Wieso immer ich?

154. Kapitel Klinik im nächsten Hafen

Meine Hand legt sich federleicht auf seine leicht bärtige Wange und will sich doch umgehend wieder zurückziehen, trotz dieses samtenen Gefühls von Haut auf Haut. Allerdings legt Charming blitzschnell seine Hand über meine und hält sie so an Ort und Stelle, schmiegt sich dazu noch zeitgleich mit seiner Wange in meine Handfläche und atmet erleichtert aus. "Mein kleiner Schatz, bitte erschreck mich nie wieder so. Ich könnte es nicht ertragen dich zu verlieren, nur weil ich so dumm war." nimmt er meine Hand von seiner Wange, führt sie an seine Lippen und haucht zärtlich einen Kuss darauf, um mit dieser Handlung die nächste fulminante Gänsehaut bei mir auszulösen. Erst jetzt fällt mir auf, dass da eine Nadel mit Schlauch in meinem Handrücken steckt und dieser anscheinend zu einem Tropf führt, wie ich durch einen dem Schlauch folgenden Blick feststellen muss. Meine fragend hochgezogene Augenbraue veranlasst Charming dazu, mir zu erläutern, dass der Doc mich an den Tropf gehängt hat, um mich erstens zu ernähren, zweitens mich durch ruhigstellende Medikamente körperlich runterfahren zu können und drittens so vielleicht schneller fit kriegt, ohne in eine Klinik im nächsten Hafen bringen zu müssen. "Wieso? Warum ernähren? Ich verstehe nichts" füllen sich meine Augen schon wieder mit Tränen, welche auch sofort anfangen zu laufen. "Shsh, meine Schöne nicht aufregen, bitte." erhebt sich Samu. Nur um sich sofort bei mir auf der Bettkante niederzulassen und mich in seine Arme zu ziehen. Ja, das ist definitiv mein Lieblingsplatz. Zwischen den starken Armen des von mir geliebten Mannes, umgeben von seinem Eigengeruch und seiner Wärme. Hier kann ich zur Ruhe kommen und dementsprechend schnell tue ich das auch. Er muss wohl in der Zwischenzeit irgendwie Kontakt mit dem Doc aufgenommen haben oder derjenige kommt einfach zur Visite vorbei, denn es klopft an der Kabinentür. Charming beendet leicht grummelnd unsere Umarmung, was mich ja doch schmunzeln lässt und begibt sich zur Tür, um dem Störenfried zu öffnen. Der Doc tritt ein und seine Erscheinung passt zu seiner tiefbrummenden Papastimme. Ein groß gewachsener, grauhaariger, wettergegerbter, älterer Herr mit einer souveränen und doch liebevoll sanften Ausstrahlung kommt auf mich zu "Na siehe da unsere schlafende Schönheit hat ihren Schlummer beendet, wie schön". Er reicht mir seine Hand und stellt sich erstmal als Doc Willasson, der Bordarzt vor. "So junges Fräulein und jetzt schauen wir mal, wie das werte Wohlbefinden so ist" spricht er mich an und erfasst zeitgleich mein Handgelenk, um so den Puls zu messen. Ich muss ihn wohl so perplex anschauen, dass noch "keine Angst, ich bin nicht der große, böse Wolf und werd dich bestimmt auch nicht gleich fressen" hinterher kommt. "Außerdem würde mich hier dann dein Ritter Lancelot ohne mit der Wimper zu zucken über Bord katapultieren und das wollen wir doch alle nicht, hm" zwinkert er mich schelmisch an und mein Blick wandert zu Charming. Besagter steht mit verschränkten Armen neben dem Doc und beobachtet alles genauestens mit Argusaugen. Er bemerkt anscheinend jetzt, dass ich ihn ansehe und sein Meerblau trifft nun auf mein Rehbraun. Wir sehen uns einfach nur in die Augen und ich bekomme von der Untersuchung nicht so wirklich was mit. Naja, ich scheine zumindest soweit mitzumachen und seine Fragen zu beantworten, so dass der Doc sich nicht beschwert.