Wieso immer ich?

161. Kapitel Charmings Verschwinden

Je näher unsere Abreise rückt, desto unentspannter wird mein Charming. Er wird immer anhänglicher, aber auch für ihn untypisch wortkarger, zumindest soweit ich das beurteilen kann. Versucht trotzdem mit Witzchen zu überspielen, dass da irgendwas ist, nur reden tut er nicht mit mir, obwohl er es mir versprochen hat, schon wieder mal. Heute morgen wollte er mich auch nicht allein an Bord zurück lassen, trotz dass er mit den anderen beiden Jungs eine Wandertour gebucht hat. Nur irgendwann hat es mir gereicht, ich habe keine Lust mehr mit ihm zu diskutieren, dass er jetzt diese Wanderung macht und ich hier auf ihn warte, nicht weglaufe. Wo soll ich denn auch hin und vorallem wie. "Man ey Haber, du gehst mir mit deinem Geglucke auf den Keks. Ich liebe dich und werde nachher auch noch hier sein" versuche ich es nochmal, ihn zu überzeugen zu gehen. "Aber wenn du hier bleibst, können wir gerne mal darüber reden, was eigentlich mit dir los ist." setze ich etwas sanfter hinterher. "Nix was soll mit mir los sein, ich will dich nur nicht allein lassen. Aber bitte, wenn ich dir auf den Keks gehe, dann verschwinde ich halt auf diesen bekloppten Ausflug. Hätte zwar gerne meine noch freie Zeit mit dir verbracht, nur scheint das ja nicht erwünscht zu sein" poltert er los, schnappt sich seine Sachen und verschwindet aus der Kabine. Eine Möglichkeit ihm nochmal etwas zu sagen, hat er mir dadurch gar nicht erst gegeben. Somit hätten wir dann auch die Bestätigung, dass ja gar nix mit dem Herrn los ist, aber sowas von gar nix. Deshalb haut er auch ab und lässt mich hier so dumm stehen. Teufelchen will mich schon wieder dazu bringen, auf wütend, beleidigt und stur umzuschalten, dass ich mir das nicht gefallen lassen soll. Doch Engelchen, das Herz und sogar der Verstand beschwichtigen mich, es besser bleiben zu lassen, da sonst das nächste Drama droht. Hatten wir ja schon so lange nicht mehr, spotte ich vor mich hin. Später soll ich lieber mit Charming das Gespräch suchen, da alle das Gefühl haben, dass unseren Schatz was beschäftigt oder sogar belastet. Nur was und warum er nicht mit mir darüber redet, keine Ahnung. Ich hoffe einfach mal, dass er sich bis zur Rückkehr an Bord wieder beruhigt und seine Gefühle oder Gedanken sortiert hat. Vielleicht denkt er selbst ja auch mal über sein Verhalten nach, kommt von alleine auf mich zu und vorallem spuckt endlich aus, was ihn belastet. Erst mache ich nach Charmings Verschwinden meine tägliche Spazierrunde an Deck und stelle erfreut fest, dass es heute schon wieder eine Runde mehr geworden ist, ohne dass ich groß außer Puste gekommen bin. Anschließend halte ich einen kleinen Plausch mit Lynn und dem Doc und verziehe mich dann in die Kabine. Etwas ausruhen, damit ich heute Abend nicht ganz so platt bin und auch noch etwas Zeit nach dem Dinner mit unseren Freunden verbringen kann. Nur leider kommt jetzt hier in der Stille mein Gedankenkarussel in Fahrt und stellt die wildesten Theorien über und wegen Charmings Verhalten an. Ich lege mich also aufs Bett, versuche mich aber selbst zu beruhigen, was mir nur mäßig gelingt und irgendwie passiert es dann, dass all diese widersprüchlichen Gefühle und Ängste in mir dazu führen, dass ich doch die Fassung verliere. Ich rolle mich auf Charmings Betthälfte zusammen, lasse mich von seinem hier anhaftenden Geruch umgeben und meinen aufsteigenden Tränen freien Lauf.