24. Kapitel Dramaqueen

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Sie schaut mich lange an und scheint zu überlegen, was und wie sie es mir sagen soll. Jon schaut mich neugierig und abwartend an und zuckt mit den Schultern. Er weiß wohl auch nicht, was seine Frau für ein Problem hat. Na toll. Ich bin übermüdet und traurig wegen des Abschieds und Madame macht einen auf Dramaqueen. Endlich scheint sie wohl zum Reden bereit und wirft mir dann nur entgegen, dass ich nicht die richtige Frau für Bartje bin. Er definitiv jemand anderen an seiner Seite bräuchte als mich. Ich höre Jon entsetzt nach Luft schnappen und merke wie sich alles in mir zusammenzieht. Was bitte ist falsch an mir? Ich stehe vom Stuhl auf und versuche dabei Haltung zu bewahren. Das letzte was ich jetzt will, ist das sie merkt, wie verletzt sie mich hat. Jon schüttelt den Kopf, der bekommt auch noch ein Schleudertrauma, wenn es so weitergeht und klatscht seiner Frau die Hand vor die Stirn. Ich bin schon fast zur Küchentür raus, da fällt Mieke wohl auf, dass ihre Worte wohl nicht so wie von ihr gewünscht bei mir angekommen sind. "Ach du scheiße, Entchen, so habe ich das nicht gemeint", versucht sie sich zu erklären. Wird aber durch meine gehobene Hand in ihrem Redefluss gestoppt. Ich drehe mich also mit vor Wut und Enttäuschung glühenden Wangen wieder um und brülle ihr entgegen "Bin ich also so hässlich und unliebenswert, dass es so schlimm ist, wenn Bartje mit mir zusammen wäre" Mittlerweile läuft mir eine Träne die Wange hinunter, was mich doch ärgert, da ich nicht mehr gerne Gefühle zeige. Die machen einen angreifbar und das will ich nicht sein. Gerade von ihr hätte ich so etwas nicht erwartet. Sie kennt meine Vergangenheit und müsste wissen, dass ich nicht unbedingt ein starkes Selbstbewusstsein habe, auch wenn es für Außenstehende vielleicht anders erscheint. Mit dem Gesicht in den Händen und ein stetiges "Oh Gott, oh Gott, ich hab das nicht so gemeint" vor sich hin murmelnd kommt sie auf mich zu. "Wage es ja nicht mit mir Körperkontakt aufzubauen" ist mein Gedanke und schwups finde ich mich in ihren Armen wieder. Jetzt breche ich nicht nur innerlich zusammen, nein ich fange an zu heulen wie schon lange nicht mehr. Meine Beine fühlen sich an wie Pudding und ich zittere am ganzen Leib. Schlussendlich sitzt Mieke mit mir ebenfalls heulend auf dem Boden, streicht mir über den Kopf und versucht sich zu entschuldigen. Sie wollte mir doch nicht sagen, dass ich nicht gut genug für Bartje sei. Eher anders, dass ich viel zu gut für ihn bin und er nicht so eine schöne und starke Frau wie mich schätzen noch halten könne. Ich schaue sie aus verheulten Augen an und diesmal schüttele ich mit Unverständnis den Kopf. Das ergibt für mich noch weniger Sinn. Soll sie doch einfach sagen, warum sie es stört, falls ich mit Bartje anbändeln sollte, was ja noch nicht mal sicher ist.

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