Wieso immer ich?

45. Kapitel Systemfehler

Ein Räuspern holt uns aus unserem Anstarrduell und wir drehen uns beide Herrn Smit zu. Dieser schaut jetzt ziemlich zerknirscht und meint, dass es da anscheinend einen Systemfehler gegeben hat. Meine Zimmerbuchung ist im Pc leider einen Tag kürzer eingetragen und deshalb habe Herr Haber dieses Zimmer zugeteilt bekommen. Aha, und was will er damit jetzt sagen. "Soll ich den Rest der Nacht jetzt auf einer Poolliege oder hier im Foyer im Sitzen schlafen? Oder wieso ist es nicht möglich, dass Herr Haber ein anderes Zimmer bekommt", frage ich jetzt echt genervt, da Blondie hier ziemlich teilnahmslos neben mir steht und nix sagt. Nun schüttelt der arme Kerl von Rezeptionist ganz verzweifelt den Kopf und haut folgendes raus: "Oh Gott, nein Frau Halder, bitte sie können natürlich in ihrem Zimmer bleiben. Nur ist es leider so, dass wir nicht mal das kleinste Zimmer mehr frei haben und vielleicht könnten wir ja die Lösung finden, dass sie sich das Zimmer bis morgen teilen. Es gibt ja schließlich noch eine ganz bequeme Schlafcouch." Äh bitte was, ich soll hier mit dem wandelnden Charmbolzen die Nacht in einem Zimmer verbringen. Der bettelnde Blick des jungen Mannes hinter der Theke und ein Seitenblick auf den schon fast im Stehen schlafenden Blondie, berührt dann mein großes Herz. Ich schmeiße mit einem lauten Seufzer meine Hände in die Luft, "Na gut, aber im Bett schlafe ich und sonst keiner". Herr Smit bedankt sich tausendmal, dass ich ihm mit meiner Großzügigkeit den Job gerettet hab und Blondie, ja Blondie kriegt nicht mehr wirklich viel mit, da er die Augen mittlerweile geschlossen hat. Ich schnappe mir also seine Hand, wobei ich einen elektrischen Schlag bekomme und es zwischen uns funkt. Na toll auch noch elektrostatisch aufgeladen, und marschiere mit dem Schlafwandler im Schlepptau wieder Retour zum Zimmer. Dort angekommen ist der Herr wohl durch die Bewegung wieder soweit fit, dass ich ihn loslassen kann, ohne das er umfällt und ich verziehe mich in mein Bett. Von hier aus schaue ich ihm erst zu, wie er sich das Sofa ausklappt, sein Bettzeug bei mir holt und es herrichtet. Bevor ich allerdings Zeugin seiner Stripshow werde, drehe ich mich um und wünsche eine gute Nacht. Ich höre ihn leise schmunzeln, sich ausziehen, dann knipst er endlich das Licht aus. Seine Decke raschelt und ich denke mir "endlich Ruhe und jetzt bitte schlafen". Doch weit gefehlt, der Herr muss ja schließlich auch noch seinen Senf dazugeben. Ich höre also im Dunkeln ein tiefgebrummtes "Dankeschön, ich lass mir für dich noch was einfallen und jetzt schlaf schön und träume gut Lumikki". Ich schließe meine Augen und versuche mich nicht weiter über diesen doofen Systemfehler aufzuregen. Mal ganz davon ab, dass mir Blondies Spitzname für mich mir tierisch gegen den Strich geht. Wieso meint der mich Schneewittchen nennen zu dürfen. Ein leises Schnarchen von der Couch signalisiert mir, dass von dort jedenfalls keine Gefahr droht. Schlafen kann ich jetzt trotzdem nicht mehr und liege an die Decke starrend vor mich hin grübelnd da. Mann, was macht der hier und warum ist das Karma der Meinung, dass er mir ständig über den Weg laufen muss.