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Carla.

Der Taxifahrer ist ein Türke. Egzona hat ihm ihre Adresse gegeben und somit beschlossen, dass ich heute bei ihr schlafe. Und obwohl er ein Ausländer ist, redet er kaum mit uns.

Egzona verhält sich die ersten Minuten ruhig, bis sie sich zu mir dreht. „Was war da los, Carla? Was sollte die Scheisse und wieso lässt du Dardan da einfach stehen und sagst ihm nicht mal Tschüss? Was sollte das für eine Hoe Aktion?"

„Bitte?", gebe ich erschrocken von mir und sehe sie mit offenem Mund an. „Was für Hoe Aktion? Ich musste da einfach so schnell wie möglich raus."

„Und weshalb bitte? Sag mir einen triftigen Grund und ich vergesse es vielleicht", zischt sie enttäuscht und verschränkt ihre Arme vor der Brust.

Ich nehme einen tiefen Atemzug und schaue aus dem Fenster. „Micah hat Riccardo gesehen und mit ihm gesprochen. Ich glaube sogar, es ist fast ausgeartet, wenn Mariele nicht dazwischen gegangen wäre. Ich.. ich hab ihn nicht ganz gesehen, aber dafür sein Tattoo." Ich blicke zu meiner besten Freundin, welche mich stumm und nun weicher anschaut. „Das ich raus gerannt bin, war mein erster Gedanke. Ich musste einfach flüchten, Egzona. Ich kann nicht mehr länger als fünf Minuten mit ihm in einem Raum bleiben. Es hat mir schon gereicht, dass er mich im Kiosk gesehen hat, aber in dem Club wollte ich es vermeiden."

Egzona seufzt auf und rutscht zu mir. Sie nimmt meine Hände in ihre und sieht mich lächelnd an. „Du musst endlich aufhören vor deinen Problemen wegzurennen und dich ihnen endlich stellen. Irgendwann wird es Dardan satt haben oder deine Probleme werden sich häufen und es wird dir zum Verhängnis", sagt sie lächelnd und küsst dann meine Stirn. „Er wird dich fragen, was los war und das sollte endlich der Grund dafür sein, das du es ihm erzählst. Okay?"

„Okay", nicke ich und lehne mich an die Schulter meiner Freundin. „Okay."

***

Ich schlief lange. Ziemlich lange. Aber das ist für mich nichts Neues. Egzona liegt schon wach neben mir und an ihrem Handy. Ihre braunen Haare hat sie zu einem unordentlichen Dutt gebunden und um ihre Lippen ziert sich ein Lächeln. Es ist ein schöner Anblick, die beste Freundin am Morgen so glücklich zu sehen.

„Guten Morgen", gähne ich, noch immer verschlafen und strecke mich leicht.

„Guten Morgen, Zemer", lacht sie und schaut dann zu mir. „Ein Wunder das du noch am Schlafen warst."

Verwirrt schaue ich sie an. „Was meinst du?"

„Naja ich bin seit acht Uhr wach, eigentlich konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen, weil deine Chaya dir geschrieben hat", lacht sie. „Nimm's mir nicht übel, aber ich hab kurz auf dein Display geschaut, deshalb weiß ich auch, das es Dardan ist. Er hat gefühlte 20 Mal angerufen und dir Unmengen an Nachrichten geschrieben. Er wirkt.. verzweifelt."

Seufzend drehe ich mich um und gable mein Handy vom Boden auf. Sofort schaue ich auf die Nachrichten, die er mir geschrieben hat. Er wirkt zwar wirklich verzweifelt, aber im ersten Moment eher wütend. Auf mich.

von Dardan:
dein beschissener ernst, carla? dein ernst? was sollte die scheisse? was rennst du einfach weg, ohne was zu sagen und steigst dann einfach in ein taxi ein, obwohl DU MICH GESEHEN HAST?

ruf an, sobald du angekommen bist, ich will verdammt noch mal eine erklärung haben.

ich fasse es einfach nicht, wie kann man nur so sein? wieso rennst du jedes mal weg?

hallo??

okay, hab ich irgendwas falsches gesagt? oder gemacht?

valentina bitte, ruf an. ich mach mir sorgen.

ich will einfach nur wissen, ob es dir gut geht, sonst rufe ich jeden zusammen und lasse nach dir suchen.

jo ok.

gute nacht, hab schon von micah erfahren, das du bei egzona bist.

danke fürs bescheid geben.

Verdammt. Selbst ihm ist es aufgefallen. Aber es wundert mich nicht. Jedem fällt es auf und ich bin einfach Schuld.

„Mariele hat übrigens heute um vier Uhr morgens angerufen", berichtet Egzona mir, was mich zu ihr aufblicken lässt. „Das war eine halbe Stunde, nachdem wir den Club verlassen haben und zehn Minuten, nachdem wir bei mir angekommen sind."

„Was sagt sie?", frage ich sie und setze mich nun auf.

„Sie ist erstens richtig angepisst, dass wir abgehauen sind, aber hat es letztendlich verstanden", lacht sie. „Und dann hat sie mir erzählt, das Riccardo rausgeworfen wurde, Micah ihm hinter her. Sie haben wohl für einen Monat Hausverbot." Sie zuckt leicht mit ihren Schultern und legt ihr Handy weg. „Draußen vor dem Club, hat Riccardo wohl ein paar abwertende Kommentare über dich gesagt, aber auf italienisch. Micah sei wohl komplett ausgerastet und wollte auf ihn los gehen, aber Paolo und Dardan haben ihn zurück gehalten und Mirlind hat Riccardo zurück gezogen."

„Weiß er..", fange ich an und schaue sie mit großen Augen an.

„Nein, er weiß von nichts. Weder Mariele noch die Jungs oder Ric haben etwas erzählt", schaut sie mich an und steht schließlich auf. „Frühstück?"

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt