70. Kapitel Wo ist er denn?

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Diese Begegnung hat mir jetzt den Rest gegeben. Ich feuer meine Sachen in die nächstbeste Ecke und verziehe mich ins Bad. Bevor ich mich unter die Dusche verkrümel, starte ich meine Feelgood -Playlist, vielleicht bekomme ich meine gute Laune ja wieder. Ich stelle mich unter die angenehm temperierte Dusche und lasse mich berieseln, versuche meinen Kopf ganz auszustellen. Meine flache Hand klatscht auf die Wand und ich könnte gerade los schreien. Alleine die Tatsache, dass ich hier auf einem Schiff bin hält mich davon ab. Ich steige aus der Dusche und trockne mich ab. Aus dem Schlafzimmer vernehme ich Geräusche. Aha, Charming ist also auch da. Gut das ich meine Kleidung bereits mitgenommen habe, so brauche ich nicht nur mit Handtuch raus, um mich anzuziehen. Allerdings wissen mein Engelchen und Teufelchen immer noch nicht, welche Gefühle ich nun für richtig erachten soll und außerdem ist mir mein Verhalten gegenüber meinen neuen Freunden und auch Charming peinlich. Früher war ich eher der Typ seine Gefühle gleich verbal rauszuhauen, egal wie die Konsequenzen aussehen. Nur ist mir das bei Sascha oft teuer zu stehen gekommen, meistens auf schmerzhafte Art und Weise, so dass ich lieber die Klappe halte, alles in mich hineinfresse und weglaufe. Jetzt allerdings kann ich nicht wirklich weg, wo soll ich denn auch hin, über Bord und schwimmen? Ist glaube ich nicht die beste Idee. Na dann mal rein in die Klamotten und zu Kreuze kriechen. Ich öffne die Tür und linse in den Raum, niemand zu sehen, hm komisch, wo ist er denn? Die Balkontür ist angelehnt und ich höre ihn reden, aha gefunden. Aber mit wem redet er, mit sich selbst oder telefoniert er? Soll ich jetzt einfach die Kabine verlassen oder doch lieber mit ihm reden, nur was soll ich ihm sagen. Was ist wenn er Fragen stellt? Fragen, die ich nicht beantworten kann oder will. Was war das vorhin zwischen uns und will ich das? Während ich also immer mehr ins Grübeln komme, habe ich gar nicht bemerkt, dass Charming mittlerweile in die Kabine zurück gekommen ist. Er steht vor mir und schaut mich groß an. "Wow" entfährt es ihm und mit offenem Mund mustert er mich. Da ich von seiner Reaktion gerade etwas verwirrt bin, schaue ich einmal an mir herab. Gut alles sitzt da, wo es sein soll und ich zeige nichts, was unschicklich wäre. Ich habe mich für das meerblaue Sommerkleidchen von Mieke entschieden, welches vorne wie hinten einen schönen Ausschnitt hat. Der Rockteil geht mir bis übers Knie und ist locker-luftig. Sein Blick wandert immer wieder an mir auf und ab. Herrje, er soll damit aufhören, das macht mich nervös und unsicher. Ein kleines Lächeln huscht über meine Lippen und sein Blick bleibt schlussendlich mit meinem verankert. So traurig seiner eben war, so strahlend und herzlich ist er jetzt. Er kommt noch ein Stück näher zu mir und berührt mich an den Händen, während er leise fragt, ob alles gut ist, ob es mir gut geht. Mann, warum will er das immer wissen? Aber bei seiner tiefen Stimme rieselt mir ein angenehmer Schauer den Rücken runter und die feinen Nackenhärchen stellen sich auf. Ohje was ist das nur, der Kerl macht mich kirre und das nur mit seiner Stimme. Aber nein, ich darf das nicht zulassen, ich schaff das nicht nochmal zu lieben. Dann lieber Alleine und zumindest zufrieden sein. 

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