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Carla.

Ab Dienstag lernte ich dann wieder bis Freitag durch, habe mein Handy wieder mal auf Flugmodus geschaltet und komme nicht mehr aus dem Lernen heraus. Ich bin zur Nachteule geworden und schlafe am Tag. Aber das macht mir nichts. Nachts habe ich meine Ruhe vor dem Vorbereitungen der Verlobungsfeier und der Aufregung von Rosa.

Aber da heute Freitag ist und die ganze Familie einen halben Flugzeug besetz, müssen wir diese abholen. Nicht nur Rosa und ich, sondern auch die anderen aus Deutschland kommen zusammen. Wir fahren mit sechs Autos zum Stuttgarter Flughafen. Ja, viele Autos. Aber was soll man machen, wenn 23 Familienmitglieder nach Deutschland reisen.

Zusammen mit Darian und Elian, Roman und Rachele sowie meinem Onkel Salvatore fahren wir zum Flughafen und holen unsere Familie ab. Es sieht bestimmt lustig aus, wie 30 Mann zum Parkhaus laufen, mit mehreren Wägen für die Koffer und den Kindern im Schlepptau.

Nachdem wir alle in den Autos sitzen, fahre ich zu erst Alessandro und seine Verlobte ins Hotel, welche wir für die beiden gebucht haben. Dort laufe ich ganz schnell mit ihnen rein und übersetze. Als die beiden dann die Schlüssel für ihr Zimmer haben, verabschiede ich mich von ihnen und verlasse das Gebäude wieder. Draußen begegne ich sogar Michele und Carlo, welche ebenfalls ein Zimmer hier im Hotel haben. Bei ihnen ist aber Elian dabei, welcher mir kurz zu zwinkert und mit den beiden Jungs zur Rezeption läuft.

Auf den Weg zu Mariele setze ich Paola bei meiner Tante Alessia ab, welche schon ungeduldig am Fenster auf sie wartet. Als dies dann ebenfalls erledigt ist, sitzen Chiara und ich im Wagen und fahren zu Mariele.

Ich habe schon meine Klamotten sowie mein Kleid bei ihr, aus dem Grund, weil sonst keine der Koffer ins Auto passen würde.

„Hast du eigentlich den Stress zuhause geklärt, nachdem du aus Italien zurück warst?", fragt mich Chiara aus dem Nichts und schaut aus dem Wagen. Sie ist nicht das erste Mal hier in Deutschland oder hier in Stuttgart, aber es fasziniert sie immer wieder, wie verschieden Länder sein können.

„Ja, sofort nachdem ich Zuhause angekommen bin", lächle ich vor mich hin und blicke stur auf die Straße. „Wir fahren zu einer Freundin, wo wir übernachten werden. Ihr muss ich sowieso noch einiges erzählen. Und dir kann ich dann auch ein paar Infos darüber sagen."

„Fang am besten jetzt an, ich will die lange Geschichte hören", lacht meine Cousine.

Sofort fange ich an, ich weiß zwar, dass es wirklich lange dauern wird, aber dank dem Freitagsverkehr haben wir genug Zeit dafür.

Irgendwann nach einer halben Stunde kommen wir schließlich bei Mariele an. Geparkt habe ich und Chiara hat ihre kleine Reisetasche ebenfalls aus dem Kofferraum genommen. Noch immer am Erzählen laufen wir zur Haustür und ich klingle bei Marchetti, was auch die Blondine neben mir sieht.

„Marchetti?", fragt sie mich, ehe der Summer betätigt wird und wir in den Hausflur können. „Da kommt man nach Deutschland, denkt man geht in das Haus oder die Wohnung einer deiner deutschen Freunde und dann schleppst du mich ernsthaft zu einer Italinerin?"

„Stai zitta, zoccola!", höre ich Mar von oben rufen und verkneife mir das Lachen. Wahrscheinlich fühlt sie sich direkt angegriffen von den Worten meiner Cousine. „Ich reiß ihr gleich ihren italienischen Arsch auf."

