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Carla.

Ich laufe in Mariele's Schlafzimmer auf und ab. Es ist schon nach Mitternacht, vielleicht sogar noch später. Chiara, Mariele und Egzona sind im Wohnzimmer und unterhalten sich so gut es eben geht. Ich habe ihnen gesagt, dass ich noch telefonieren muss, was meine zwei besten Freunde verstanden haben. Aber ob Dardan noch wach ist? Keine Ahnung, bestimmt und falls nicht, dann wecke ich den Jungen wahrscheinlich auf.

Aber ich muss es ihm so schnell wie möglich sagen, bevor meine Oma mich jeden Tag fragt, wann sie ihn kennenlernen wird. Und sie wird es so lange tun, bis ich ihr einen Tag sage.

Irgendwann, nach zehn Minuten, finde ich schließlich meinen Mut und rufe den Albaner an, ohne zu wissen ob er überhaupt wach ist. Ein paar Mal klopft es an seinem Handy an, bis die Mailbox ertönt. Seufzend versuche ich es wieder, bis er nach drei mal klingeln abhebt.

„Hallo?", höre ich seine verschlafene Stimme und habe sofort ein schlechtes Gewissen. Ich habe ihn tatsächlich geweckt.

„Scheisse, du schläfst", sage ich sofort und will eigentlich auflegen, doch höre ein Rascheln von der anderen Seite des Telefons.

„Ne ist okay", meint er dann und seufzt etwas auf. „Was ist los? Geht's dir nicht gut? Oder hast du mich wieder vermisst?"

„Doch doch, mir geht's gut, Dardan", antworte ich ihm, schon fast zu schnell und fahre mir nervös durch die Haare. „Ehm, es geht um etwas, was dich betrifft.."

Es ist eine kurze Weile still zwischen der Leitung. Nur sein Atem ist zu hören und das macht mich nervös. „Sprich weiter oder soll ich deine Gedanken lesen?" Lachend setze ich mich auf das Bett und überlege wie ich anfangen soll. Und als ich dachte, ich hätte die passenden Worte, spricht Dardan in den Hörer. „Hallo? Bist du eingeschlafen?

„Nein, nein", lache ich wieder und lasse mich nach hinten fallen. „Meine Nonna ist in Deutschland."

„Und?", gibt er sofort zurück. Ich kann aus diesem einfachen Wort nicht heraus hören, wie er es meint.

„Und sie will den Jungen kennenlernen, der mich glücklich macht", spreche ich weiter und merke selbst, dass ich leicht lächeln muss.

„Dann ruf deinen Ex oder Micah an", meint er ernst und lässt mich stutzen. Ist das sein Ernst? Wie kann er das bitte sagen?

„Dardan, ist das-"

Er beginnt plötzlich an zu lachen, einfach so. „Das war Spass, ylli im." Klar, Spaß. Wenn er wissen würde, das meine Nonna Micah bereits schon kennt und mit Riccardo nichts zu tun haben will, weil er eben ein Arschloch ist, dann würde er sowas nicht sagen. „Sie will also den Jungen kennenlernen, der ihr Sternchen glücklich macht, hm?"

„Ja, Dardan", seufze ich genervt auf und lege meinen freien Arm auf mein Gesicht.

„Okay."

Sofort setze ich mich auf und schaue das Fenster gegenüber des Bettes an. Hat er gerade echt okay und somit dem Treffen mit meiner Nonna zugesagt? Was passiert hier?

„Okay?"

„Ja, Vale. Ich sagte okay", lacht er leise auf und macht eine kurze Pause. „Ich hab deine Schwester kennengelernt, dann deine drei wichtigsten Freunde. Und wenn ich deine Familie kennenlernen soll, dann fange ich eben mit deiner Oma an."

„Das..", fange ich an und komme nicht mehr aus dem Lächeln heraus. „Danke Dardan, du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet. Vor allem weil ich nicht wusste, wie du reagieren würdest."

„Alles gut, Vale", sagt er mit einer beruhigenden Stimme, welche mir Gändehaut macht. „Aber wenn du gesagt hättest, dein Vater will mich kennenlernen, dann wäre ich schon nach Kosovo geflüchtet."

„Päh", gebe ich einen Laut von mir und lache dann. „Kannst du mir dann sagen wann du Zeit hast?"

„Mache ich", erwidert er mir. „Suchst du dann den Ort aus? Weil ich weiß nicht, wo deine Oma am liebsten hin will und wo es am besten wäre sich zu treffen."

Am liebsten wäre es mir ja, wenn es zuhause wäre, aber die Familie ist da und das würde nicht so gut klappen. Also gehe ich jetzt schon in Gedanken durch, wo es sein könnte.

„Wir sehen uns, Dardan."

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt