102 - epilog. ✔️

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Carla.

Drei Jahre sind schon vergangen, seitdem Dardan und ich uns nun kennen und lieben gelernt haben. Drei Jahre mit vielen Höhen und Tiefen, welche wir zusammen gemeistert haben. Drei unglaublich tolle Jahre, in welchen wir uns immer wieder aufs Neue verliebt haben.

Ich habe noch nie zuvor jemanden in meinem Leben kennengelernt, der mir mehr bedeuten würde, als ich mir selbst. Noch nie habe ich jemanden kennengelernt, dem ich mehr bedeutete. Die Welt.

Dardan hat mir in den letzten Jahren die Welt zu Füßen gelegt. Er hat mir immer wieder gezeigt, wieso ich an seiner Seite bleibe, wieso ich die Frau an seiner Seite bin und wieso er mich liebt.

Drei Jahre und ich weiß, es werden noch weitere folgen.

Heute - nach drei Jahren und vier Monaten - stehe ich mit meinem Zukünftigen am Grab meines Großvaters. Ich bin immer wieder mal hier und erzähle ihm von meinem Leben, das was er alles eigentlich selbst sehen konnte. Aber es ihm selbst zu erzählen, macht mich glücklicher.

Dardan sitzt noch auf der Bank, welche noch immer etwas weiter entfernt steht, aber einen guten Blick auf mich wirft.

„Hey Nonno", lächle ich und lege den Strauß auf die Erde. Heute kann ich mich nicht auf den Boden setzen, denn ich trage ein weißes geblümtes Kleid und will es nicht schmutzig machen. „Ich hoffe du erinnerst dich noch an die ganzen letzten Male, als ich dir von Dardan erzählt habe. Denn ich habe ihn mitgebracht. Das erste Mal in mein Heimatland und er wird von meiner - 'tschuldige - unserer Familie so gut aufgenommen. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass wir verlobt sind."

Ich lächle und blicke kurz über meine Schulter zu meinem Verlobten. Ja, er hat mir vor einigen Wochen einen Heiratsantrag gemacht. Der Antrag war schön und um ehrlich zu sein, habe ich es nicht mal kommen sehen. Denn ich flitzte durch die Stadt zur Bushaltestelle, um mit dem Bus zu Mariele zu gelangen. Und dann saß er dort. An der Bushaltestelle. In einem wirklich teurem Anzug. Ich hätte meinen Bus bekommen können, ich hätte sogar mit dem Auto fahren können. Aber meine Mutter machte mir einen Strich durch die Rechnung und nahm mein Auto an sich.

Dardan machte mir an der Bushaltestelle einen Antrag. Jeder konnte uns sehen. Jeder der im Bus saß, schaute zu uns, einige standen sogar extra auf, um an die Scheiben zu gelangen und es mit zu verfolgen. Sogar der Busfahrer ließ sich Zeit und beobachtete diesen - irgendwie magischen - Moment.

Was mir aber nicht aufgefallen ist, ist, das meine ganze Familie und meine Freunde ebenfalls dort waren. Egzona, Mariele, Micah, Luis und Paolo sprangen auf uns zu, nachdem ich Ja gesagt und ihm um den Hals gefallen bin.

„Rosa ist jetzt auch schon zwei Jahre verheiratet und erwartet ihr zweites Kind, Nonno", lächle ich und blicke wieder zum Grab. „Ich werde Tante und meine Eltern werden wieder Großeltern."

Ich blicke auf den protzigen Ring, welcher in der Sonne funkelt. Eigentlich ist mir ein kleiner Diamant Ring genug, aber mein Verlobter muss es natürlich übertreiben.

„Weißt du, ich hatte immer erwartet, dass ich mit 23 einen Italiener heiraten werde und ein Jahr später ein Kind bekomme", lache ich und schaue auf sein Grabstein. „Aber niemals hätte ich gedacht, dass es anders kommen wird. Das ich jemanden vom ganzen Herzen lieben werde und man mir diese Liebe zurück gibt. Bei uns, bei Dardan und mir, ist es wirklich ein geben und nehmen, Nonno." Ich spiele an meinem Verlobungsring herum und denke an Dardan. Und das obwohl er zehn Schritte von mir entfernt ist. „Ich hätte nicht erwartet, dass ich jemals einen Albaner heiraten werde und meine Eltern ihn noch akzeptieren. Oder seine Eltern mich. Aber sie haben sich sogar mehr gefreut, als wir beide."

„Du hättest dich wahrscheinlich auch gefreut, das weiß ich", ich streiche mir durch meine nun hellbraunen Haare. „Wir ziehen schon übrigens in einigen Monaten zusammen und reden jetzt schon wie verrückt über unsere Zukunft. Er weiß, das ich meinen ersten Sohn nach dir benennen will, aber wir haben uns darauf geeinigt, dass er noch einen zweitnamen haben wird. Aurelio Bekim Mushkolaj."

Ich lächle.

Carla Valentina Mushkolaj.

Es hört sich in meinem Kopf und für meine Ohren noch so ungewohnt an, aber ich habe mir manchmal schon vorgestellt wie es sich anhören würde.

Egal wie dieser Mann mit Nachnamen heißen mag, ich würde ihn annehmen. Denn schon damals habe ich ihm seinen ersten Fehler verziehen und wir haben daran gearbeitet. Wir machten in unserer Beziehung immer wieder Fehler, welche schon fast dazu führten, dass wir uns fast getrennt hätten. Aber einer von uns ließ seinen Stolz beiseite und versuchten es dann zusammen zu klären.

Ich liebe diesen Mann und ich will keinen anderen an meiner Seite. Das kann und will ich mir nicht mal vorstellen.

„Ylli im", vernehme ich dann seine Stimme hinter mir und zucke leicht erschrocken zusammen. Er kniet sich nun ebenfalls neben mir hin und schaut auf das Grab. Dabei zieht er seine Mundwinkel nach oben und legt dann eine Hand an meiner Schulter ab. „Wir müssen langsam gehen."

Ich nicke nur und küsse seinen Kiefer.

„Lass uns los, cuore mio."

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt