32 | pain source

1K 49 7
                                    


JENNA

"Ist es nicht herrlich?", fragte mich Chloe nach ein paar Minuten von beidseitiger Stille. Sie legte den Kopf auf die Wasseroberfläche und sah zum Mond hinauf. Ihre Haare verteilten sich wirr unter Wasser.

"Ja, aber ... du schuldest mir noch eine Frage", erinnerte ich sie.

"Ich hatte gehofft, dass du es einfach vergessen würdest."

"Nope. Niemals."

"Dann frag, damit ich es hinter mich bringen kann."

Tausende Fragen schossen mir wieder durch den Kopf. Aber die größte und aufdringlichste schob alle anderen weg. Es war riskant, diese Frage zu stellen, das war mir bewusst, aber ich spürte, wie viel ihr diese Frage bedeutete. Früher oder später musste sie mich aufklären. "Was ist mit deinem Vater passiert?" Meine Stimme brach am Ende.

"Jenna ...", warnte sie mich und richtete sich aufrecht hin. Wasser perlte ihr von den nassen Haaren über ihr Gesicht.

"Chloe ... Bitte erzähl es mir. Du musst nicht viel sagen. Nur etwas damit ich ... für dich da sein kann." Meine eigene Stimme erkannte ich kaum wieder. Sie klang so klein und unterworfen. "Wenn das mit unserer ... Freundschaft ... klappen soll, musst du ehrlich mit mir sein."

Chloe seufzte laut. Sie blieb stumm und ich konnte schwören, zu sehen wie es wieder in ihrem Kopf am rattern war. Sie wägte ihre Optionen ab. Schließlich seufzte sie erneut. "Fuck, du zwingst mich tatsächlich, nicht? Ich hasse dieses Thema wirklich. Es ist absolut nicht fair, dass du jetzt diese Freundschaftskarte zückst."

"Du hast kein Geburtstagsgeschenk für mich." Frage oder Aussage – Keine Ahnung, was eher zutraf. Möglicherweise beides.

"Willst du mir jetzt auch noch ein schlechtes Gewissen machen?", schnaubte sie.

"Was? Nein. Was ich damit sagen wollte ist, dass das mein Wunsch ist."

Sie schüttelte den Kopf und baute keinen Augenkontakt mehr auf. "Ich möchte nicht."

"Ich flehe dich an."

Mein erbärmliches Betteln brachte sie ins schwanken. Mit sich selbst kämpfend, kaute sie auf ihrer Unterlippe. Vielleicht bildete ich es mir ja nur ein ... jedoch glaubte ich, dass sie damit ihr Zittern verstecken wollte. "Wenn du mich nach Heute jemals wieder darauf ansprichst oder es jemand anderem erzählst, muss ich dich umbringen."

"Ich werde nicht darüber sprechen."

Chloe atmete mehrere Male tief durch, doch ich ließ sie machen. Ich gab ihr so viel Zeit, wie sie brauchte.

"Als meine Mom uns Zwillinge bekam, waren meine Eltern glücklich. Aber sie hatten wenig Geld für sich und dann mussten sie es auch noch mit zwei Kindern teilen. Mein Dad malte immer gerne. Er wollte ein berühmter Künstler werden. Doch dieser Weg dahin brachte kein Geld. Er musste seine Leidenschaft zur Seite schieben und meiner Mutter helfen. Sie wollte keine von diesen Müttern sein, die nur zu Hause sind und sich um die Kinder kümmern. Sie wollte selbst Karriere als Ärztin machen. Also arbeitete sie weiter und schob die meiste Arbeit mit dem Haushalt immer auf meinen Dad." Sie hielt inne ... fragte sich gedanklich, ob es nicht doch zu spät zum abhauen war.

"Rede weiter", bat ich sanft.

"Mit der Zeit litt er an Depressionen. Meine Mutter verharmloste das ständig und warf ihm immer vor, er wolle sich nur vor seinen Verpflichtungen drücken. Bullshit. Er fing an Medikamente zu nehmen. Und irgendwann, war es so schlimm, dass er ... zu viele Pillen schluckte. Er dachte nicht darüber nach, dass diese Dosis ihn töten könnte." Sie lachte. Es war ein trauriger, verbitterter Lacher, der mir eine Gänsehaut verpasste.

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt