115. Kapitel Menschlichkeit

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Der Protest der Weibsen ist uns beiden  relativ egal. Samu nickt dem Mann halbwegs zufrieden zu und dreht uns um. Er geht ohne noch ein Wort zu verlieren los und ich kann nichts anderes tun, als ihm zu folgen, da er mich immer noch im Arm hält und auch keine Anstalten macht, daran etwas zu ändern. Er steuert zielstrebig die nächste Straßenkreuzung an, an der er abbiegt und auf den vor uns befindlichen Strand zu läuft. Erst dort angekommen, bleiben wir stehen, er pustet langsam laut aus und zieht mich richtig in eine Umarmung, wobei er immer noch zu zittern scheint. Ob vor Wut, Aufregung oder was auch immer, kann ich nicht feststellen. Er drückt mich auch so fest an seine Brust, dass ich erstens nicht nachschauen kann, was bei ihm los ist und zweitens ich so langsam keine Luft bekomme. Dieser Umstand bringt mich jetzt dazu, ihm auf die Brust bzw. mit der anderen Hand auf den Rücken zu hauen. Er lässt mich sofort erschrocken los und ich sehe, dass ihm einzelne Tränen über die Wangen laufen. Nun bin ich diejenige, die uns zu einem großen Stein am Strand bringt, auf den ich Charming nieder drücke und ihm die Tränen wegwische. Sein abwesender Blick und das er so gut wie gar nicht reagiert, machen mir doch etwas Angst. Was mag in seinem hübschen Köpfchen wohl grad vorgehen, dass er so neben der Spur ist. Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, lege ich meine Lippen auf seine und küsse ihn ganz sanft. Es dauert einen kleinen Moment bis er leise seufzt, den Kuss erwidert, mich an sich weiter ranzieht, um unsere Lippen sowie die nun dazugekommenen Zungen dann noch leidenschaftlicher verschmelzen zu lassen. Irgendwann müssen wir uns aber aufgrund akuter Luftnot doch voneinander trennen, so dass ich ihn besorgt fragen kann "Hej Schatz, alles gut?" Er schüttelt erst bejahend, dann aber sofort verneinend seinen Kopf und schließt seine Augen, während er seine Stirn gegen meine legt und laut aufseufzt. Ok, ich glaube es ist besser ihm noch einen Moment Zeit zu geben, damit er sich erstmal noch sammeln kann. "Ich hasse solche Situationen wie eben. Ich bin gerne Musiker, liebe auch den Großteil unserer Fans und wie wir miteinander umgehen. Aber das war eben wieder eine Begegnung, da frage ich mich, warum ich das eigentlich alles mache. Ich bin weder deren Eigentum, noch kann ich es akzeptieren, dass so mit meinen Lieben umgegangen wird. Wie respektlos und fanatisch muss man sein, dass man jedwede Höflichkeit und vorallem Menschlichkeit verliert. Das ich mich betatschen lassen muss, ohne wirklich was dagegen tun zu können. Bin schließlich ein Mann und die werden ja nicht sexuell belästigt, jedenfalls nach der allgemeinen Meinung. Wie es für mich persönlich ist, interessiert dabei nicht und ich darf nix sagen. Aber das schlimmste an der Situation für mich ist, dass sie dich mein Herz so angegangen sind und keine Grenzen kannten weder verbal noch körperlich und ich nicht wirklich was machen konnte. Ach fu…" rauft er sich durch seine blonde Mähne und sieht jetzt dadurch noch verwuschelter aus, wie sowieso schon. "Und egal, was ich mache, jetzt wird wieder ein Shitstorm losgehen über mein doch so abgehobenes Verhalten, das ich mich ja unmöglich meinen Fans gegenüber benehme, undankbar bin und es wohl nicht mehr nötig habe. Darf ich denn kein Privatleben haben, muss ich immer den Kasper geben?" setzt er noch leise hinterher. Oh man mein armer Schatz, denke ich und weiß gerade sogar nicht wirklich, was ich ihm darauf sagen kann.  "Na gottseidank hat der Typ die Bilder ja alle gelöscht und vielleicht sollten wir Mikko anrufen. Ich glaube, der fällt sonst aus allen Wolken, sollte da wirklich was drüber im Netz auftauchen." versuche ich dann doch beruhigend auf ihn einzuwirken und streichle ihm über den Rücken.

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