152. Kapitel Liebe und Vermissen

137 7 4
                                    


Leise klingende und sanfte Töne umschwirren mich, woher sie kommen, keine Ahnung. Doch sind sie wunderschön, herzerwärmend und tröstlich. Eine warme, weiche Stimme fängt leise dazu an zu singen und innerlich erschauere ich, als die Worte für mich verständlich werden. Sie singt von Liebe und Vermissen. Alles in mir verspürt den Wunsch nachzuschauen, woher diese zarte Melodie kommt und zu wem diese verzaubernde Stimme gehört. Je länger ich zuhöre, desto größer wird auch dieser Wunsch. Nein, es ist kein Wunsch mehr. Es verlangt innerlich alles in mir danach, herauszufinden wer da so schön singt. Nun gut, um endlich eine Antwort finden zu können, sollte ich vielleicht mal meine Glubscher öffnen. Ansonsten wird das Nachsehen schwierig, was ich langsam versuche in die Tat umzusetzen. Anstrengend ist es schon, da diese verdammten Lider so schwer sind, fast wie zugeklebt. Aber ich bin doch so neugierig, will es unbedingt wissen. "Nur bitte hör nicht auf" flehe ich innerlich die Stimme an, da ich Angst habe, dass ich es dann nicht mehr schaffe die Augen zu öffnen, wenn die Motivation durch diese Stimme weg ist. Ich kämpfe und fluche weiter vor mich hin, will endlich sehen, wer mich aus dieser zwar schönen, doch recht eintönigen Zuckerwelt allein durch seine Worte und Klang lockt. Bekannt scheint sie mir irgendwie zu sein, denn in mir bereitet sich eine andere, schöne Wärme aus, wie die bis jetzt in mir befindliche. Ich fühle mich sicher, geborgen und geliebt. Endlich hab ich es geschafft, ein kleiner Spalt öffnet sich. Zwar nur ein klitzekleiner, doch trifft mich die jetzt kommende ungnädige Helligkeit unvorbereitet und fast schmerzhaft. Ich kneife meine Augen sofort wieder zusammen, aber meine Neugierde ist doch größer, so dass ich einen erneuten Versuch starte. Langsam und vorsichtig öffne ich die Lider wieder Stückchen für Stückchen, um meinen Pupillen so die Möglichkeit zu geben, sich an das helle Licht zu gewöhnen. Endlich ist es geschafft und ich blinzele leicht vor mich hin, damit sich mein Blick fokussieren kann und ich endlich herausfinde, wo ich bin und wer da so schöne Musik macht. Sobald dieser letzte Schritt von meinem Körper zu meiner Zufriedenheit erledigt ist, erkenne ich, dass ich wohl in einem weichen Bett in einer Art Kammer liege. Mhm, ne Kammer, nein keine Kammer. Aber ist ja erstmal egal, meine Augen suchen weiter nach dem Verursacher der Töne. Ich drehe dazu meinen Kopf und erblicke neben mir auf einem Stuhl sitzend einen schönen blonden Mann mit einer Gitarre auf dem Schoß. "Hej, der könnte uns gefallen" grinst das ebenfalls wach gewordene Teufelchen schelmisch und Engelchen bestätigt mit Herzchenblick "joah und so schön singen kann er". Der mir im Moment Unbekannte hat die Augen geschlossen, lässt seine für einen Mann unglaublich filigranen Finger über die Saiten der Gitarre laufen und erzeugt dabei eine faszinierende Melodie. Die durch seine zart gehauchten Worte noch unterstrichen wird. Auf seinen ästhetischen Gesichtszügen liegt ein schmerzvoller, trauriger Ausdruck. Ich betrachte ihn einfach still und sauge jede seiner Regung oder Wort von ihm in mir wie ein Schwamm auf. Sein offensichtlicher Kummer lässt mich nicht kalt und in meinen Augen sammeln sich Tränen. Er hört auf zu singen und lässt ein letztes Mal die Saiten erklingen, ehe er diese mit seiner Hand bedeckt und seinen Kopf traurig sinken lässt. Ein schmerzvoller Seufzer verlässt seine weich aussehenden Lippen, während eine einzelne Träne sich aus seinem Auge löst und sich über die Wange laufend auf die Reise macht. 

Wieso immer ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt