94. Kapitel rot wie eine Tomate

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Zurück in der Kabine schmeiße ich als erstes die Schuhe von meinen Füßen und atme erleichtert auf. Charming, der gerade dabei ist seine Fliege zu öffnen, schaut amüsiert zu mir und meint ganz entspannt "Warum macht ihr das eigentlich, wenn euch doch die Füße dadurch weh tun?". Keine Ahnung, deshalb zucke ich nur mit den Schultern "angeblich gefällt Euch das, wurde mir gesagt. Aber ich glaube ja eher, die Dinger wurden erfunden, damit wir nicht so oft weggehen wollen und sie deshalb weniger anziehen brauchen. Oder damit wir vor Euch nicht flüchten können, denn drauf Rennen geht gar nicht. Naja aber als Verteidigung sind sie zumindest zu gebrauchen, manche Exemplare sind meiner Meinung nicht nur wegen dem Optischen waffenscheinpflichtig". führe ich meine Theorien einfach mal aus. Charming schmeißt sich weg vor Lachen und läuft dabei rot wie eine Tomate an. Na gut, könnte vielleicht auch daran liegen, dass er anstatt die Fliegen zu lösen, sie enger gezogen hat. Ich gehe kopfschüttelnd zu ihm und versuche ihm das Ding abzunehmen. Aber erstens ist der Kerl ja 30 cm größer als ich und so komme ich ganz schlecht an ihn ran und zweitens zappelt der Herr so durch die Gegend, dass ich nix machen kann. Also drücke ich ihn auf den Schreibtischstuhl und zische ihm zu "Halt doch mal still, ich will doch nur verhindern, dass du dich strangulierst. Das wollen wir doch der Musik- und vorallem der Damenwelt nicht antun, du alte Hippelfutt". Und zack, schon ist Ruhe im Karton, brav der Herr denke ich mir. Ich stelle mich zwischen seine Beine und warte darauf, dass er seinen Kopf anhebt, damit ich ihn von diesem Ding befreien kann. Er hebt ihn ein Stückchen an und beobachtet mich dabei aber ganz genau, während er seine Hände an meiner Hüfte links und rechts ablegt. Puh, das ist ganz schön nah so wie wir hier jetzt beieinander sind. Ist gerade eine komische aber doch angenehme Situation und meine Hände zittern deshalb leicht. Aus diesem Grund brauche ich auch zwei Anläufe, bis diese vermaledeite Fliege endlich auf ist und ich ihm auch noch den obersten Knopf des Hemdes öffne, was ihn aufatmend Seufzen lässt. Eigentlich könnte ich mich jetzt von ihm entfernen, doch von ihm und seinem Blick lösen kann und will ich mich nicht. Im Gegenteil er zieht mich sogar noch ein Stückchen näher an sich ran, ohne unseren Blick zu unterbrechen. "Du weißt schon, dass du ganz schön frech bist. Normalerweise würde ich dich jetzt dafür übers Knie legen, aber du hast mich vor dem Erstickungstod gerettet" zwinkert er schelmisch grinsend und im nächsten Moment wird sein Blick ernst und etwas melancholisch, bevor er seine Stirn an meine legt. Waah, was macht er nur, meine Gefühle fahren Achterbahn und ich fühle mich genau hier und jetzt so absolut richtig und wohl. Wir stehen bzw. sitzen so eine ganze Weile und genießen einfach nur die Nähe des anderen. Jedenfalls ich tue das, aber Samus Gesichtsausdruck zeigt mir, dass es ihm offensichtlich auch so zu gehen scheint. Das erste Mal seit langer Zeit habe ich auch ganz leise das Bedürfnis jemanden, also ihn, küssen zu wollen, aber mein Kopf weigert sich, die hierfür nötigen Befehle zu erteilen. Ist ihm vollkommen schnuppe, wie es sich anfühlt, von Charming geküsst zu werden und wie oder ob dessen Lippen weich sind. Das Teufelchen streckt dem beleidigten Engelchen die Zunge raus und feiert sich und die siegessichere Vernunft. Mein zwischen den Augen und Lippen her wandernden Blick quittiert der Herr mit einem leisen Seufzer. 

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