Wieso immer ich?

107. Kapitel Rissige Mauer

Er dreht unablässig etwas durch seine Finger und als ich genauer hinsehe, kann ich eine Zigarette erkennen. Er raucht, seit wann und wieso habe ich das noch nicht gesehen oder bemerkt, geschweige denn gerochen? fängt sofort mein Gedankenkarussel wieder an. Oder hab ich es einfach nur nicht wahrgenommen, weil ich es nicht sehen und riechen wollte.  Das er jetzt mittlerweile mich genauer beobachtet und dann meinem entsetzten Blick gefolgt ist, habe ich nicht wirklich mitbekommen. "Ja, ich habe mal geraucht, eigentlich bis vor einem halben Jahr. Irgendwie habe ich immer noch welche in der Tasche, damit mein Kopf Ruhe gibt, so für den Fall des Schmachts. Die Situation hat mich etwas aus der Bahn geworfen und meine Nerven dachten, dass der Glimmstengel mich wieder beruhigen kann. Doch ehrlich, ich konnte ihn nicht anzünden. Nicht nachdem ich weiß und unter meinen Fingern gespürt habe, was diese Scheißteile auf deiner zarten Haut hinterlassen haben" schimmern seine Augen wieder wässrig. "Samu, ich…. Ach verdammt, sei bitte ehrlich zu mir, wenn du mit meiner Vergangenheit und unweigerlich mit mir nicht umgehen kannst, dann sag es bitte jetzt. Ich werde dann hier von Bord gehen und du brauchst dir keine weiteren Gedanken mehr um mich machen." versuche ich krampfhaft tapfer zu bleiben, damit meine rissige Mauer wenigstens noch etwas stehen bleibt und ich mit einem letzten Fünkchen Selbstachtung und Würde aus der Nummer rauskomme. Das mein wiederbelebtes Herz dann endgültig zerstört wird, werde ich schon irgendwie überleben, hoffe ich jedenfalls. "Was du glaubst..,nein Lumikki..." stammelt er vor sich hin, schmeißt die Zigarette über Bord und zieht mich in seine Arme. Dort drückt er mich fest an seine Brust und ich bemerke so ganz deutlich sein Zittern, welches wohl durch die ganzen Emotionen in ihm ausgelöst wird. "Engelchen nein, bitte glaub mir, so schnell wirst du mich nicht los, und wehe du gehst hier einfach weg. Ich habe es dir schon einmal gesagt, wir packen das und haben ab jetzt einen fantastischen Urlaub, okay" küsst er mich zärtlich und streift dabei meine Tränen aus dem Gesicht, die sich doch unbemerkt davon geschlichen haben. Ich bin erleichtert über seine Reaktion und mir fällt ein ganzes Gebirge vom Herzen. Wenn er anders reagiert hätte, ich glaube, dass wäre mein Todesstoß gewesen. Auch wenn wir uns noch nicht lange kennen, doch das was dieser wunderbare Mann in dieser kurzen Zeit mit mir gemacht hat, kann ich kaum in Worte fassen. Ich würde ja gerne auch bei ihm die Tränen, welche jetzt über sein schönes Gesicht laufen, entfernen, doch da er sich wieder gerade hingestellt hat, komme ich nur schwer an dieses heran. Und wieder was, was ihn in meinen Augen besonders und absolut liebenswert macht, er zeigt seine Gefühle und schämt sich dem auch nicht. "Na Gottseidank verzichtest du auf so ne Pampe im Gesicht, sonst müsste ich mir doch jetzt noch ein neues T-Shirt anziehen" brummt es nun von oben, da ich mit meinem Gesicht fest an seine Brust gedrückt in seinem Arm stehe, seinen Eigengeruch einatme, fast schon inhaliere um mich zu beruhigen. "Pfff, vielleicht sollte ich mir genau aus dem Grund überlegen, doch öfters die Kriegsbemalung aufzulegen" grinse ich zu ihm aufschauend und leicht verschmitzt, da ich gerade irgendwie mit der Situation etwas überfordert bin und in solchen Momenten dann gerne dies mit nem dummen Spruch überspiele.