Wieso immer ich?

65. Kapitel Fotosafari

Wir schlendern also ganz gemütlich los und schauen einfach mal, wo es uns hintreibt. Sich mit ihm zu unterhalten macht auch richtig Spaß. Er ist ein sehr angenehmer Gesprächspartner und wir kommen schnell von Hölzken auf Stöcksken. Da wir anscheinend beide gerne fotografieren, werden auch entsprechend viele Stopps eingelegt und ich muss auch leider hin und wieder als Motiv herhalten. Wobei ich mich eigentlich nicht gerne fotografieren lasse, stehe eher hinter der Kamera. Charming findet aber, dass er nicht nur Gegend auf seinen Bildern braucht. Im Gegenzug knipse ich ihn dafür auch und meistens dann, wenn er es nicht merkt oder mit rechnet. Na Gottseidank habe ich eine digitale Kamera, da kann ich ja den ganzen Schrott zur Not löschen. Immer wenn der Herr nicht seine Hand an der Kamera hat, nimmt er meine. Die ersten zwei Mal habe ich verwundert erst auf unsere Hände und dann ihn angeschaut, Charming allerdings tut so, als wenn es das normalste der Welt ist. Sieht bestimmt lustig aus, wie ein fast 2m Mann mit so nem abgebrochenen Gartenzwerg von 1,63 m wie mir durch die Gegend wackelt. Zwischendurch müssen natürlich auch noch Selfies gemacht werden, befindet er und ich will mich dann immer verpieseln. Lässt er irgendwann aber nicht mehr zu und sperrt mich einfach zwischen seinen Armen ein. Alle Versuche mich zu befreien misslingen natürlich und um nicht auf den Bildern wirklich erkennbar zu sein, verstecke ich mich einfach lachend an seiner Brust mit meinem Gesicht. Gut riechen tut er ja, aber Himmel der Typ sollte dringend mal einen Arzt aufsuchen, der Herzschlag ist nicht normal. Nicht dass er mir hier unterwegs noch nen Herzkaspar bekommt. Erste Hilfe ist nämlich nicht so meins. Da diese Selfieprozedur meiner Meinung nach doch recht lange dauert, schaue ich einfach mal hoch, um zu sehen, was er so treibt. Er schaut mich einfach nur mit seinen Strahleaugen an und lächelt vor sich hin. Irgendwie macht er einen verträumten und genießenden Eindruck, sieht glücklich aus. Ich weiß gerade nicht so wirklich wie ich mich fühlen soll und bin verwirrt. Es fühlt sich gut an in seinem Arm, so beschützt, aber mein Kopf meckert über so viel Nähe und ich zwicke ihm in die Seite um die Situation aufzulösen. Er quickt wie ein kleines Mädchen auf, springt von mir weg und zieht eine Schüppe. Der traurige Hundeblick, welcher mich jetzt trifft, schmerzt schon etwas, ich kann nur leider nicht aus meiner Haut und laufe deshalb schnell vor einer eventuellen Rache davon. Lachen und weglaufen ist keine gute Kombi und ich bleibe schnaufend stehen. Das nutzt der Herr gleich aus, fängt mich wieder ein und seinerseits an mich zu kitzeln. Man das ist unfair, ich bin extrem kitzelig an den Seiten und am Bauch. Ich wehre und strample um mich, was zur Folge hat, dass wir nun lachend im Sand liegen. Ein älteres Pärchen läuft schmunzelnd an uns vorbei und wir hören dann noch wie sie zu ihm sagt "Hach, guck doch mal, so jung und verliebt waren wir auch mal". "Jung wir, relativ aber verliebt, wohl eher nicht" denke ich mir, während Charming vor sich hin grinsend neben mir im Sand Platz nimmt, aber sofort wieder meine kleine Patschehand in seine Monsterflosse nimmt. "Warum tut er das? Gehört er zu der Gattung Mensch, welche ständig Körperkontakt brauchen?" stelle ich mir aufs Meer blickend die Frage.