Wieso immer ich?

153. Kapitel Glückselixir

Was ist ihm passiert, dass er so voller Schmerz und Traurigkeit ist und noch brennender interessiert mich, warum sitzt er an meinem Bett. In diese Überlegungen vertieft bekomme ich nicht mit, dass er mittlerweile seine Augen geöffnet hat und seinerseits mich nun beobachtet. Seine Bewegung, mit der er leise und vorsichtig versucht die Gitarre zur Seite zu stellen, bekomme ich jedoch mit und lässt meinen Blick klarer und zielgerichtet auf ihn schauen. Seinen Kopf und somit auch sein Gesicht wieder zu mir drehend, gewährt mir nun auch eine Sicht auf seine Augen. "Wow, was hat dieser Kerl doch für wahnsinnig blaue Augen" stelle ich fasziniert fest und kann ihn nur weiter stumm beobachten. Irgendwas sagt mir auch, dass wir uns kennen, ein vertrautes, sicheres Gefühl fängt an sich in mir auszubreiten. Der blonde Prinz Charming hockt sich mit einem zaghaften Lächeln auf seinen schön geschwungenen Lippen direkt vor mich "Na mein pieni Lumikki, bist du wieder wach". Diese Worte und diese Stimme treffen direkt in mein Herz und lassen dieses überquellen vor lauter positiver Empfindungen. Auch läuft mir eine angenehme, wohlige Gänsehaut über den kompletten Körper und die angestauten Tränen suchen sich jetzt dann doch ihren Weg über meine Wangen. Dieses "pieni Lumikki" weckt ebenfalls was in mir, lässt die besten und schönsten Erinnerungen in mir aufsteigen, nur bin ich gerade einfach zu konfus, da eine rationale Erklärung oder irgendetwas anderes brauchbares mit anzustellen. Auf einmal klatscht sich das Teufelchen seine Hand vor die Stirn und zuppelt ganz aufgeregt am Engelchen rum "Weißt du wer das ist, weißt du?". Das Engelchen schaut verwirrt und will wohl allem Anschein nach unwissend mit den Schultern zucken, doch das Teufelchen wird immer hektischer und aufgeregter. "Na das ist unser Prinz Charming, unsere heilende Liebe" haut es glücklich triumphierend raus, schnappt sich das Engelchen und wirbelt mit ihm durch den Raum "Jiiippiie, er ist hier und hat uns noch lieb". Was meint das Teufelchen mit unserem Prinz Charming und heilender Liebe, denke ich verwirrt. Wieso sollte solch ein toller Mensch sich mit mir abgeben wollen und warum ist er überhaupt hier bei mir, stelle ich weiter noch fest. Ich spüre eine sanfte, fast schmetterlingshafte Berührung an meiner Wange und hebe meinen Blick, um direkt sofort wieder in diesen blauen Bergseen zu versinken. Meine Haut bizzelt an der Stelle, wo er mich berührt hat und auch dies erscheint mir ebenfalls so vertraut. Alles in mir schreit danach von ihm weiter berührt, in den Arm genommen werden zu wollen. Es kommt mir vor, als wenn mein Körper ihn zum Leben bräuchte und nach seiner Droge lechzt. So muss sich ein Junkie fühlen, wenn die Wirkung seines Glückselixirs nachlässt. "Moment, das kenne ich, das hatten wir schonmal" brüllt mein Verstand und so langsam stellt sich bei mir die Erkenntnis auch in meinem Hirn ein, wer da vor mir hockt und mich abwartend so liebevoll betrachtet. Jetzt bin ich es, die sich eigentlich ihre Hand vor die Stirn klatschen müsste, denn wie blöd bin ich denn bitte, dass ich meine große Liebe Samu nicht erkannt habe. Doch stattdessen bewegt sich meine Hand langsam und vorsichtig in Richtung seiner Wange, um sie dort für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde ablegen zu wollen. Weiß ja nicht, ob ihm meine Berührung so recht ist.