67. Kapitel Brathähnchengeruch

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Charming randaliert auf einmal neben mir rum und ich öffne ein Auge, um zu schauen wo sein Problem ist. Ok, er cremt sich ein, na dann kann ich ja weiter dösen und schließe schnell wieder meine Glubschies. Nur scheinbar hat er meine Bewegung gesehen und stupst mich jetzt an mit der Frage, ob ich ihm seinen Rücken eincreme. Äh, wie, nee oder?, Mhm muss ich wohl, die anderen schlummern alle vor sich hin und ich möchte nachher kein Brathähnchengeruch im Zimmer haben, nur weil er sich verbrannt hat. Ich nicke und er legt sich wieder neben mich auf den Bauch, währenddessen schnappe ich  mir also die Flasche und gebe etwas von der Creme auf seinen Rücken. Oh scheint kalt zu sein, da er etwas nach Luft schnappt, aufschnauft und sobald meine Hände anfangen alles zu verteilen und einzumassieren, bekommt der Herr eine Gänsehaut. Zwischendurch kommt immer mal ein zufriedenes Brummen oder ein Seufzer und ich schüttle belustigt den Kopf. Man könnte meinen ich habe hier eine Großkatze vor mir liegen, die ihre täglichen Streicheleinheiten genießt. Seine Haut unter meinen Fingern fühlt sich wirklich gut an, so samtweich und angenehm. Doch das Teufelchen fängt an zu randalieren und schreit jetzt auch noch wie irre los "Aus pfui, nimm die Finger von dem Typen, wäh geht gar nicht". Dies hat zur Folge, dass mein Hirn die notwendigen Befehle veranlasst und ich mich von Charming entferne, was diesen enttäuscht aufseufzen lässt. Da meine Hände jetzt eh schon schmierig sind, kann ich mich auch gleich gegen die Sonne schützen und creme mich an den von mir selbst erreichbaren Stellen ein. Samu schaut mir dabei interessiert zu und setzt sich dann auf, um sich mit Sonnenmilch zu bewaffnen. "So Mylady hinlegen, den Rücken übernehme ich", kriege ich die Anweisung und befolge sie auch ohne Murren, da mein Hirn dies anscheinend als notwendige Maßnahme ansieht und dem Teufelchen jedwede Befugnis entzieht. Ich wappne mich schon mal für den Fall, dass die Creme wirklich kalt ist, aber mich berühren nur Samus warme Hände. Er verteilt sie und massiert mir die Schultern und den Nacken, so dass ich auch wohlig aufseufze. Okay, sollte der Herr seine Karriere als Sänger an den Nagel hängen, ich stelle ihn sofort als Masseur ein. Er fährt die Linien meiner Rückentätowierung ab und brummt mir ins Ohr, dass er ja jetzt noch einen Grund mehr hat mich Lumikki zu nennen. Ohje kann der das Rungebrumme mal bitte lassen, geht gar nicht. Zumindest befinden das die feinen Härchen an meinem Körper. Unterhalb meines Herzens auf der Flanke habe ich ein Schriftband und er fragt, ob ich es ihm ganz zeige. Ich hebe als Antwort den Arm und lasse ihn lesen. In schön geschwungener Handschrift steht dort "Elä omaasi mukaan ja älä tanssi muiden nuotteja. Muuten pääset rytmistä pois.", was auf deutsch ungefähr folgendes heißt: "Lebe nach deiner Melodie und tanze nicht nach den Noten anderer. Du kommst sonst aus dem Takt." Ich beobachte ihn beim lesen, und die Mimik, die er dabei an den Tag legt, ist faszinierend. Er hebt die Hand und kurz bevor er das erste Wort mit seinen Fingerspitzen berührt, stoppt er ab und schaut mir in die Augen. "Warum und wo hast du diesen Spruch her?" stellt er mir auf finnisch die Frage. Anscheinend möchte er nicht, dass die anderen mitbekommen, über was wir uns unterhalten, da wir ansonsten die ganze Zeit in englisch kommuniziert haben. Meine Antwort fällt ihm gegenüber ziemlich knapp aus, "von meiner finnischen Herzensmama und er soll mir Mut machen". Warum will er das wissen, frage ich mich und anschließend auch ihn. "Naja meine Mama sagt das auch, aber ist wohl gängiger als ich dachte. Erzählst du mir, warum er dir Mut machen soll?" seine Antwort. Ich schüttle den Kopf, nein das möchte ich ihm nicht erzählen, schon gar nicht hier und jetzt. Er nickt verstehend und lächelt mich schüchtern an.

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