147. Kapitel traurig blickende Bergseen

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Ich hebe meinen Blick, da ich diesen auf den Boden vor mir gerichtet hatte, um mich zu konzentrieren und Kraft zu holen, und sofort verliere ich mich in diesen tiefblauen und unendlich traurig blickenden Bergseen von Charming. Er schaut mich musternd an und ich erkenne Besorgnis, Scham und irgendwie auch ein klitzekleines bisschen Liebe in ihnen. "Es tut mir leid Lumikki…" fängt er an sich zu erklären, doch ich will und kann es nicht hören und hebe die Hand, um ihn durch diese Geste zum Schweigen zu bringen. Zu oft habe ich mir diesen Scheiß anhören müssen. Wenn zwar von Sascha und nicht von ihm, doch läuft es immer auf dasselbe raus. Ich werde verletzt, ob physisch oder psychisch ist egal, es wird sich entschuldigt, mich wieder eingelullt und kurz darauf beginnt das Spiel von vorne. Mein Verstand will das für mich nicht mehr und schaltet auf Kratzbürste, glaubt nämlich, dass es wieder so ablaufen wird. Warum sollte das bei ihm jetzt auch anders sein. Vorsichtig und leicht wankend erhebe ich mich vom Bett und versuche immer mit Sicherheitsabstand zum Herrn irgendwie Richtung Bad zu kommen. Weder er, noch ich haben ein weiteres Wort verloren, was aus meiner Sicht auch so bleiben kann und wird. Mein Körper streikt mehr oder weniger. Weshalb ist mir nicht so wirklich klar, wird mich aber nicht in die Knie zwingen und bei ihm um Hilfe bitten lassen. Eher friert die Hölle zu, denke ich mir jedenfalls. Und auch dieses Mal hat mein Verstand die Rechnung ohne meinen Körper gemacht, der nämlich jetzt beschließt meine Körperfunktionen soweit einzustellen, dass ich einfach wieder umfalle und ins Nichts zurückkehre. Ich spüre nur noch leicht, wie mich jemand auffängt und ich sanft irgendwo abgelegt werde. Vermeintlich kurz darauf verspüre ich mal wieder einen Piekser und es wird alles wohlig und angenehm um mich herum. Im Unterbewusstsein bekomme ich noch mit, wie sich eine tieftraurig und doch besorgt aufgebracht klingende Samtstimme mit einer zweiten, väterlich ruhig, tiefbrummenden Stimme unterhält. Die Samtstimme scheint zu weinen und schluchzt leise vor sich hin, dass es alles seine Schuld sei. Er mich nicht in Gefahr bringen wollte und überhaupt nicht versteht, wie alles so aus dem Ruder laufen konnte. Die ruhige Papastimme spricht nun anscheinend auf ihn ein, er solle sich nicht die Schuld geben. Was auch immer gestern mit mir passiert sei, er nicht wirklich was dafür könne. Er vielleicht der jetzige Auslöser war, es aber früher oder später auch ohne ihn so hätte kommen können. Die letzte Zeit wohl emotional eindeutig zuviel für mich gewesen sei und meine Psyche deshalb die Notbremse gezogen hat. Ich Ruhe bräuchte und seiner Meinung nach dringend Zuhause zum Psychologen gehen solle. Das er aber glaubt, dass zwischen der Samtstimme und mir wieder alles gut wird. Denn jeder hier an Bord hätte diese tiefe und unendliche Liebe zwischen uns gesehen. Mein Kopf das aber wohl überfordert hat, da er anhand meiner körperlichen Narben mal von einer nicht so schönen Vergangenheit ausgeht und ich dieses erlebte Trauma wohl noch nicht verarbeitet habe, so dass es dann passieren kann, das Realität und Trauma bei mir verschwommen sind und Angstzustände mit körperlichen Folgen ausgelöst haben. Sogar so heftig, dass es für mich lebensgefährlich werden kann. Ich fühle während dieses Gesprächs, wie mir jemand immer wieder ganz sachte über die Wange streicht und meine Hand mit einem Kuss behaucht. Die Vaterstimme scheint sich auch vom Bett zu entfernen und wünscht viel Kraft und ist seiner Aussage nach zuversichtlich für unsere gemeinsame Zukunft. Wir bräuchten beide nur dringend Ruhe und Zeit. Er solle auf mich achten, sich selbst nicht vergessen und wenn doch noch was ist, nicht zögern und sofort den Kontakt suchen. Eine Tür wird geöffnet und schließt sich sofort darauf auch wieder.  Dann wird es leise und ich höre eigentlich nur noch das mich ebenfalls traurig machende Schluchzen. 

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