Überrascht schaut Chiara mich an und lacht laut los. „Deine armen Nachbarn", ruft Chiara zurück und folgt mir die Treppen hinauf. Als wir dann vor der Tür von Mariele stehen, ist sie nicht zu sehen. „Wo's sie jetzt? Ich hatte mich auf meine Vergrößerung ge-"

Und dann steht sie dort, so wie ich meine beste Freundin eben kenne. Mit einem pinken gestreiften Pyjama bis hoch zum Bauchnabel gezogen, einem weißen, bauchfreien Top, wobei man dank des Pyjamas kaum was von ihrer Haut zu sehen bekommt, und weißen Kuschelsocken mit Einhörnen abgebildet. Die Socken hat sie über die Hose gezogen, sodass es sie nicht stören kann. Ihre Locken hat sie zu einem Dutt gebändigt. Doch was mich letztendlich zum Lachen bringt, ist der Holzlöffel in ihrer rechten Hand.

Aber lange kann ich nicht lachen, denn ihr Blick ist finster. „Oh shit", nuschle ich und flüchte an ihr vorbei.

„Ja, bitch. Renn um dein Leben", ruft sie mir nach, während ich mich im kleinen Badezimmer verstecke. Im Dunkeln.

„Was ist denn los?", höre ich von draußen meine Cousine fragen.

„Deine süße Cousine hat uns vor ein paar Wochen wegen eines Kerls verraten, dann sehe ich auf so einer deutschen Instagram Seite für Rapper, das sie gestern kurz gesichtet wurden", erklärt Mariele ihr und ich bleibe etwas verwirrt im Badezimmer. Moment, man hat uns gesehen? Wo? Wann? Und verdammte kacke, wie? „Die Nutte, hat uns wieder versetzt!"

„Ich hab keine Ahnung wovon du sprichst", schieße ich zurück und schlage gegen die Tür. „Und wo zur Hölle hast du das bitte gelesen?"

DeinUpdate? Mädchen, wenn du schon kein Instagram hast, dann lade dir verdammt noch mal diese verfickte App herunter!", schreit sie zurück.

„Chillt mal", lacht Chiara und ich kann mir ihr Grinsen nur all zu gut vorstellen. „Carla, Passerotta. Seit wann hast du einen Freund?"

„Ich hab nicht mal einen Freund!"

„Ja, weil er eine Pussy ist und dich noch nicht mal geküsst hat. Der will safi nur Cookie von dir!", brüllt sie und spricht den letzten Satz auf deutsch. Okay, Cookie. Das hat sie mir mal erklärt. Und moment, safi?

„Cookie? Wieso? Hat er Hunger?", frage ich dumm nach und lehne mich gegen die Tür.

„Loch Mädchen, Loch!", sagt sie nur, bis es schließlich wieder an der Haustür klingelt. Eigentlich eine gute Gelegenheit um raus zu kommen. Aber Mariele ist noch immer wütend und ich habe echt Angst vor diesem Holzlöffel. „Oh mia rosa. Endlich bist du da", höre ich Mariele wieder mit ruhiger Stimme und dann wie sich die Tür schließt. „Hast du schon das neuste gehört? Dardan und Carla haben sich getroffen. Am Montag oder so."

„Dardan, was ist das denn bitte für ein Name?", lacht Chiara. Es klopft an meiner Tür. „Hey, sag mal. Wie lange willst du da bleiben? Weil wenn es das einzige Badezimmer ist, dann müsste ich echt dringend mal auf Klo."

„Noch ein paar Minuten."

„Ich hab Dardan letztens eingeladen", höre ich Rosa und reiße die Augen sowie die Tür auf.

„Du hast bitte was getan?", schreie ich.

„Ich hab Dardan eingeladen. Auf die Verlobung", wiederholt Rosa sich und lächelt mich an. „Aber er hat dankend abgelehnt und meinte, das er es lieber langsam angehen will und unsere Eltern sowie die ganze Familie nicht direkt auf einem Haufen treffen will. Vor allem nicht die aus Italien."

Aw, mein Baby. Moment stop. Ich sollte aufhören, ihn immer wieder so in Gedankem zu nennen.

„Ahhh verdammt, Mariele, das tat weh!", stöhne ich schmerzvoll auf und halte mir einen Arm fest, auf welchen sie mit dem Holzlöffel geschlagen hat. „Wieso tust du das?"

„Weil es mich befriedigt", grinst sie mich nur an.

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt