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Carla.

Gerade als ich mit dem Tisch decken fertig wurde, klingelt es an der Tür. Mein Vater sitzt mit Tassilo im Wohnzimmer und Rosa hilft meiner Mutter.

Ich bin ziemlich aufgeregt. Natürlich kennt Rosa ihn und meiner Mutter habe ich vieles über ihn erzählt. Doch mein Vater kennt ihn kein Stück und deshalb habe ich Angst.

Dardan weiß davon Bescheid, dass Tassilo ebenfalls hier ist und ist etwas froh darüber, dass er nicht alleine ist. Das ist er zwar sowieso nicht, denn wir stecken gemeinsam in dieser Sache.

„Ich mache auf", ruft Rosa und flitzt zur Tür. Meine Mutter und ich sehen ihr lachend hinterher.

„Wäre eigentlich besser, wenn du die Tür geöffnet hättest, damit er nicht so nervös ist", lacht sie weiter und stellt die Bruschetta auf den Tisch. Damit würden wir anfangen und ich liebe es jetzt schon. Antipasti eben. Hier und in Italien ein muss.

„Hey Dardan", höre ich meine Schwester aus dem Flur und kann mir ihr breites Grinsen vorstellen. „Für wen ist bitte der Wein?"

Meine Mutter sieht mich schmunzelnd an. Ja, ich habe gestern noch mit Dardan geschrieben, da er ebenfalls etwas mitbringen wollte und hat sich für Schokolade und Wein entschieden. Bei meinen Eltern kann man damit nichts falsch machen.

„Uhh, Ferrero Küsschen", lacht Rosa auf. „Komm ich nehme dir das ab und du kannst Carla einen Kuss geben. Also ein Ferrero."

Mama und ich sehen uns kurz den Tisch an, ehe wir in den Flur treten. Dort sehe ich, wie er eine helle, ausgewaschene Jeans und einen schwarzen Rollkragen Pullover trägt. Seine weißen Nike Schuhe hat er sich schon von den Füßen gestreift und die Jacke, welche er zuvor getragen hat, hängt schon an der Garderobe.

„Dardan", lächle ich und gehe auf ihn zu, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Ich weiß, dass ich es vielleicht nicht vor meiner Mutter machen soll, doch ich kann es nicht lassen. Zu sehr habe ich ihn vermisst.

„Hey ylli im", erwidert er mein Lächeln und drückt mir einen Kuss auf meine Stirn.

Er begrüßt danach meine Mutter und stellt sich ihr vor. Doch sie wäre nicht meine Mutter, wenn sie gesagt hätte, dass sie schon viel von ihm gehört hat. Ziemlich viel.

Neugierig blickt mich der Albaner an, doch ich zucke nur mit den Schultern. Ist doch klar, dass ich mit meiner Mutter über mein Leben spreche.

Danach geht es auch schon weiter zum Wohnzimmer und ich merke, wie nervös Dardan wirkt. Er stellt sich dann meinem Vater und dann Tassilo vor, welcher ihn besänftigend anlächelt. Tassilo beginnt dann auch gleich ein Gespräch mit den beiden und versucht, das mein Freund lockerer wird.

Gott segne meinen Schwager.

Nach weiteren fünf Minuten ruft meine Mutter jeden zum Tisch und jeder nimmt Platz. Dardan setzt sich neben mich, Tassilo neben meine Schwester und meine Eltern sitzen an den Köpfen des Tisches.

Wir beginnen mit Bruschetta und mein Schwager erzählt Dardan dann von seinem Unternehmen, welches er von seinem Großvater - mehr oder weniger - geerbt hat. Auch sagt er dann, dass es eigentlich nie sein Wunsch war, in einem Büro zu arbeiten.

„Was machst du eigentlich beruflich?", fragt mein Vater meinen Freund - nichts ahnend.

