78. Kapitel Karmabüro

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Ich habe während Lieses Monolog mein Geschäft verrichtet und will mir jetzt erstmal die Hände waschen. Kommentarlos trete ich also ans Waschbecken unter der genauesten Beobachtung der Dame. Ich weiß gerade nicht wirklich, was ich ihr antworten kann und soll. Weiß ja selber nicht, ob ich was für ihn empfinde und wenn, was. Die beiden in meinem Kopf stehen auch ziemlich verzweifelt in der Gegend rum und meine Gefühle, tja was sagen mir meine Gefühle. Ich fühle mich wohl in Charmings Nähe, mehr als wohl. Ich genieße seine Aufmerksamkeit, die er mir entgegen bringt. Solch Verhalten mir gegenüber bin ich nicht gewohnt und schmeichelt mir natürlich. Nur kann ich leider nicht einschätzen, weshalb er das tut. Er ist ein angenehmer Gesprächspartner auch bei ruhigeren, ernsthaften Themen und ich kann lachen mit ihm. Er nimmt sich oft selbst nicht so ernst, ist Kind im Herzen geblieben, aber in den entscheidenden Momenten erwachsen. So wie ich, und das finde ich einfach wunderschön. Er nimmt mir mein komisches Verhalten anscheinend auch nicht krumm. Tja, was das sexuelle betrifft, da ist er schon ansprechend, nur wären wir da bei meinem Knacks. Das ist ein Punkt, da sperrt sich mein Kopf gegen alles. Die Angst oder Panik, nochmal so etwas wie mit Sascha zu erleben, ist einfach zu groß. Ich kann da einfach nicht gegen an, auch wenn ich gerne wollen würde. Und ehrlich, er ist seit langer Zeit oder besser gesagt, der erste Mann, der so etwas wie sexuelles Verlangen in mir auslöst, wenn ich ehrlich zu mir bin. Liese bemerkt meine Verwirrtheit, nimmt mich kurz in den Arm und lässt mich dann mit der Bemerkung, denk mal drüber nach, alleine zurück. So stehe ich vorm Spiegel, schaue mir selbst in die Augen und horche in mich. Außer einem kleinen Magenblubbern ist da aber nix zu vernehmen, da anscheinend meine inneren Stimmen gerade genauso sprachlos sind. Ich strecke mir selbst die Zunge raus und beschließe die Überlegung zu diesem Problem auf einen anderen Zeitpunkt zu verlegen. Erstens bin ich eh schon zu sehr angeschickert, als dass da was gescheites bei rum kommen könnte und zweitens ich bin zu angeschickert. So ganz einfach, Gefühle ihr habt Sendepause und ich gehe zurück. Jedenfalls ist das mein Vorhaben, doch wie bereits einmal erwähnt, irgendwer im Karmabüro scheint mich nicht zu mögen und befindet, dass ich heute noch ein bisschen geärgert werden muss. Ich trete also auf das Deck und schlage meinen Weg zum Tisch ein, da stellt sich mir mein Lieblings-USboy in den Weg. Seine Alkoholfahne lässt in mir unangenehme Erinnerungen hochkommen und ich versteife mich automatisch. Ich will das gar nicht, doch mein Kopf schaltet nur noch die Notbeleuchtung ein und ich kann nix mehr machen. Er steht nun ganz dicht an mich gepresst, hält mich schon fast schmerzhaft an den Handgelenken fest und lallt mir entgegen "So du kleines Flittchen, wir zwei werden jetzt erst tanzen und dann werde ich dir zeigen, was ich für einen Spaß mit dir haben kann". Mein Autopilot scheint sich doch noch nicht ganz verabschiedet zu haben, da ich ihn mit all meiner Kraft von mir schubse und hektisch nach hinten fliehe, in der Hoffnung, dass er mir nicht folgt. Ein Tumult ist hinter mir hörbar, wobei ich Samus und Maxs Stimme raushören kann, nur höre ich nicht wirklich, was gesprochen wird. Blind vor Tränen laufe ich einfach weiter, bis ich eine versteckte Nische an Deck vor mir sehe und ich mich dort hin kauer. Ich will nicht in die Kabine, niemanden sehen und schon gar keine Fragen beantworten, hoffe einfach mal, dass ich hier nicht auffalle. Denn das Fragen gestellt werden, dass ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.

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