143. Kapitel Unverständnis

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Jetzt sitze ich total verwirrt am Tisch, folge dem Gespräch von Ian und Svea nur mit halbem Ohr und komme mir verloren vor. Dumm und klein, was hab ich getan, dass er mich gerade behandelt, als wäre ich nicht da. Mit guter Miene zum bösen Spiel versuche ich mich emotional wieder zu fangen und order mir mein Essen und Getränk, obwohl ich eigentlich lieber hier weg wollen würde. In der ganzen Zeit würdigt mich Charming nicht eines Blickes, lässt keinerlei Berührung durch mich zu. Nein, seine Körperhaltung ist sogar absolut abweisend und kalt mir gegenüber. Mit den anderen scherzt er ganz normal rum und verhält sich dort wie die ganze letzte Zeit. "Verdammt was soll das, der spinnt doch" wird mein Kopf jetzt langsam wütend. Das Essen kommt und alle fangen an. Es ist wieder sehr lecker, doch die Situation schnürt mir den Magen zu und ich kriege bedauerlicherweise nicht wirklich was runter. Charming hat seine Hand auf seinem mir zugewandten Bein liegen und wippt mit diesem nervös auf und ab. Ich will mutig sein und lege meine Hand darauf und spreche ihn leise an "Charming…". Doch weiter komme ich nicht, denn er schubst meine Hand von seiner und nimmt auch gleich sein Weinglas wieder in die Hand, schaut mich dabei aber vehement nicht an. "Ok, das reicht" schimpft mein Verstand "der ist doch genauso schizophren wie Sascha. Ich habs gewusst". Ich bemerke, dass meine Selbstbeherrschung nicht mehr lange hält und entschuldige mich deshalb mit leicht zittrigen Unterton Richtung Toilette bei den anderen. Svea nickt und ihr mitleidiger Blick spricht genauso viel Unverständnis aus, wie ich in mir fühle. Ich muss dringend hier weg, bevor ich nur noch ein heulendes Häufchen bin. Ich stehe mit Wackelpuddingbeinen auf und versuche mich unauffällig, aber doch selbstsicher wirkend zu entfernen. Bloss nicht allen zeigen, dass etwas nicht stimmt und ich zutiefst verletzt und traurig bin. Naja ein gutes hat die Geschichte mit Sascha in dem Punkt, dieses Verhalten der angeblichen Selbstsicherheit, konnte ich dadurch meiner Meinung nach perfektionieren. Ich habe es nach außen immer gut geschafft, meine inneren Kämpfe verstecken zu können. Nur bei Charming war das bis jetzt anders und nicht mehr nötig. Ich laufe also Richtung Toilette und mein Körper beschließt auch direkt daran vorbei zu gehen. Wie in Trance laufe ich an Deck und meine Füße tragen mich zum Back. Dort lasse ich mich auf einer großen Kiste nieder und starre doch recht blicklos in das schwarz der Nacht hinaus. Genau diese Farbe breitet sich in mir aus, verdrängt all die schönen und bunten Bilder und Gefühle der letzten Tage, macht mein fast geheiltes Herz wieder kaputt und lässt es zu der Trockenpflaume verdörren, die es vor Charming war. Wie lange ich hier vorne an Deck sitze, weiß ich nicht so wirklich. Es ist aber durch die Fahrgeschwindigkeit des Schiffes doch recht zugig und ich ziehe meine nackten Beine unter den Rock meines Kleides, Umschlinge sie auch noch mit meinen Armen. Jedoch hilft das nur kurzzeitig, da das Kleidchen einen recht dünnen Stoff hat, mal ganz abgesehen von der mich nun einnehmenden inneren Kälte und so stehe ich mit steifen Gliedern wieder auf. Bevor ich mir hier noch was weg hole, gehe ich dann doch lieber in die Kabine. Gottseidank gibt es hier ja mehrere Wege dorthin und ich muss nicht an den anderen nochmal vorbei. 

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