verhalten. Sie greift hektisch zum Telefonhörer und versucht mich von dem Gespräch nix mitkriegen zu lassen. Dumm nur für sie, dass ich der niederländischen Sprache mächtig bin und genau verstehe, was sie da von sich gibt. Gut ich verstehe jetzt nur Bruchstücke, da mir die Aussagen ihrer Gegenseite fehlen. Aber das was ich da höre und mir daraus zusammen reimen kann, gefällt mir definitiv nicht. Sie legt auf und begrüßt mich freudestrahlend mit den Worten “Sie schickt der Himmel”. Bitte was ist den jetzt los, was hat die denn genommen, sind meine Gedanken und ich schaue die Dame wohl sehr verständnislos an. Ihr Lächeln wird noch eine Spur breiter und fängt an mir das Problem zu erläutern. Die Maschine wäre durch einen vermaledeiten Computerfehler überbucht und die Airline benötige dringend den von mir zusätzlich gebuchten Nebensitz für einen besonders guten und wichtigen Kunden. Ich bräuchte auch nur den einen von mir tatsächlich genutzten Sitz zahlen und dafür als Dank für mein Entgegenkommen auch nur die Hälfte. Natürlich unter Beibehaltung der vollen Bonuspunkte. Erwartungsvoll und absolut überzeugt von dem Gelingen ihres tollen Plans sieht die Check-In Dame mich nun an und wartet wohl darauf, dass ich ihr angesichts ihres phantastischen Vorschlags freudestrahlend um den Hals falle. Aber Pustekuchen Fräulein, da kannste lange drauf warten. Ich buche nicht umsonst immer mindestens 2 Sitze, wenn nicht sogar die ganze Reihe, damit ich meine Ruhe beim Reisen habe. Das letzte, was ich beim Reisen haben möchte, ist irgendwelche nervigen Sitznachbarn. So erklären ich ihr dann auch, dass dies für mich nicht in Frage kommt und bemerke an, dass ich ja auch nicht unerheblich zum Umsatz ihrer Airline beitrage. Den Einwand sieht sie auch ein und versichert mir, dass ich ja eindeutig ein gern gesehener VIP-Gast bin. Allerdings schmeißt sie noch hinterher, dass es sich bei dem Fluggast um eine besondere Persönlichkeit handelt und die Airline mich über die Umnutzung meines 2.Sitzes nur freundlicherweise informieren wollte, weil sie mein Einverständnis für die Buchungsänderung ja nicht benötigten. Bevor ich allerdings überhaupt auf das Gesagte reagieren kann, drückt sie mir meine Boardingcard in die Hand und bittet mich mit einer Handbewegung weiter. Völlig perplex mache ich für den Businessmensch hinter mir Platz und trotte vor mich hinschimpfend Richtung Membersclub.


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