160. Kapitel finnischer Dickschädel

120 8 4
                                    


Die restlichen Tage an Bord verbringen wir oder vielmehr eher ich wirklich an Bord. Von den tollen Anlaufzielen kriege ich nur die Hafenansicht mit oder als Schnappschuß auf diversen Kamera- bzw. Handydisplays, leider. Diese Tatsache betrübt mich echt sehr, bisweilen ärgere ich mich auch darüber, dass ich körperlich einfach nicht in der Lage bin, weiter wie ins Restaurant oder auf Deck zur Bar zu laufen. Und selbst dann bin ich fix und fertig und frage mich insgeheim, wie und ob ich den Weg nach Hause wohl schaffen werde. Charming ist die meiste Zeit bei mir, was an sich eine schöne Sache ist. Haben wir doch so ausreichend Zeit uns näher kennenzulernen und dass nicht körperlich, sondern eher so gefühls- und interlektmäßig. Nur hin und wieder kann ich ihn davon überzeugen, dass er auch Urlaub hat und gerne mit den anderen Ausflüge machen kann oder besser sogar soll. Beim ersten Mal hat das auch eine hitzige Diskussion zwischen uns ausgelöst, welche wieder mal in Tränen bei mir geendet ist. Allerdings kann ich ihn ja schon verstehen, ich würde ihn auch nicht allein lassen. Nur bin ich das ja nicht, ist immer irgendwer an Bord der mir Gesellschaft leistet. Was der finnische Dickschädel nicht einsehen will und meint, er könne doch eh so keinen Spaß haben, wenn ich nicht dabei wäre. Dabei braucht der Herr die Auszeit von mir und meinem Rumgammeln wirklich, ob er das zugeben kann oder nicht. Schließlich merke ich das doch, dass er hippelig wird und gerne sich sportlich betätigen würde oder besser gesagt muss. Sich nur für mich zurückhält und mir nur kein schlechtes Gewissen machen will. Also habe ich ihn kurzerhand zum Schnorcheln und ner Biketour angemeldet. Erst wollte der Herr dies gar nicht machen, ist sogar böse geworden und wir haben wirklich jeder um seinen Sieg gekämpft. Mein Argument, dass es sich ja bei beiden Aktivitäten um Halbtagesausflüge handelt, konnte ihn dann doch überzeugen. Auch meine Bitte, dass er mir von jedem Landgang ein schönes Souvenir mitbringen möchte, hat ihn dann überzeugt. Oft sind die älteren Herrschaften dann bei mir an Deck und wir spielen oder vertreiben uns auf andere nette Art die Zeit. Manchmal unterhält sich das an Bord gebliebene Personal mit mir oder ich arbeite einfach ein bisschen. Ist nicht weiter schlimm. Naja schon etwas, würde auch gerne mit den anderen die Ausflüge mitmachen. Doch kann ich es nicht wirklich ändern und mein Körper zeigt mir auch klar meine Grenzen auf, wobei ich diesmal lieb bin und drauf höre, was er mir sagt. Der Doc wirft auch immer mal wieder ein Auge auf mich und scheint mit dem was er sieht ganz zufrieden zu sein. Engelchen und Teufelchen nöckeln vor sich hin, haben sich die Reise auch anders vorgestellt, nur kann ich es nicht ändern und dementsprechend launisch und traurig bin ich dann, wenn ich alleine bin. Denke jedenfalls, dass ich es gut verstecken kann, so dass ich Charming und die anderen nicht damit auch noch belaste. Nur leider hat mein Schatz anscheinend sehr feine Antennen, was mich und mein seelisches Wohlbefinden betrifft. Er scheint zu merken, dass ich in manchen Momenten gute Miene zum, naja nicht bösen aber wohl eher traurig-enttäuschten, Spiel mache, das sagt mir jedenfalls dann sein Blick. Des lieben Frieden Willens hält er sich aber mit Kommentaren oder Vorwürfen zurück. Auch über diesen einen Abend und was da mit ihm eigentlich los war, haben wir noch nicht gesprochen. Ich traue mich einfach nicht nachzufragen und er spricht es auch nicht an, warum weiß ich nicht. Aber vielleicht können wir es irgendwann mal klären, denn interessieren tut es mich schon.

Wieso immer ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt