33. Kapitel London

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Ich genieße die Ruhe im Flieger und zeichne etwas an dem neuesten Band der Vikingssaga. Ich bin nämlich so eine schreckliche Person, die nicht erst auf den Druck des Verlages hin anfängt neue Sachen zu machen, sondern ich hab lieber immer ein bis zwei Bände schon im Voraus fertig. Das aus dem Grund, falls mich doch mal eine kreative Flaute erwischt und ich dann einen Abgabetermin habe. Ist bis jetzt noch nicht vorgekommen, aber man weiß ja nie. Außerdem hat mich auch gerade die Muße geküsst und das muss Frau nutzen. Der Flieger landet in London und ich steige motiviert und gut gelaunt aus, suche meinen Betreuer und Freund Matthew oder kurz Matt. Er empfängt mich freudig und führt mich zu seinem Auto. Während der Fahrt schnattern wir so vor uns hin und lachen viel. Matt ist eigentlich Schotte durch und durch und würde er nicht in London leben, der Typ würde echt nur im Kilt rumlaufen. Sieht halt in London nur etwas skurril aus, wenn da ein fast 2m-Mann mit akkurat gestutzten rotem Bart, langen roten Haaren, Hemd und Kilt rumläuft, halt wie ein echter Highlander. Also macht er das nur sehr selten, aber in Ingliston zieht er ihn fast nie aus. Schon lustig. Endlich parkt Matt in der Tiefgarage und wir können aussteigen. Mein Gepäck darf ich nicht nehmen, da wird mir gleich mit einem "Tztztz" auf die Finger gehauen, ein wirklicher Gentleman. Geplant ist 2-3 Tage hier zu bleiben, damit Matt meine mitgebrachten Texte auf Potenzial durchsehen kann und evtl. schon entschieden werden kann, für welchen Künstler und Konditionen sie gekauft werden. Eigentlich könnten wir das auch ohne persönlichen Kontakt über eine Cloud lösen, aber da ich noch nicht verkaufte oder veröffentlichte Texte nur in meinem Tab bzw. auf Papier habe und echt schizophren bezüglich Datensicherheit bin, gibt es halt ab und zu diese Treffen. Hat auch Vorteile, so komme ich mal wieder nach London und zu Matt. Heute werden wir aber noch nicht mit der Sichtung beginnen, sondern erst mal London unsicher machen. Zwischen unserer ganzen Sichtungsphase muss ich leider auch noch zwei Skype-Sitzungen mit Bram führen. Da wir in diesen Gesprächen merken, ist doch alles schwieriger wie gedacht, dass mit der Vermarktung ohne mich groß in die Öffentlichkeit zu bringen, werde ich von London direkt nach Berlin fliegen und dann erst wieder nach Hause. Warum ich auf die Öffentlichkeit nicht so scharf bin, können die Chefs schon verstehen, ist aber ihrer Meinung nach kontraproduktiv. Sicher die Verkaufszahlen sind ohne große Werbung in den Medien schon gut, aber wenn man diese nicht nur auf das spezielle Publikum und Auftritte bei Conventions beschränkt, dann würden diese durch die Decke gehen. Aha, ich möchte aber nicht durch meine Lebensgeschichte, sondern durch meine kreative Arbeit mein Geld verdienen. Das geführte Gespräch endet also damit, dass ich in diesem Jahr nicht nur zur Connichi in Kassel reise, nein auch zur nächsten Buchmesse in Frankfurt und Leipzig soll ich fahren. Na toll, ich freu mich. Bram merkt mir meine Begeisterung an und schleppt mich deshalb am Abend in einen unserer Lieblingsclubs.

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