Irgendwie hat sich bei mir alles auf Automatismus umgestellt, so dass ich recht zügig in der Kabine ankomme, mich ent- und wieder mit Schlafsachen ankleide. Mein Kopf schafft es auch, sich mein Bettzeug zu schnappen und meine Schlafstatt auf der Balkonliege einzurichten. Denn das ich heute oder vielleicht sogar jemals überhaupt wieder neben dem Herrn nächtigen werde, ist im Moment für mich sowas von ausgeschlossen. Ich ziehe die Balkontür von außen zu und versuche es mir halbwegs bequem unter der Decke zu machen. Ich starre gedankenlos weiter in das Schwarz der Nacht. Das Teufelchen wird angesichts des weinenden Engelchens immer wütender "was bildet dieser Affe sich eigentlich ein, diese Pissnelke" und das Herz sowie der Verstand versuchen ihn davon abzuhalten Charmings Sachen einfach über Bord schmeißen zu wollen oder kaputt zu machen. Währenddessen verzweifelt das Engelchen immer mehr "er hat uns doch versprochen, er sagt uns, wenn er etwas nicht mag und redet immer mit uns" bringt es schluchzend hervor. Seine Tränen werden auch immer mehr und es wimmert nur noch vor sich hin "warum liebt er uns nicht mehr, was haben wir ihm denn getan". Nun ist auch bei Teufelchen der Ofen aus und bricht ebenfalls weinend neben Engelchen zusammen, um von diesem sofort in eine tröstende Umarmung gezogen zu werden. Ich kann und will mir das Drama vor meinem geistigen Auge nicht weiter anschauen, verstehe es ja selbst nicht und schließe meine Augen. Dieser ganze emotionale Stress sorgt dafür, dass ich sofort fest und tief einschlafe ohne weiter irgendwelche Probleme und Gedanken verfolgen zu können. Nichts ist um mich, schwarz und kalt ist es, keine Wärme oder schönen Gefühle umgeben mich mehr oder befinden sich noch in mir. Ich stehe hier alleine und egal wohin ich auch schaue, da ist kein Schimmer Hoffnung oder etwas anderes positives zu sehen, weiß nicht was tun. Setze ich mich und warte auf die Dämmerung, Hilfe oder irgendetwas ähnliches oder laufe ich einfach mal los und schaue was passiert. Ersteres ist eigentlich keine Option für mich. War ich doch schon immer autark und habe mich ungern auf andere verlassen, nach dem Motto Selbst ist die Frau. Musste ich in meinem Leben ja auch zu oft, da niemand da war für mich. In Hilfe annehmen oder gar drum bitten, bin ich sogar furchtbar schlecht und versuche selbst alles zu lösen oder hinzubekommen, möchte auch niemanden zur Last fallen. Selbst wenn ich sehenden Auges in mein Unglück renne und genau in meiner verbohrten Birne weiß, wer mir wie helfen kann, ist es für mich meistens sehr schwer, fast unmöglich dort darum zu bitten. Tja und außerdem habe ich ja heute wieder die Quittung dafür bekommen, dass ich auf mein Herz gehört und jemanden vertraut habe. Na dann bleibt mir wohl nur loszulaufen, was ich einfach mal in das Schwarz hinein tue. Mit jedem Schritt wird mein Herz schwerer und das Leben für mich unerträglicher. Ich werde in mir selbst immer leiser und weniger, dafür aber ein gehässiges Lachen um mich rum immer lauter und gemeiner. Es sollte mich eigentlich stutzig machen, mich fragen lassen, wo und von wem das kommt und warum. Normalerweise würde mich sowas auch zum Kämpfen animieren, doch für mich untypisch ist dieser Kampfes- oder Lebenswille, wie man es auch immer nennen will, nicht da und ich kann mich nicht gegen die aufkommenden negativen Empfindungen in mir länger wehren, resigniere förmlich mit jedem Schritt den ich tue.
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Wieso immer ich?
Fiksi PenggemarBin ich einfach nur am falschen Ort zur falschen Zeit gewesen oder was?