6. Kapitel See you little Miss Sunshine

355 11 0
                                    


Das nun folgende Mienenspiel von Blondie macht jeden Phantomimekünstler neidisch. Es zeigt die komplette Bandbreite von Unverständnis, Verwirrtheit über Ratlosigkeit bis hin zu Verärgerung. Innerlich lache ich mich gerade schlapp darüber und freue mich, dass ich es geschafft habe ihn in seinem Redefluss zu stoppen. Äußerlich lasse ich mir allerdings nichts anmerken und schaue ihn ganz bambilike schüchtern und abwartend an. Es dauert dann doch tatsächlich ein wenig, bis sich dieser Mister wieder gefangen hat und mich stirnrunzelnd fragt, was und welchen Bus ich meine. Na dann wollen wir ihm doch mal verkünden, dass ich an seinen Ausführungen keinerlei Interesse habe und er mich bitte in Ruhe lassen möchte. Ich erkläre somit, dass ich den Bus suche, in dem die Leute sitzen, die das alles interessiert und bevor eine Reaktion von ihm kommt, habe ich bereits meine Kopfhörer wieder auf den Ohren und lausche diesmal den wundervoll und schön lauten Klängen von Five Finger Death Punch. Klappehaltend sitzt der Typ bis zum Flugende neben mir und scheint ebenfalls musikhörend vor sich hin zu dösen. Was ja an sich echt super wäre, wenn das Gezappel mich nicht so nerven würde. Ich bin mehrmals kurz davor ihm meine Hand aufs Bein oder die Hand zu klatschen, um ihm in seinem Tun Einhalt zu bieten. Er scheint zu merken, dass er mich damit provozieren kann, denn nun schleicht sich ein leicht schiefes Grinsen  auf seine Lippen und wartet wohl auf eine Kontaktaufnahme meinerseits. Nee Mister nicht mit mir, dann halte ich lieber das Gezappel den restlichen Flug aus. Dauert ja nicht mehr lange und ich bin ihn los, hoffentlich. Endlich erscheint das Anschnallsymbol und innerlich jubiliere ich dann doch. Die Maschine landet und das hektische Treiben zum Aussteigen beginnt, da man ja keine Zeit und noch viel weniger Geduld hat. Gut das ich keine wichtigen Termine habe und somit abwarten kann bis die Lage sich entspannt hat. Blondie scheint es ebenfalls nicht ganz so eilig zu haben und wartet neben mir fußwackelnd darauf, dass der erste Strom von Passagieren vorbei ist. Irgendwann befindet er dann wohl doch, dass es an der Zeit ist sich zu erheben und fängt an sein verstautes Handgepäck rauszukramen. Schon interessant, was der Kerl so alles dabei hat. Aha er ist wohl Musiker, worauf mich sein Gitarrenkoffer schließen lässt. Schön noch ein Punkt mehr für die “Antisymphatie-Liste”. Während ich so vor mich hin warte, fängt er doch tatsächlich an auch noch mein Handgepäck aus der Klappe heraus zu holen und mir wie ein kleines Kind freudestrahlend über seine tolle Leistung hinzuhalten. Ich nehme es ihm mit einem gemurmeltem Thanks ab und bedeute ihm, dass er sich jetzt mal endlich aus der Maschine bewegen soll. Gottseidank kommt er dieser Aufforderung auch nach und verabschiedet sich dann augenzwinkernd mit einem “See you little Miss Sunshine” auf der Gangway von mir. “So den wäre ich dann hoffentlich los” denke ich mir tief ausatmend und trotte langsam Richtung Gepäckausgabe. Unterwegs krame ich mein Handy hervor, stelle es wieder an und schaue erstmal was da so passiert. 

Wieso immer ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt