Carla.
Ich wollte die Nacht eigentlich bei Micah verbringen, aber Dardan macht mir einen Strich durch die Rechnung. Denn als er die zwei Betrunkenen in das Auto geschleppt hat, drehte er sich zu mir um und sah mich musternd an. Sein Blick war kalt und ja verdammt, emotionslos.
„Du schläfst bei mir oder bei dir zuhause. Such es dir aus."
Und ich habe mich dafür entschieden, Zuhause zu schlafen. Zumindest in diesem Moment. Und er ist mit meiner Entscheidung nicht zufrieden, das merke ich ihm auch an. Aber wenn er sich so benimmt, möchte ich meine Zeit nicht mit ihm verbringen.
Ich weiß nur zu gut, wie Typen dann handeln. Oder zumindest ein Typ. Und ich will einfach nicht den selben Fehler begehen und meine Worte, die ich Egzona und Mariele gesagt habe, bereuen.
Dardan ist nicht wie Riccardo. Ich weiß das. Aber in diesem Moment zweifle ich schon fast daran.
Er half sowohl Micah als auch Mariele zu ihren Wohnungen und er tut mir unglaublich Leid, weshalb ich ein schlechtes Gewissen habe. Mein Freund macht sowohl für mich als auch für meine Freunde, alles was er kann und ich verhalte mich wie ein kleines Kind.
Seufzend schalte ich den Wagen ab, als wir vor seinem Wohnblock halten. Einige Sekunden bleibt es still um uns herum, während ich nach vorne aus dem Fenster starre.
„Es tut mir Leid", flüstert er und will meine Hand nehmen, welche ich einfach zurück ziehe.
Auch wenn ich mich nun entschlossen habe, bei ihm zu bleiben, obwohl er so wütend gewesen ist, bin ich trotzdem nachtragend.
„Valentina", nuschelt er leise und schnallt sich ab. „Hör mir zu."
„Nein Dardan, du hörst mir jetzt zu", sage ich nun lauter und blicke zu ihm. „Du hast mir die ganze Zeit Vorwürfe gemacht, und gewusst, was in mir vor geht und mich nicht mal gefragt, wie es mir geht." Ich seufze laut auf und schüttle enttäuscht mit dem Kopf. „Es ist kein du, kein ich in dieser Beziehung. Sondern ein Wir. Und ich möchte, das wir Uns gegenseitig vertrauen."
Dardan nickt stumm und sieht mich aus seinen großen braunen Augen verständnisvoll an. Wie ich diese unschuldigen Augen liebe. Und auch weiß, dass er nicht so ist, wie er manchmal tut.
„Und ich werde dafür sorgen, dass es nicht raus kommt. Um unser beider Willen", lächle ich ihn dann schwach an und lehne mich zu ihm. Er ist schon bereit dazu - mich zu küssen- doch ich stoppe noch kurz davor. „Du musst mir nur vertrauen, wenn ich mit ihm spreche, okay?"
„Vale", brummt er genervt auf und legt eine Hand an meine Wange. „Ich will nicht, dass du mit ihm sprichst. Er hat dir wehgetan, versucht dich anzumachen und ich hab ihn geboxt. Bitte, tu mir den Gefallen und rede nicht mit ihm."
Grinsend blicke ich ihn an und streife kurz meine Lippen über seine. „Ich hoffe, du weißt, dass ich es trotzdem machen werde."
Sein Daumen streicht über meine Unterlippe, dann sieht er mich wieder an. „Wenn du bei mir bleibst, kannst du es machen, ohne das ich etwas einzuwenden habe."
Lächelnd nicke ich und schließe die letzten Meter zu seinen Lippen ab. Dieses Gefühl seine Lippen zu spüren, macht mich mehr als glücklich. Glücklich zu wissen, dass ich die einzige bin. Dass er meine Gefühle erwidert. Dass er mich ebenfalls liebt.
Wieder einmal vertieft er den Kuss, in dem er mich näher zu ihm zieht und mit seiner Zunge in meinen Mund dringt. Unser Zungen tänzeln miteinander, und ich merke erst viel zu spät, das Dardan seine Hände um meine Hüfte geschlungen hat und mich dann zu ihm auf seinen Schoß zieht.
Es ist eine unbequeme Position und das Auto ist viel zu klein. Zumal ist es Micah's Wagen, aber in diesem Moment denkt keiner von uns daran.
Während mein Freund seine Hände noch immer an meinen Seiten gelegt hat und immer wieder auf und ab fährt, lasse ich meine Arme zu erst um seine Schulter, ehe ich aber mit ihnen zu seinem Nacken wandere und dann über diesen streiche.
Er zuckt wegen meiner Berührung auf und löst sich schwer atmend von mir. „Mein Nacken ist meine Schwachstelle", flüstert er und lässt seinen warmen Atem auf meine Lippen prallen.
Leise kichere ich auf und kraule ihn weiter an dieser Stelle entlang. „Also soll ich aufhören?"
„Nein", antwortet er heiser und küsst mich wieder, jedoch viel zu kurz.
Seufzend steigen wir dann aus dem Wagen, beide aus der selben Tür, was bestimmt für Außenstehende lustig und verstört aussehen mag.
Aber wir können nichts dafür, wenn wir unsere Hände eben nicht bei uns lassen können.
Leise schleichen wir uns durch den Treppenflur hoch in den zweiten Stock. Dardan hat nicht mal das Licht angeschaltet, weil er meinte, dass sein türkischer Nachbar um diese Uhrzeit immer auf ist und ihn manchmal sogar erwischt, wie er nach Hause kommt.
Als er die Tür dann endlich aufgeschlossen hat, stolpern wir in das Innere herein und laufen durch den langen Flur.
„Du kannst dich auf meinem Bett breit machen, ich schlafe auf der Couch", meint er dann nur und schaltet das Licht im Wohnzimmer an.
Verwundert schaue ich ihn an und kreuze meine Arme vor der Brust. „Dein Ernst?", grinse ich ihn frech an und schüttle mit dem Kopf. „Wir haben in Berlin zusammen in einem Bett geschlafen und gerade eben im Auto rumgemacht und jetzt willst du in getrennten Räumen schlafen?"
Dardan fasst sich verlegen an seinen Nacken und nickt leicht auf. „Ja, irgendwie schon", nuschelt er auf und blickt mich dann an. „Tut mir Leid."
Sobald er sich wieder gefasst hat, nimmt er meine Hand und führt mich mit in das Schlafzimmer. Das Zimmer ist in vier Tönen gehalten, schwarz, grau, blau und weiß. Die Wände sind in weiß, außer die Wand hinter dem Bett, dieses wurde in einer grauen Farbe gestrichen, und passt farblich zu der Bettwäsche. Diese ist in graublau gehalten.
Sein Bett ist schwarz und darunter leuchten nun die blauen LED Lichter. An der Decke hängt eine diamantförmige Lampe in Schwarz. An den Wänden zieren sich viele Fotos von ihm und seinen Freunden, von seinen Konzerten und selbst gezeichnete Bilder von ihm.
Auf seinem schwarzen Schreibtisch erkenne ich ebenfalls ein Foto, welches in einem Bilderrahmen gesteckt wurde. Eins von ihm und mir. Wir sitzen in einem Club und schauen uns gerade an. Es ist in Berlin entstanden, dass erkenne ich sofort. Aber keiner von uns hat das Bild gemacht. Es muss jemand gewesen sein, der uns fotografiert hat.
„Wer hat das gemacht?", frage ich ihn und nehme das Foto in die Hand. Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, denn es ist eines der schönsten Neujahre meines Lebens.
„Capi", antwortet er mir, geht auf seinen grauen Schrank zu und wühlt eine Weile in diesem herum. „Ich wusste selbst nicht, dass er ein Bild von uns gemacht hat, aber er hat es mir drei Tage danach geschickt und ich fand es zu schön, um es danach ausdrucken zu lassen."
Wie süß. Wieso, verdammt nochmal, ist mein Freund so süß? Habe ich ihn überhaupt verdient?
„Dir wird von mir zu hundert Prozent keine Jogginghose passen", sagt er dann nuschelnd und dreht sich, mit einem schwarzen T-Shirt in der Hand, zu mir um. „Aber das T-Shirt schon."
„Das passt", lächle ich ihn an und fange das Shirt auf, als er es zu mir wirft und sich dann selbst etwas aus seinem Schrank nimmt. „Du kannst dich hier umziehen, ich geh ins Badezimmer."
Mit diesen Worten verlässt er sein eigenes Schlafzimmer und lässt mich hier stehen.
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𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.
Fanfiction„Ich fick mein Leben." „Während du dein Leben fickst, ficke ich dich." *** Carla Valentina Di Santis ist eine zwanzig jährige BWL Studentin. Seitdem sie 14 ist, hat sie ihr komplettes Leben durchgeplant...