Dardan räuspert sich und blickt kurz zu mir. Wahrscheinlich möchte er wissen, ob er es ihm sagen soll, weshalb ich einfach mit den Schultern zucke. „Ich bin Musiker. Also eigentlich würde die Bezeichnung Rapper eher passen."

Erstaunt sieht meine Mutter ihn an, während mein Vater ihn noch immer mit einem ernsten Blick ansieht. „Ist das nicht ein anstrengender Beruf? Mit den ganzen Konzerten, Interviews oder den Tagen im Studio?", hakt er weiter nach und nimmt sich ein weiteres Brot.

Hilfesuchend schaue ich zu dem verlobten Paar, welche mich ebenso verzweifelt ansehen. Aber wir wissen auch, dass mein Vater das nicht macht, um ihn zu verschrecken, sondern weil er den Mann an meiner Seite näher kennenlernen will.

„Ja, eigentlich schon. Jetzt zum Beispiel bereite ich mich auf ein Album vor. Dann läuft die Promo Phase dafür und die erste Single kommt auch schon bald raus. Konzerte gebe ich wahrscheinlich erst am Ende des Jahres und Interviews mache ich mittlerweile selten, da man auf sozialen Netzwerken auch die Möglichkeit hat, sich mit den Fans zu unterhalten", antwortet mein Freund ihm und schaut lächelnd zu mir. „Und zwischen diesen Tagen, nehme ich mir besonders viel Zeit für Valentina."

Das stimmt. Wenn er mal eine Woche nicht kann, sagt er mir gleich Bescheid, damit wir uns für die Woche danach verabreden können. Manchmal auch mehrere Tage hintereinander. Und nach dem Aufenthalt im Studio ruft er mich immer an, mit den Worten, er vermisst mich und will mit meiner Stimme am Handy einschlafen.

Ich weiß wirklich nicht, wie ich diesen Jungen an meiner Seite verdient habe. Doch er ist hier. Bei mir und lässt mich diese Liebe zu mir spüren. Noch nie in meinem Leben bin ich mir nach einer solch kurzen Zeit sicher, dass ich mein ganzes Leben mit ihm verbringen will.

Dann fragt mein Vater ihn aus, wie es ist, wenn man auf der anderen Seite eines Konzertes steht und wie es sich anfühlt und beginnt einfach eine lockere Unterhaltung, was auch den Albaner entspannt. Er spricht über das, was er liebt. Seine Musik.

„Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?", fragt Tassilo dann, als wir mit dem Hauptgang, was aus Tomatenrisotto mit Orangen-Hähnchen bestand, fertig wurden.

Meine Mutter liebt es zu kochen, weshalb sie es heute ziemlich übertrieben hat. Sogar Tiramisu hat sie gemacht.

Grinsend sehen Dardan und ich uns an und zucken mit den Schultern. „Sie hat ihren Bus verpasst und war alleine an der Bushaltestelle. Davor kamen wir kurz ins Gespräch, weshalb ich ihr beim Warten auf den nächsten Bus Gesellschaft geleistet habe."

„Also ein wahrer Gentlemann", lacht meine Mutter und räumt gemeinsam mit mir langsam den Tisch.

„Mehr oder weniger", grinse ich und sehe zu ihm. „Obwohl doch eigentlich schon. Es wäre sonst keiner dorthin gekommen und wahrscheinlich hätte ich mich noch in eine Prügelei verwickelt, ohne dass mir jemand geholfen hätte."

„Warte, wann bist du bitte mit dem Bus gefahren? Du fährst extrem selten mit dem Bus?", fragt Rosa mich und sieht verwirrt zu mir.

Stimmt. Das war ja ihre Schuld, weshalb ich mit dem Bus fahren musste, weil sie meinen Wagen hatte. „Das geht auf dein Konto, Rosalie. Wegen dir habe ich überhaupt erst den Bus verpasst."

Rosa kichert etwas, was die drei Männer nur amüsiert. „Ja, ohne mich wärt ihr jetzt nicht zusammen."

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt