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Carla.

Dezember. Für viele von uns ist es eine der schönsten Monate, denn Weihnachten steht kurz vor der Tür. Und auch wenn es für die meisten Familien nur noch um Geld und Geschenke geht, freue ich mich umso mehr auf die Familie.

Wir treffen uns nicht oft. Zu Geburtstagen, Hochzeiten oder wenn wir mal zum Essen eingeladen werden. Aber letzteres kommt vielleicht drei Mal im Jahr vor.

Dennoch, heute ist der erste Samstag in diesem Monat und Egzona und Mariele haben es sich zur Aufgabe genommen, meine Eltern zum Feiern zu überreden und danach mich. Meine Eltern haben sie dazu bekommen. Mich noch nicht.

„Jetzt gib dir mal einen Ruck, Carla", jammert Egzona schon fast und rüttelt an meinen Schultern. „Du sitzt seit Wochen nur in deinem Zimmer und -"

„Triffst dich lieber mit einem albanischen Asino als mit uns", unterbricht Mariele sie schon fast beleidigt. Diese liegt auf meinem Bett und feilt sich ihre Nägel zurecht.

„Meine Nonna wollte ihn kennenlernen?", sage ich und drehe mich auf meinem Stuhl zu ihr um. „Es tut mir Leid, wenn ich euch vernachlässige, aber ich bekomme halt nicht alles unter eine Haube."

Egzona lächelt mich nur an und läuft auf meinen Schrank zu. „Ein Abend, Carla. Gib uns nur einen Abend."

„Du wirst es nicht bereuen", grinst nun auch Mariele und setzt sich auf, um ebenfalls einen Blick in den Schrank zu werfen.

„Und wohin geht es dieses Mal?", frage ich dann ergeben und klappe mein Buch zu.

„Ins Penthouse", antwortet Egzona mir und schaut sich meine Klamotten an. „Ich werde einfach nicht fündig."

„Stopp, wir wollen in den Kinderpuff? Ernsthaft?", sehe ich beide fragend und zugleich entsetzt an. Als ich das sage, drehen beide ihre Köpfe zu mir um und Egzona zieht eine Augenbraue hoch.

„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Mariele und ich sehen auch aus, als würden wir gleich in den Puff gehen", gibt sie zischend zurück und schaut wieder in den Schrank.

Und dann mustere ich ihre Klamotten. Mariele hat ein gelbes Off-The-Shoulder Kleid an, welches ihre Kurven wirklich schön betont.

Egzona dagegen hat es mal wieder komplett übertrieben und trägt ein wirklich kurzes, schwarzes Kleid, mit dünnen Trägern und einem V-Ausschnitt. Dies kombiniert sie mit einem weißen Pelzmantel.

„Ihr seht aus wie Kahis", kommentiere ich ihre Outfits, doch sie erwidern nichts darauf.

„Denk dran, sie muss gut aussehen", sagt Mariele zu Egzona, welche einfach nur nickt und endlich etwas aus dem Schrank nimmt. „Und Carla, dein Outfit wird unseres sicher übertreffen."

„Mein-"

„Dein Vater wird dich schon so rauslassen, keine Sorge", lacht Egzona und schüttelt mit dem Kopf. „Können wir zu mir? Ich finde einfach nichts!"

„Wir kommen zu spät und bekommen dann den Tisch nicht mehr", sagt Mariele und setzt nun auf. „Die anderen werden wieder warten und das diesmal wegen ihr und ihrem Schrank."

„Kann ich nicht einfach eine Caro-"

Stai zitta, Carla", zischt Mariele mich an und steht nun selbst auf. Wow, das muss wohl was ernstes bedeuten.

„Okay, während ihr dann ein Outfit raus sucht, fange ich mit dem Schminken und Haare machen an", schlage ich kleinlaut vor, welches sie mit einem Nicken quittieren.

„Das?", höre ich Mariele, was Egzona anscheinend mit einem Nicken bestätigt. Ich sehe nichts mehr, was hinter meinem Rücken passiert, aber ich verlasse mich auf meine Freundinnen. „Kennst du diese Bilder auf Instagram, wo die immer so Outfits vorstellen, dies das?"

„Ich glaube, ich weiß worauf du hinaus willst", vernehme ich die Stimme von meiner albanischen Freundin und kann mir schon ihr breites Grinsen vorstellen. „Aber sie hat so ein Teil sowieso nicht hier. Und glaub mir, er wird ausflippen, wenn er sie so sieht."

„Er hat nichts zu melden", lacht Mariele. „Als ob unsere Carla sich was sagen lässt."

„Ihr wisst schon, dass ich noch hier im Zimmer bin oder?", schmunzle ich vor mich hin und versuche gerade einen Wing zu ziehen. Es kostet mich sehr viel Mühe, den sowas mache ich nicht oft.

„Ja wissen wir", lacht Egzona ebenfalls und huscht an mir vorbei aus meinem Zimmer.

„Wohin geht sie?", frage ich Mar und drehe mich zu ihr um.

„Mach du mal lieber weiter, du Panda", grinst sie mich an.

Seufzend drehe ich mich wieder um und mache am anderen Auge weiter. Fünf Minuten später kommt dann Egzona mit meiner Schwester rein. Beide haben etwas in ihren Händen. Egzona hält Schuhe und anscheinend ein Oberteil in der Hand, während meine Schwester einen roten dicken Cardigan in der Hand hält.

„Was ist das?", frage ich meine beste Freundin und will nach dem Oberteil greifen, doch sie weicht mir aus. „Okay, dann eben nicht."

„Du wirst so sexy aussehen, Carla", ruft Egzona einfach und geht auf Mariele zu. „Wir sind einfach Killer."

„Ja, weil ihr euch an meinen Schrank bedient habt", lacht Rosa und wirft den Cardigan auf mein Bett. „Ich wünsche euch viel Spaß, Mädels. Und trinkt nicht zu viel."

Mit diesen Worten verschwindet sie wieder aus meinem Zimmer und lässt mich mit den zwei Verrückten alleine.

„Haare schon fertig, Frau Di Santis?", fragt Mariele mich und kommt auf mich zu um mit meinen Haaren zu spielen. Sie fallen mir in leichten Wellen über meine Schulter. Will ich überhaupt was an meinen Haaren machen? „Ich mache dir ein paar Locken rein, aber nicht so viele, damit es natürlicher wirkt, okay?"

Ich nicke nur, eine andere Wahl habe ich sowieso nicht mehr.

𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt