Missing part of Mine

42 | exhausting conflict 

JENNA

Wir wurden ruckartig aus unserer Trance gerissen, als plötzlich Chloes Handy klingelte. Wir beide richteten uns abrupt auf.

Schnell sprang Chloe förmlich weg von mir, als hätte ich sie mit irgendwas verschreckt. Sie ging zu ihrem Schreibtisch, auf dem ihr Handy viel zu laut you shook me all night long spielte.

Sie drückte auf die Lautsprechertaste, schmiss ihr Handy leicht auf die Tischplatte und ließ sich ausgelaugt auf ihren Schreibtischstuhl fallen, vielleicht sogar nur weil sie nicht mehr in meiner Nähe sein wollte. "Was ist los?", blaffte sie harsch in den Hörer.

"Woah, beruhig dich, Tiger", sagte jemand an anderen Leitung.

Chloe zog ein zerknautschtes Gesicht. Keine Ahnung weswegen. "Hör gefälligst auf mich so zu nennen", knurrte sie. "Wieso rufst du an?"

"Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich in einer halben Stunde da bin."

"Ach und eine SMS wäre zu leicht für dich gewesen." Chloe massierte ihre Schläfen. "Wie dem auch sei. Bis gleich." Sie legte auf.

"Wer war das?", wollte ich wissen.

"Das war Kyle. Wir sollten uns jetzt beeilen." Sie watschelte zu ihrem Kleiderschrank, auf der Suche nach etwas.

"Kyle kommt auch mit?", fragte ich mit leichter Verachtung im Ton. Hätte ich das bloß vorher gewusst ...

"Ja? Hatte ich dir das nicht gesagt?" Sie drehte sich ein wenig irritiert zu mir.

"Nein, hast du nicht", erwiderte ich mürrisch. Daran hätte ich mich auf jeden Fall erinnert. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, hätte ich mich wahrscheinlich gar nicht erst drauf eingelassen.

"Ist das ein Problem?" Schnaubend drehte sie sich wieder zum Kleiderschrank und wühlte weiter.

"Äh ...", begann ich zögerlich. "Kyle mag mich nicht besonders. Damit meine ich ... er hasst mich regelrecht." Ich wusste, dass mich viele auf meiner Schule nicht leiden konnten, um genau zu sein die ganzen Versager und Außenseiter, aber niemand außer Chloe früher traute sich, mich in der Schule so extrem giftig anzuschauen wie Kyle. Er musste anscheinend ein persönliches Problem mit mir gehabt haben. Ich hörte ihn ständig über mich lästern. Am liebsten tat er das nämlich bei seinen Freunden aus der Kunst AG. Das schlimmste war, dass er zudem teilweise auch noch die selben Freunde wie Cindy hatte.

Ich erinnerte mich noch an das eine Mal letztes Jahr im Frühling, bevor Kyle anfing gelegentlich mit Chloe rumzuhängen, wie er in Cindys Gegenwart lautstark über mich herzog. Laut Cindys Aussage ist sie total ausgerastet und hat ihn zur Rede gestellt, warum er denn nichts besseres zu tun hätte als mich schlecht zu reden. Er antwortete mit purer Gleichgültigkeit und verstärkte seine Aussagen.

Sie waren nie befreundet, aber seit dem Vorfall hatte sich Cindy von ihm ferngehalten.

Chloes Schultern spannten sich bemerkbar an. "Ach, Bullshit. Sag sowas nicht. Das stimmt absolut gar nicht", log sie, und das auch noch ziemlich schlecht.

Mit einem leichten Blick über die Schulter, schielte sie zu mir. Mein ungläubiger Blick sprach definitiv Bände. Seufzend fuhr sie zu mir herum. "Okay, ja. Er ist nicht der größte Fan von dir, aber bisher hatte er ja auch noch nie einen Grund dafür ... Nicht wahr?"